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Samstag, 12. Mai 2012

Steht der 3. Weltkrieg bevor? Teil 07


Der letzte Artikel (1) der Besprechung von Michael Chossudovskys Buch (2) endete mit den neuen Atom-Doktrin der USA, und der neuen Führungsstruktur. Diese basiert nicht mehr auf einem vollkommen getrennten Nuklear-Kommando und regionalen Kommando-Einheiten für die konventionelle Kriegsführung. Die neue Struktur erweitert die Aufgabe der Nuklear-Kriegsführung um die Aufgabe der Planung und Führung von Kriegen, die gemischte Einsätze von Atomwaffen und konventionellen Waffen vorsehen. Und Chossudovsky beschreibt die neuesten Manöver, die ausdrücklich von einem Szenario ausgehen, bei dem sich regionale Konflikte zu einem globalen Krieg entwickeln, der durch die USA und ihre Verbündeten führ- und gewinnbar ist. Eine entscheidende Frage ist, wer den Einsatz von so genannten „taktischen“ Atomwaffen freigeben wird. Bisher hörte man von Chossudovsky, dass die Freigabe weitgehend bei regionalen Kommandeuren liegen würde, sobald einmal die grundsätzliche Möglichkeit vom Präsidenten erteilt wurde. Chossudovsky geht hier noch einmal näher darauf ein.

DIE GENEHMIGUNG FÜR ATOMWAFFENEINSATZ

Chossudovsky schreibt, dass die Planungen der Luftangriffe auf den Iran schon Mitte 2004 begonnen hätten, und zwar zur Detaillierung des CONPLAN 8022 von Anfang 2004. Im Mai 2004 wurde die „National Security Presidential Directive“ „NSPD 35 entitled Nuclear Weapons Deployment Authorization“ (3) veröffentlicht. Der Inhalt dieses höchst brisanten Dokuments wird als sorgsam gehütetes Staatsgeheimnis behandelt. In den Medien konnte man nichts über NSPD 35 lesen, ebenso wenig über eine Kongressdebatte darüber. Obwohl der Inhalt geheim ist, besteht die Vermutung, dass NSPD auch die Anwendung von taktischen Atomwaffen im Mittleren Osten in Einklang mit CONPLAN 8022 enthält.

Damit hat Chossudovsky keinen Beweis vorgelegt, sondern eine Vermutung. Er vermutet, dass die Planung der Bombardierung des Iran Atomwaffen vorsieht, weil der Plan als Detaillierung von CONPLAN 8022 bekannt wurde, und letzterer den Einsatz von Atomwaffen vorsieht. Warum, so die Annahme, besteht die Notwendigkeit, eine Anordnung für Atomwaffenanwendung herauszugeben, wenn eine Anwendung nicht beabsichtigt ist. Chossudovsky schreibt dann weiter:
„Nach der Bekanntmachung von NSPD (Nuclear Weapons Deployment Authorization) 35, vermutete ein türkischer Pressebericht, dass das US Militär „Taktische Atomwaffen vom Typ B61 in den südlichen Irak gebracht hat, als Teil des Plans, den Iran von dort zu bombardieren, oder für den Fall, dass der Iran auf einen Angriff Israels auf die iranischen Nuklearanlagen antwortet“. (4) Der Bericht von Yeni Safak vermutet, dass zuerst konventionelle Waffen eingesetzt, und dann, falls der Iran nach Angriffen Israels zurück schlägt, taktische Atomwaffen vom Typ B61 eingesetzt werden. Dieses Zurückschlagen mit „Mini Nukes“ wäre in Einklang mit den Leitlinien sowohl der „Nuclear Posture Review“ von 2001 als auch der NSPD 17.“
ISRAELS ATOMWAFFEN- UND KONVENTIONELLES ARSENAL

Aber nicht nur die USA verfügt über Atomwaffen, erwähnt Chossudovsky. Er beschreibt, dass Israel Teil der militärischen Allianz ist, und dazu bestimmt, eine wichtige Rolle bei dem geplanten Angriff auf den Iran zu spielen. (5, 6, 7) Die erste Bestellung für BLU 109 Bomben stammen aus dem September 2004. Im April 2005 bestätigte Washington die Lieferung von 100 noch weiter entwickelteren Bunkerbrecherbomben vom Typ GBU-28, die von Lockheed Martin produziert wurden. (8) Die GBU-28 wird beschrieben als „eine 5000 Pfund lasergestützte konventionelle Bombe, die einen 4.400 Pfund Gefechtskopf trägt“. Die Bombe war im Irakkrieg eingesetzt worden.
„Das Pentagon stellte fest, dass der Verkauf  von 500 BLU-109 Gefechtsköpfen an Israel dazu diente, strategischen und taktischen Zielen der US zu nutzen …  Montiert auf Raketen mit von Satelliten gestützten Zieleinrichtungen, könnten die BLU-109s von F15 oder F16 Jets abgefeuert werden. Flugzeuge aus US-Produktion, die in der Luftwaffe Israels zum Einsatz kommen. Dieses Jahr erhielt Israel die erste Flotte von 102 Langstreckenbombern vom Typ F16Is aus Washington, dem Hauptverbündeten. „Israel wird sehr wahrscheinlich auch eigene Bunkerbrecher produzieren, aber sie werden nicht so robust sein, wie die 2.000 Pfund (910 kg) BLUs“, erläuterte Robert Hewson, Redakteur von Jane’s Air-Launched Weapons gegenüber Reuters.“ (9)
Chossudovsky schreibt dann, dass kein Bericht bestätigt, dass Israel die thermonukleare Versionen der Bunkerbrecherbomben gelagert hat. Und es wiese auch nichts darauf hin, dass Israel selbst solche Bomben mit Atomsprengköpfen entwickelt hätte. Er erwähnt aber, dass die Lieferung von Bunkerbrecherbomben durch die USA kurz nach der Bekanntgabe des NPSD35 im Mai 2004 erfolgte. Er fährt dann fort:
„Israel besitzt 100 bis 200 strategische Atomsprengköpfe. Im Jahr 2003 bestätigten Washington und Tel Aviv, dass sie darin kooperierten, „von den USA gelieferten Harpoon Cruise Missiles, die mit atomaren Sprengköpfen bestückt werden können, in Israels U-Boot-Flotte der Dolphin-Klasse einzusetzen“ (10)  Im Kontext der Vorbereitungen für Luftangriffe gegen den Iran hat Israel zwei neue deutsche U-Boote erhalten, die „atomar bewaffnete Cruise Missiles für ein „Zweitschlagsszenario“ zur Verfügung stellen“. (11)
Israels taktische Nuklearfähigkeiten sind nicht näher bekannt. Israels Teilnahme an Luftangriffen würde auch wie eine Bombe im ganzen mittleren Osten einschlagen. Das wiederum zweifelsohne zu einer dramatischen Eskalation, mit einer Kriegszone, die sich zunächst in den Libanon und Syrien erstrecken könnte. Die gesamte Region vom östlichen Mittelmeer bis Zentralasien und bis an Afghanistans westlichen Grenzen wäre betroffen.“
DIE ROLLE WESTEUROPAS

Verschiedene westeuropäische Länder, die offiziell als „Nichtnuklearstaaten“ angesehen werden, besitzen taktische Nuklearwaffen aus US-Beständen, die vom Pentagon geliefert wurden. Die USA hat ca. 480 B61 Thermonuklearbomben an fünf Nicht-Atomstaaten der Nato geliefert. Darunter waren Belgien, Deutschland, Italien, die Niederlande und die Türkei, sowie ein Nuklearland, Großbritannien. Chossudovsky ist der Meinung, der sich mehrere unabhängige Fachleute längst angeschlossen haben, dass dies ein Verstoß gegen die Weiterverbreitung von Atomwaffen ist, und dass die USA dadurch aktiv gegen den Atomwaffensperrvertrag in Europa verstoßen habe.
„Als Teil von Europas Lagerung, hat die Türkei, die ein Partner in der von den USA angeführten Koalition zusammen mit Israel gegen den Iran ist, ca. 90 Atomwaffen vom Typ B61 Bunkerbrecher auf der Basis Incirlik im Besitz. (12)
Unbestätigte Berichte lassen vermuten, dass die Anzahl der taktischen Nuklearwaffen, die in Westeuropa stationiert worden, auf 200 bis 250 Exemplare reduziert wurden. Einige scheinen außer Betrieb genommen worden zu sein, andere wurden vermutlich als Teil der Lagerhaltung aus Westeuropa nach Militärbasen im Mittleren Osten und Zentralasien gebracht. Dort sind sie Teil der „Nuclear Weapons Deployment Authorization 35“ (NSPD 35) … Die NATO sieht diese Waffen als Teil des konventionellen Arsenals an:
„Die Bomben werden als taktische Atomwaffen bzw. Schlachtfeldwaffen angesehen – im Gegensatz zu strategischen oder Langstrecken-Atom-Waffen – weil sie dazu bestimmt sind, auf angreifende Armeen, nicht auf Städte eingesetzt zu werden. Infrastruktur oder Industrieanlagen können für strategische Raketen und Bomben zum Ziel werden.“ (13)
Chossudovsky schreibt, dass Atomwaffen heute eher als Defensivwaffen bezeichnet werden, statt Offensivwaffen. In einer verdrehten Logik würde die NATO taktische Atomwaffen verbreiten, um die kollektive Sicherheitsdoktrin der Allianz zu unterstützen.

Die Lagerung und Bereitstellung von B61 in Ländern Westeuropas in Übereinstimmung mit der US- und NATO-Politik wären nach Chossudovskys Ansicht als Nachschub für die Bekämpfung von Zielen im Mittleren Osten gedacht. Darüber hinaus könnten diese Bomben, in Übereinstimmung mit den „NATO strike plans“, die in Nichtnuklearstaaten gelagert werden, „gegen Ziele in Russland oder Ländern des Mittleren Ostens sowie Syrien und den Iran eingesetzt werden“. (14) Teilweise aus der Geheimhaltung entlassene Papiere würden dies lt. Chossudovsky bestätigen:
„Mitte der 1990er Jahre wurden Vereinbarungen getroffen, die den Einsatz von US-Atomstreitkräften außerhalb der Zuständigkeit des US European Command (EUCOM) ermöglichten. Als Ergebnis dieser Verhandlungen unterstützt EUCOM die atomaren Missionen von CENTCOM im Mittleren Osten, darunter potentiell auch gegen den Iran und Syrien.“ (15)
Chossudovsky weist darauf hin, dass keine andere Nuklearmacht, außer der USA, „Atomwaffen an Nicht-Nuklearmächte geliefert hat“. (16) Während diese „Nichtnuklearstaaten“ immer wieder Teheran beschuldigen, Atomwaffen zu entwickeln, ohne dafür einen Beweis zu liefern, sind längst B61 taktische Atombomben unter nationalem Kommando gegen den Iran gerichtet: Ein klarer Fall von Heuchelei durch die Internationale Atomkontrollbehörde und die „Internationale Gemeinschaft“, wie Chossudovsky schreibt.

DEUTSCHLAND – DEFACTO ATOMMACHT
„Unter den fünf „Nichtnuklearstaaten“, deutet alles darauf hin, dass „Deutschland das am stärksten mit Atomwaffen ausgerüstete Land mit drei Atomwaffenbasen ist (von denen zwei voll einsatzfähig sind). Und diese können mehr als 150 [B61 Bunkerbrecher] lagern“. (15) In Einklang mit „NATO- Kampfplänen“ (wie oben erwähnt) sind diese Waffen auch auf den Mittleren Osten gerichtet. Während Deutschland offiziell keine Atommacht ist, produziert es doch Atomsprengköpfe für die französische Marine. EADS (16) (The European Aeronautic Defense and Space Company), ein französisch-Deutsch-Spanisches-Joint-Venture, das von der Deutschen Aerospace kontrolliert wird, ebenso wie durch die mächtige Daimler Gruppe, ist Europas zweitgrößter Rüstungshersteller. Die Gruppe liefert die M51 Atomraketen an Frankreich.“
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(1) Bisher veröffentlicht:
Einführung http://jomenschenfreund.blogspot.de/2012/05/steht-der-3-weltkrieg-bevor_04.html
Vorwort : http://jomenschenfreund.blogspot.de/2012/05/steht-der-3-weltkrieg-bevor-teil-01.html
Kap.1: http://jomenschenfreund.blogspot.de/2012/05/steht-der-3-weltkrieg-bevor-teil-03.html
Kap.2: http://jomenschenfreund.blogspot.de/2012/05/steht-der-3-weltkrieg-bevor-teil-03_06.html
Kap.2: http://jomenschenfreund.blogspot.de/2012/05/steht-der-3-weltkrieg-bevor-teil-04.html
Kap.2: http://jomenschenfreund.blogspot.de/2012/05/steht-der-3-weltkrieg-bevor-teil-05.html
Kap.2: http://jomenschenfreund.blogspot.com/2012/05/steht-der-3-weltkrieg-bevor-teil-06.html

(2) Towards A World War III Scenario, Michael Chossudovsky, Global Research 2012, ISBN 978-0-9737147-5-3 -- USA: US-Dollar 15,95, Amazon: 11,80 Euro. http://www.amazon.de/s/ref=nb_sb_noss?__mk_de_DE=%C5M%C5Z%D5%D1&url=search-alias%3Daps&field-keywords=9737147-5-3+&x=0&y=0

(3) http://www.fas.org/irp/offdocs/nspd/ Leider ist die 35er nicht online verfügbar.

(4) Ibrahim Karagul, “The US is Deploying Nuclear Weapons in Iraq Against Iran”, YeniSafakk.com, 20.12.2005, zitiert in BBC Monitoring Europe. Recherche: Der Artikel wurde auch von Al Jazeera erwähnt. Aber der komplette Artikel ist nicht im Internet verfügbar.

(5) Selbst recherchiert. http://www.fas.org/irp/offdocs/nspd/nspd-17.html  Hiervon gibt es allerdings eine Version die als geheim deklariert und nicht veröffentlicht ist. Im Prinzip wird gesagt, dass jede Maßnahme angewandt wird, um in einem Krieg zu gewinnen. Dazu gehören auch taktische Atomwaffen. Als Begründung im Fall des Iran würde die USA a) die Verhinderung der Verbreitung von Atomwaffen und b) die Verteidigung eines verbündeten Staates gegen Angriffe, dem Dokument entnehmen.

(6).Verweis auf einen Artikel von Chossudovsky vom 3. Januar 2006. http://www.globalresearch.ca/index.php?context=viewArticle&code=%20CH20060103&articleId=1714 Der Artikel enthält u.a. Hinweise auf an Israel verkaufte Waffen und mögliche Mikrokriegsszenarien nach Planspielen in Manövern als Folge.

(7) Washington Post, 06.01.2006 – Eigene Recherche: Wird auch in Wikipedia bestätigt: http://en.wikipedia.org/wiki/Military_operations_of_the_2006_Lebanon_War
Cloud, David S.; Cooper, Helene (2006-07-22). "U.S. Speeds Up Bomb Delivery for the Israelis". The New York Times. Retrieved 2010-05-12.

(8) Reuters, 26.04.2005 . Wird durch zahlreiche Googlefunde bestätigt.

(9) Reuters, 21.09.2004. Wird durch Googlefunde bestätigt.
Siehe zu 8 und 9 auch das offizielle Kongresspapier zur Israel-Hilfe von 2012: http://www.fas.org/sgp/crs/mideast/RL33222.pdf, Seite 8, Die Lieferung von 102 Langstreckenbombern ist im Papier nicht enthalten. Statt dessen liest man, dass Israel 75 der brandneuen F35s erhalten soll. Jedoch wird der Kauf und der Einsatz in verschiedenen Artikeln bestätigt. http://theasiandefence.blogspot.com/2009/09/f-16is-grounded-after-one-suffers.html http://www.israeldefense.com/?CategoryID=472&ArticleID=573
http://www.jpost.com/Israel/Article.aspx?id=96226

(10) Peter Beamont, „Israel deploys nuclear arms in submarines“ The Observer, 12.10.2003 http://www.guardian.co.uk/world/2003/oct/12/israel1 auch im Guardian.

(11) Newsweek, 13.02.2006 http://www.newsweektoday.com/index.php?page=ci_20539635/israel-gets-fourth-german-submarine
http://www.cdi.org/issues/nukef&f/database/nukearsenals.cfm
Zweitschlagszenario würde bedeuten, dass Israel zuerst von einer Atomwaffe getroffen werden würde. Was höchst unwahrscheinlich ist aus folgenden Gründen: 1) Hat kein umgebendes Land A-Waffen, 2) Würde die Anwendung von solchen Waffen alle Nachbarn mit in Leidenschaft ziehen, was unkalkulierbare Folgen in der eigenen Bevölkerung und allen arabischen Ländern hätte. Niemals würde ein Atomangriff gegen Israel erfolgen, weil die Folgen für mehrere angrenzenden Länder viel zu gravierend wären.

(12) National Resources Defense Council “U.S. Nuclear Weapons in Europe”, Februar 2005
http://www.nrdc.org/nuclear/euro/contents.asp

(13) Eben Harrell, “NATO Ponders What to Do with its Nuclear Weapons”, Time Magazine, 07.10.2010 http://www.time.com/time/world/article/0,8599,2024161,00.html

(14) Zitiert in “National Resources Defense Council”, “U.S. Nuclear Weapons in Europe”, Februar 2005 http://www.nrdc.org/nuclear/euro/contents.asp

(15) Zitiert in “The Nuclear Information Project”, 2005 {Hervorhebung hinzugefügt} http://www.nukestrat.com/us/afn/nato.htm  Die Seite wird von der Vereinigung Amerikanischer Wissenschaftler gefördert und gilt als seriös. Die Seite wird auch von Wikipedia als Quelle genutzt.

(16) National Resources Defense Council, U.S. Nuclear Weapons in Europe”, Februar 2005 http://www.nrdc.org/nuclear/euro/contents.asp

(17) http://www.eads.com/eads/int/en.html
Angaben bestätigt durch Wikipedia
http://www.heise.de/tp/artikel/24/24118/1.html

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