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Sonntag, 6. Mai 2012

Steht der 3. Weltkrieg bevor? Teil 02


In der Einführung schreibt Chossudovsky über eine Nuklearwaffen-Doktrin, die Atomwaffenersteinsatz gegen Schwellenstaaten plant. Und über die Verbindung von ziviler und militärischer Nuklearindustrie. Kapitel 1 (2) beschreibt er als „Einführung“. (1) Natürlich ist jeder Leser eingeladen, zu jedem Punkt des Buches sein Wissen, seine Meinung oder seine Interpretation zu hinterlassen. Aber bitte sachlich und mit möglichst wenig unflätigen Ausdrücken, auch wenn anonyme Kommentare möglich sind.
Drei Zitate bereiten auf das Buch vor: Mahatma Gandhi erklärt, dass Tyrannen und Gewalt am Ende immer verlieren. Die Worte eines Richters vom Nürnberger Tribunal, der bedauert, dass  die USA internationales Recht und Anstand missachtet und einen imperialistischen Amoklauf begangen hat, folgen. Und schließlich lässt Chossudovsky Voltaire zu Wort kommen: „Wer dir Absurditäten glaubhaft machen kann, kann dich auch Gräueltaten tun lassen.“

Der Autor fängt sofort mit einem Frontalangriff an:
„Die USA und seine NATO-Verbündeten bereiten einen Nuklearkrieg sowohl gegen den Iran als auch Nord-Korea vor. Mit  verheerenden Konsequenzen. Dieses militärische Abenteuer gefährdet im wahrsten Sinne des Wortes die Zukunft der Menschheit. Während man die Verluste an Leben und Vernichtung, die durch derzeitige Kriege wie die im Irak und Afghanistan entstehen, irgendwie noch begreifen kann, ist es unmöglich die Vernichtung zu begreifen, die durch einen dritten Weltkrieg verursacht werden. Einem Weltkrieg, der „neue Technologien“ nutzt und fortschrittliche Waffen. Bis es passiert ist. Die internationale Gemeinschaft hat den Atomkrieg im Namen des Weltfriedens hoffähig gemacht. „Machen wir die Welt sicherer“ ist die Rechtfertigung für militärische Operationen die potentiell in einem nuklearen Holocaust enden könnten.  … Aber Nachrichten über nuklearen Holocaust findet man nicht auf den Titelseiten der Massenmedien.“
Dann zitiert er Mordechai Vanunu: (3)
„Die israelische Regierung bereitet sich darauf vor, Nuklearwaffen im nächsten Krieg gegen die islamische Welt einzusetzen. Hier wo ich lebe, sprechen die Menschen oft über den Holocaust. Aber jede einzelne Bombe ist ein eigener Holocaust. Sie kann töten, Städte verwüsten, Völker auslöschen.“(4)
Chossudovsky behauptet, dass die Realität auf den Kopf gestellt werden würde. 
„In einer verdrehten Logik soll ein Krieg mit taktischen Nuklearwaffen ein „humanitärer Krieg“ sein, der nach Meinung von „wissenschaftlichem Sachverstand harmlos für die zivile Bevölkerung in der Umgebung ist“. Und dass dieser Nuklearkrieg erlaubt wäre, um die westliche Welt vor einem Nuklearangriff [präventiv] zu beschützen.“
Dann erklärt der Autor den Kult, der um Töten und Zerstörung in perversen Hollywoodfilmen und TV-Serien, die zur besten Sendezeit ausgestrahlt werden, gemacht wird. Dieser Kult des Tötens wird durch die CIA und den Pentagon, der Hollywood auch finanziell unterstützt, aufrecht erhalten. Sie sehen diese Unterstützung als Instrument der Kriegs-Propaganda an. Dann zitiert Chossodovsky den Ex-CIA-Agenten Bob Baer:
„Es gibt eine Symbiose zwischen der CIA und Hollywood“ …“der ehemalige CIA-Direktor George Tenent ist derzeit in Hollywood, um mit den Studios zu reden.“
Chossudovsky schreibt, dass die Tötungsmaschine auf globaler Ebene betrieben wird, innerhalb eines Rahmens von miteinander verbundenen Strukturen von Kampfeinheiten. Diese Tötungsmaschinerie wird routinemäßig durch die Institutionen der Regierung, den Massenmedien, den Mandarinen und Intellektuellen der Neuen Weltordnung in Washingtons Denkfabriken und Forschungsinstituten gestützt und gefördert. Sie behaupten, dass es ein nicht zu hinterfragendes Instrument zur Erhaltung des Friedens und des globalen Wohlstandes wäre.
„Die Kultur des Tötens und der Gewalt wurde in das menschliche Gewissen eingebettet. Krieg ist grob gesagt als Teil eines gesellschaftlichen Prozesses akzeptiert: Die Heimat muss 'verteidigt' und beschützt werden. 'Legitimierte Gewalt' und außergesetzliche Tötungen, die sich gegen 'Terroristen' richten werden in westlichen Demokratien als notwendiges Instrument der nationalen Sicherheit angesehen. Ein 'humanitärer' Krieg wird durch die so genannte internationale Gemeinschaft als legitim bezeichnet. Und nicht als krimineller Akt angesehen. Seine wichtigsten Architekten werden sogar für ihre Beiträge mit Friedensnobelpreisen ausgezeichnet.
Dann beschreibt Chossudovsky die neuen „Mini-Nukes“ der USA. Diese kleinen "Bömbchen" haben eine Explosivmacht vom sechsfachen der Hiroshima-Bombe, und sie werden doch als „humanitäre“ Bomben bezeichnet, während, so Chossudovsky, Irans nicht existente Nuklearwaffen als eine nicht hinnehmbare Bedrohung für die Weltsicherheit angesehen wird.

Immer wieder weist er darauf hin, wie die USA die Welt auf den Einsatz von Nuklearwaffen im Interesse der „Humanität“ und des „Weltfriedens“ vorbereitet. (5) Und er behauptet, dass die Welt unweigerlich auf den Weg der Selbstzerstörung zugeht.
„Wir sind an einer kritischen Weggabelung: Die Regeln und Richtlinien, die die Nutzung von Nuklearwaffen „liberalisiert“ haben (d.h. dereguliert in Hinsicht auf jene Regeln, die zur Zeit des Kalten Krieges galten). Die neuen Doktrin stellen fest, dass Kommando, Kontrolle und Koordination (CCC) hinsichtlich der Nutzung von Nuklearwaffen „flexible“ sein müsse. Geografischen Kommandeuren müsse es erlaubt sein, Nuklearwaffen einzusetzen:
‚Kommandeure, die für regionale Kampfeinheiten zuständig sind, wären für das Nukleare Operations Szenario (TNO), mit einem Mandat nicht nur die Waffen bereit zu stellen, sondern auch Entscheidungen für deren Einsatz zu definieren.‘ (6)“
Chossudovsky beklagt dann die anhaltende Trivialisierung und Entstigmatisierung von Atomwaffeneinsatz, so lange sie im Dienste „von Frieden und Humanität“ stehen. Ebenso die Rolle der Medien, die dabei hilfreich sind zu verschleiern und verharmlosen. Immer wieder würden Krisen geschürt und hochgespielt. Z.B. weltweite Grippe-Pandemien, angebliche Atom-Attentate, die von islamistischen Terroristen geplant würden. Alles hochgespielt und zur Existenzfrage stilisiert durch Medien, Regierung, den Denkfabriken. Während die wahre Gefahr für einen Atomkrieg kaum zugegeben wird.

Nach Chossudovsky ist ein 3. Weltkrieg kein hypothetisches Szenario mehr. Schon im Jahr 2007 habe Präsident Bush verlauten lassen, dass der Iran, falls er sich nicht den US-Forderungen unterwerfen würde, in nicht allzu ferner Zukunft, „widerwillig“ in die Situation eines 3. Weltkriegs gezwungen werden könnte:
„Wir haben einen Anführer im Iran, der angekündigt hat, dass er Israel zerstören wolle (7) Deshalb habe ich den Menschen gesagt, dass sie, wenn sie daran interessiert sind, den 3. Weltkrieg zu verhindern, dann müsstet ihr daran interessiert sein zu verhindern, das Wissen zu erlangen, um eine Nuklearwaffe zu bauen. Ich nehme die Bedrohung durch einen Nuklearangriff sehr ernst. (George W. Bush, 17.10.2007)“ (8)
Er fährt dann fort zu erklären, dass ein Angriff der US-NATO-Israel-Allianz weitreichende Konsequenzen hätte. Und er behauptet, dass ein Krieg und die Finanzkrise der Wall Street in unmittelbaren Zusammenhang stehen würden. (9) Er behauptet, dass die Hauptprofiteure der Kriege die Anglo-Amerikanischen Öl-Multis wären.
„Die USA und seine Alliierten rühren die Kriegstrommeln im Augenblick des Höhepunktes einer weltweiten Wirtschaftsdepression. Nicht zu vergessen auch die größte Umweltkatastrophe in der Geschichte der Menschheit. In einer bitteren Verdrehung der Tatsachen ist einer der wichtigsten Player (BP) auf dem politisch-wirtschaftlichen Schachbrett des Mittleren Osten und Zentral-Asiens-{MECA} früher bekannt als Anglo-Persian Oil Company, Verursacher eines riesigen ökologischen Desasters im Golf von Mexiko.“
Und ebenso ist es nach Meinung von Chossudovsky eine vollkommene Verdrehung der Tatsachen, wenn ein dritter Weltkrieg als Möglichkeit zum Erhalt des Weltfriedens dargestellt wird.

„Iran wird vorgeworfen, sich nicht „angemessenen Forderungen“ der „internationalen Gemeinschaft“ nicht unterwerfen zu wollen. Die Wahrheit wird verdreht und auf den Kopf gestellt, schreibt Chossudovsky. Und er erklärt, dass es zur US-Militär-Doktrin gehören würde, den Opfer eines Krieges zum Aggressor zu erklären. Obama würde seinen eigenen Lügen glauben.

Erstaunlicherweise erzeugt die Gefahr eines enthemmten Nuklearkrieges keine globalen Ängste. Erreicht würde dies durch das Schüren von falschen Krisen, um die wahren Krisen verschleiern zu können. Dann zitiert er Mencken:
„Die ganze Kunst praktischer Politik ist es, die Bevölkerung in einem Zustand der Gefährdung zu halten … indem sie mit einer endlosen Serie von Kobolden, die alle nur imaginär sind. .. Die Behauptung Humanität zu sichern, ist nur das vorgeschobene Argument um sie zu beherrschen“. (10)
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(1) Bisher veröffentlicht:
Einführung http://jomenschenfreund.blogspot.de/2012/05/steht-der-3-weltkrieg-bevor_04.html
Vorwort : http://jomenschenfreund.blogspot.de/2012/05/steht-der-3-weltkrieg-bevor-teil-01.html

(2) Towards A World War III Scenario, Michael Chossudovsky, Global Research 2012, ISBN 978-0-9737147-5-3 -- USA: US-Dollar 15,95, Amazon: 11,80 Euro. http://www.amazon.de/s/ref=nb_sb_noss?__mk_de_DE=%C5M%C5Z%D5%D1&url=search-alias%3Daps&field-keywords=9737147-5-3+&x=0&y=0

(3) http://de.wikipedia.org/wiki/Mordechai_Vanunu sollte man lesen.

(4) Siehe Interview mit Mordechai Vanunu, Global Research, http://globalresearch.ca/index.php?context=viewArticle&code=20060102&articleID=1703  Dezember 2005. Google meldet, dass der Artikel nicht mehr verfügbar ist, seit 2. Januar 2006. Aber 168 Seiten verlinken laut Google immer noch auf den Artikel. Ich habe Chossudovsky angeschrieben und gefragt, warum der Link nicht mehr verfügbar ist. Werde nach Erhalt der Antwort die Seite aktualisieren.

(5) {So dass am Ende die Führer der befreundeten Nationen froh sind, wenn es „nur“ bei konventionellen Bomben geblieben ist?}

(6) Joint Chiefs of Staff, „Doctrine for Joint Nuclear Operations“, Joint Publication 3-12, Washington DC, http://zfacts.com/metaPage/lib/zFacts_2005_03_15_Joint_Nuclear_Operations.pdf, März 2005.
Das Dokument existiert, sinngemäß ist der von Chossudovsky erwähnte Text enthalten, aber nicht wortwörtlich. Er schreibt:
„Geographic combat commanders would be in charge of Theater Nuclear Operations (TNO), with a mandate not only to implement but also to formulate command decisions pertaining to nuclear weapons.“ 
Mit der Such-Option von PDF lässt sich ein vergleichbarer Text nicht finden. Auf Seite 48 der PDF-Datei findet man:  
„Command, control, and coordination must be flexible enough to allow the geographic combatant commander to strike time-sensitive targets such as mobile missile launch platforms. Procedures must be well rehearsed so as to compress the time required between the decision to strike and actual strike.”
Auf 69 Seiten wird umfangreich der Einsatz von Nuklearwaffen beschrieben. Einerseits beruhigend, dass man sich über jeden möglichen Einsatz Gedanken macht. Aber dabei erhält man den Eindruck, dass dieser Einsatz keineswegs einer besonders hohen Schwelle unterliegt. Vielmehr ist die Regelung so umfangreich und konkret, dass sich das Gefühl aufdrängt, dass Nuklearwaffen längst Einzug in die Strategie {auf S.48 (PDF-Seitennummerierung)} gefunden haben.
„a. Command and Control. The geographic combatant commander is responsible for requesting nuclear support. The commander must ascertain the military situation,assess intelligence inputs, pass information and conclusions to higher levels of command, and upon receipt of execution instructions, control assigned forces to achieve the desired objectives. Subordinate commanders responsible for target nominations submit requests to the geographic combatant commander.”
Für die Planung und den Einsatz von Atomwaffen gibt es noch spezielle Anweisungen. Was besonders störend an den Papieren ist: Sie betonen immer wieder die notwendige Integration von konventioneller und nuklearer Kampfführung, und die Fähigkeit, auch in verstrahlten Gebieten agieren zu können. Der Begriff WMD (Weapons of Mass Destruction) und die eigene Anwendung derselben erscheint aus den Papieren fast als „normales“ Kriegsszenario in Fällen. Und wie selbstverständlich werden auch Verluste „befreundeter“ Streitkräfte durch Atomschläge in Kaufe genommen. Es soll ihnen aber genügend Zeit gegeben werden, die Verluste so gering wie möglich zu halten.

(7) Das wurde 2007 von der Süddeutschen widerlegt. http://www.sueddeutsche.de/kultur/umstrittenes-zitat-von-ahmadinedschad-der-iranische-schluesselsatz-1.287333 Natürlich hatte Ahmadineschad jede Menge rassistische Äußerungen gemacht. Aber die Gegenseite war auch nicht zimperlich mit der Argumentation. Aber das betreffende Zitat war nicht nur von der Übersetzung her, sondern auch dem Kontext her nicht in dieser, immer wieder behaupteten, Weise auslegbar.

(8) Interessant ist, dass schon Bush nicht vom Besitz einer Atomwaffe, sondern von dem Wissen, eine Atomwaffe zu bauen, sprach. Ist dies aktuelles Dogma? Länder zu bedrohen und notfalls zu bombardieren, die sich weigern, den hegemonialen Forderungen der USA zu unterwerfen, und das Wissen erlangen könnten, eine Atomwaffe zu bauen?

(9) Der Irak hatte kurz vor der Konkretisierung des Golfkrieges beabsichtigt, seine Öllieferung nicht mehr auf Dollarbasis, sondern Euro-Basis abzuwickeln. Ähnliches hörte man von Gaddafi. In beiden Fällen kursierte das Gerücht, dass dies der US-Regierung Antrieb für einen Krieg geben würde. Hier jedoch meint Chossudovsky etwas Anderes.

(10) Henri Louis Mencken, In Defense of Women, Dover Publications, 1918. Für Piraten sollte dies bekannt klingen. ACTA, Überwachung, Zensur … überall, zum Schutz vor einer Bedrohung, die in keiner Relation zur Maßnahme steht.



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