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Samstag, 19. Mai 2012

Die doppelte Moral von Politik und Medien - UPDATE

Der folgende Artikel wurde in der einzigen unabhängigen Online-Zeitung Thailands, Prachatai veröffentlicht. (3) Der thailändische Journalist Pravit Rojanaphruk gehört zu den wenigen, die es wagen, die Zensur in Thailand zu kritisieren. Nach dem Tod eines 62-jährigen politischen Gefangenen in Thailand (1) hat die Diskussion über Zensur und Unterdrückung neuen Auftrieb erhalten. Heute, am 19.05.2012 demonstrieren wieder zwischen 50.000 und 100.000 so genannter Rothemden in Bangkok gegen die militärische Niederschlagung einer Demonstration im Jahr 2010. Sie sind diejenigen, die am meisten unter dem Gesetz zu leiden haben. Und doch wagen sie es am seltensten, öffentlich dagegen aufzutreten. Ein falsches Wort reicht, um Monate ohne Verfahren im Gefängnis zu verbringen. Oder sogar mit unglaublichsten Anklagen für 20 oder 30 Jahre Gefängnis verurteilt zu werden.


Der Tod von Akong hat inzwischen selbst im Parlament von Großbritannien zu einer Anfrage geführt. (2) Aber es ist unwahrscheinlich, dass sich im deutschen Bundestag ein Abgeordneter mit einer anscheinend so unwichtigen Angelegenheit beschäftigt. Thailand ist zwar ein Land, in dem die meisten großen deutschen Firmen vertreten sind, aber kein Land der „Achse des Bösen“.

(Pravit Rojanaphruk, 14.05.2012) Jahre der Selbstzensur der Massenmedien hinsichtlich jeder Information und Nachricht, die kritisch zur thailändischen Monarchie sein könnte, und ihrer inzestösen Verbreitung von einseitiger, ausschließlich positiven Informationen über die Institution der Monarchie, wird sich kaum in naher Zukunft ändern, denn es gibt keinen öffentlichen Aufschrei der Empörung, oder eine Selbstreflexion durch eine der großen Medien-Verbände und Konzerne.

Der wachsende Schrei nach grundsätzlicher Meinungsfreiheit nach dem Tod des 61-jährigen Lèse Majèsté Gefangenen Amphon „Akong“ Tangnoppakul bedeutet auch wenig, und für die thailändischen Medien gibt es nichts, was sie vom üblichen Tagesgeschäft abhält.

Die Massenmedien kommen wieder mit den üblichen Rechtfertigungen für die Akten, warum sie sich nicht auf die Presse- und Meinungsfreiheit berufen wollen, wenn es darum geht, Kritisches über die Monarchie zu berichten.

Zunächst gibt es da das Gesetz gegen die Majestätsbeleidigung selbst, mit der Maximalbestrafung von 15 Jahren pro Ereignis, verbunden mit dem Computerstrafgesetz – eine billige Entschuldigung für die Medien sich selbst zu zensieren, und zu sagen, sie könnten einfach nichts sagen, weil sie das Gesetz beachten müssten.

Außerdem erklären sie, dass Anzeigen in Zeitungen und Werbung im Fernsehen ernsthaft betroffen wäre, falls die Medienorganisation den Ruf erhielte, kritisch gegenüber der Monarchie eingestellt zu sein.

Ein Zeitungsherausgeber sagte mir einmal, dass es eine Furcht unter den großen Medienkonzernen gäbe, dass sie einen Aktienkursverfall erleiden würden, falls sie es wagen sollten, kritisch über die Monarchie zu berichten.

Um es noch schlimmer zu machen, behaupten einige Meiden, dass sie glaubten, dass die meisten Thailänder gebildet genug wären, Fakten von Fiktion und Richtiges von Falschem zu unterscheiden, ohne dass sie es aussprächen.

Wenn wir, die Journalisten, darin versagen, die Abartigkeit und die negativen Auswirkungen des Lèse Majèsté – Gesetzes nicht anzuerkennen, und in einem Klima der Angst, Selbstzensur verharren, dann werden wir niemals dem Ideal auch nur nahe kommen, die Öffentlichkeit ohne Angst, ohne Vorteilnahme über die Institutionen zu informieren, die das Herz der thailändischen Gesellschaft darstellen.

Um ehrlich zu sein, muss ich sagen, dass es schwer ist sich vorzustellen, dass sich die derzeitige Einstellung in naher Zukunft ändern wird. Vielleicht fällt die Bürde der Aufklärung über diese Abnormität nun auf die wachsende Zahl normaler Bürger, die die Größe des Problems zunehmend erkennen.

Vielleicht muss alles damit anfangen, dass einige wenige Journalisten genug Mut haben, eine Schaufel auch eine Schaufel zu nennen, und dadurch, dass die Öffentlichkeit Transparenz und Rechtfertigung sowohl von den Medien als auch der Institution der Monarchie verlangt.

Auf Twitter hatte ich versucht, die Debatte über das Lèse Majèsté Gesetz zu beginnen, und darüber, dass wir kritisch über die thailändische Monarchie diskutieren können müssen.

Am Montag, den 14. Mai, antwortete mir ein Twitter-Account @Shar_Thonglor in Englisch: „Thailand ist noch nicht bereit für die Redefreiheit. Es muss noch sehr reifen, bevor es damit umgehen kann“. Ein anderer Twitter-Nutzer (@polasit) antwortete in Englisch: „Immer das Gleiche – Thais sind nicht bereit, sie sind ungebildet. Meinungsfreiheit hat aber nichts damit zu tun!“ …

Vielleicht gibt es doch etwas Hoffnung. Auch wenn man sie nicht in den Massenmedien finden wird.
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UPDATE 25.05.2012


Prachatai - ......Ein Anhänger der Gelbhemden aus Roi-Et hat den Reporter der  "The Nation", Pravit Rojanaphruk, aufgrund diverser Artikel in Prachatai der Majestätsbeleidigung beschuldigt. Am 16. Mai schickte Polizei-Leutnant Matee Sriwana, Ermittler in Roi-Et, eine E-Mail an Prachatai und bat um Informationen über Pravit und seine Artikel in thailändischer Sprache, die er auf Prachatai veröffentlicht hatte. Nach Angaben des Ermittlers legte Wiput Sukprasert am 28. Dezember 2011 für sieben Artikel in Prachatai eine entsprechende Beschwerde gegen Pravit ein.
Folgende Artikel und Bemerkungen wurden von Wiput angezeigt:
  • Eine Gesellschaft wo jeder das gleiche zu denken und zu sagen hat ist keine Gesellschaft มิใช่ สังคม);
  • Betäubte Gesellschaft (สังคม ยา กล่อม ประสาท);
  • Das Problem der Güte "Gute Menschen" (ปัญหา ความ ดี ของ "คน ดี");
  • Der deprimierende Zustand der Medien (สถานการณ์ ที่ หม่นหมอง ของ สื่อมวลชน);
  • @ Pravit R : ​​Dieser Tweet ist für Akong (@ Pravit R : ​​ทวี ต นี้ แด่ อา ก ง SMS);
  • Die Macht der Könige als  "Väter"  der Menschen (พ ลา นุ ภาพ การ เปรียบ กษัตริย์ เป็น "พ่อ" ของ ประชาชน);
  • § 112 ( StGB ) und die Zensur von Informationen über die Monarchie (112 ม.)
Neben der Bitte um grundlegende Informationen über die Artikel bat der Ermittler, Prachatai die Artikel zu löschen.
Bisher hat Wiput, mit dem Cyber-Alias ​​I PAD, 15 Beschwerden wegen Majestätsbeleidigung gegen Mitarbeiter und Leser, die Kommentare und Artikel auf Prachatai veröffentlichten, sowie gegen Prachatai Redakteure und Webmaster eingereicht.

http://prachatai.com/english/node/3230



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(1) http://jomenschenfreund.blogspot.com/2012/05/thailand-toter-politischer-gefangener.html

(2) http://asiancorrespondent.com/82623/exclusive-questions-about-lese-majeste-and-ah-kong-asked-in-uk-parliament/

(3) http://prachatai.com/english/node/3216?utm_source=feedburner&utm_medium=feed&utm_campaign=Feed%3A+prachataienglish+%28Prachatai+in+English%29


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