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Dienstag, 12. Juni 2012

Verschwörungstheorien

Es geht nicht um Sciene Fiction Verschwörungstheorien. Es geht um die Theorien, die von Friedensaktivisten verfolgt werden, weil sie die offizielle Darstellungen der Faktenlagen, die als Begründung für Kriegseintritte bezeichnet werden, nicht akzeptieren wollen. Ich rufe allen Friedensaktivisten, die sich überzeugt für Thesen einsetzen, die allgemein abwertend als „Verschwörungstheorie“ bezeichnet werden, zu: “Beharrt nicht darauf, andere von eurer Sicht der Wahrheit zu überzeugen, die diese nicht wissen wollen.“  Der Grund: Durch dieses Beharren auf als unbewiesen angesehene Thesen wird die Diskussion immer wieder auf diese Punkte gelenkt, die umstritten sind. Und damit führt ihr als Friedensaktivisten eine technische Diskussion. Dadurch wird aber vom eigentlichen Kern der Friedenspolitik abgelenkt, abgelenkt nämlich von der moralisch ethischen und politischen Argumentation.

 APPELL AN VERTRETER VON UNBEWIESENEN THESEN

Diskutiert nicht darüber, ob es physikalisch möglich ist, dass ein Hochhaus mit Freifallgeschwindigbkeit zusammen brechen kann, ohne dass der Widerstand künstlich beseitigt wurde. Redet darüber, ob die Tötung von 1,7 Millionen Menschen moralisch, ethisch und politisch gerechtfertigt ist.

Diskutiert nicht darüber, dass kein Abfangjäger aufgestiegen ist, obwohl es dutzende von Übungen gab, die genau für dieses Szenario geübt hatten. Diskutiert darüber, ob es angemessen ist, mit Uranmunition ganze Landstriche, ganze Länder für Jahrtausende zu verseuchen, Missbildungen bei Kindern, Erkrankungen und Siechtum bei Erwachsenen zu verursachen.

Diskutiert nicht darüber, ob ein Gebäude neben den Türmen, das überhaupt nicht getroffen worden war, aber wie bei einer perfekten Sprengung mit einem großen Explosionsknall kontrolliert in sich zusammenbrach, wirklich von alleine hatte zusammen stürzen können. Redet darüber, ob dieser Angriff mit Verkehrsflugzeugen und Teppichmessern {wenn es denn so war}, oder anders ausgedrückt, ob ein Terrorangriff aus einer Höhle, eine Multi-Milliarden-Investition in hunderte, vielleicht tausende von taktischen Atomwaffen rechtfertigt, mit der Begründung, dass man damit Massenvernichtungswaffen von Terroristen und Schurkenstaaten gezielt und „sauber“ vernichten könne.

Diskutiert nicht darüber, wie es möglich war, ob ein Pilot nach nur wenigen Flugstunden in der Lage war, Manöver zu fliegen, die professionelle Piloten sich selbst niemals zutrauen würden, und dass das Flugzeug, das in das Pentagon geflogen war, praktisch spurlos verschwunden ist. Sondern redet darüber, ob es gerechtfertigt ist zu Foltern, Menschen ungerechtfertigter Weise über viele Jahre in illegalen Gefängnissen festzuhalten, oder jetzt mit Drohnen mehr Zivilisten zu töten als angebliche Terroristen, bei der Jagd nach eben diesen. Diskutiert darüber, ob es ethisch, moralisch und politisch sinnvoll ist, wenn der Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika Ankläger, Richter und Henker in einer Person ist, indem er die Personen aussucht, die durch Drohnen der Geheimdienste getötet werden sollen.

Diskutiert nicht darüber, dass eine ganze Reihe von Zeugen nicht vom Untersuchungsausschuss eingeladen wurde, Zeugen, deren Aussagen übereinstimmend der offiziellen Version widersprechen und diskutiert auch nicht über die vielen anderen Ungereimtheiten. Es wird sich immer eine Gegenthese finden. Und die Diskussion endet mit sinnloser Zeitverschwendung. Redet darüber, ob ein Terrorangriff nicht DURCH DIE GEGENMASSNAHMEN noch viel größeren Erfolg hatte, als die eigentliche Tat. Weil in ihrer Folge die Bürgerrechte drastisch eingeschränkt wurden und die Gesellschaft insgesamt einen Weg eingeschlagen hat, der genau der Weg ist, den politische Gewalttäter selbst beschritten haben. Weil die Gesellschaft einen Teil ihrer moralischen, ethischen und sozialen Werte aufgegeben hat. Sprecht darüber, dass die Täter erreicht haben, dass die wichtigsten Errungenschaften der Zivilisation aufgegeben wurden. Nämlich die, Menschenrechte zu achten. Sprecht lieber darüber ob es sinnvoll ist immer weiter zu töten und zu verletzen, und ob man so die Wurzeln der Unzufriedenheit und des Hasses, aus der der Terrorismus entstanden ist, beseitigen kann. Oder ob man nicht genau das Gegenteil erreicht. Ob nicht mit jedem Getöteten zwei Freunde oder Familienmitglieder solchen Hass entwickeln, dass sie selbst versuchen, den „Angreifern“ Schaden zuzufügen?

APPELL AN DIE GEGNER VON VERSCHWÖRUNGSTHEORIEN

So wie ich an die Anhänger von solchen Theorien appelliere, endlich die Diskussion darüber aufzugeben, appelliere ich an die Gegner, eine abweichende Meinung zu respektieren. Natürlich sollt ihr nicht an alle Hirngespinste glauben. Aber versucht die Zweifel der Anhänger von unbewiesenen Theorien zu verstehen. Und fragt Euch dann folgendes:

A) Wem nutzt es?
B) Darf eine globale Lüge ungeheuren Ausmaßes überhaupt jemals enthüllt werden?
C) Wie würde ich mich verhalten, wenn es dieses Ereignis nicht gegeben hätte?

Und versuche dann die Situation NACH dem Ereignis zu beurteilen, ohne überhaupt über das Ereignis selbst zu diskutieren. Schließe die Diskussion über das umstrittene Ereignis aus und konzentriere dich auf die Folgen.

Ich selbst bin genau zu diesem Vorgehen bereit und in der Lage. Aber ich habe auch eine persönliche Geschichte von 45 Jahren Verschwörungstheorien in der Politik und im Privatleben hinter mir.

MEINE PERSÖNLICHEN ERFAHRUNGEN MIT VERSCHWÖRUNGSTHEORIEN

Ich war noch ein kleiner Junge, als wir im Schwarzweißfernseher die Tagesschau sahen und darin Bilder vom Vietnamkrieg. Ich weiß noch genau wie wir die Schlachten verfolgten und für uns Nordvietnam ganz klar der Aggressor war, der die freie Welt bedrohte. Danang wurde für mich der Inbegriff des Kampfes um Freiheit und Demokratie. Gegenteilige Behauptungen wurden als „kommunistische Propaganda“ abgetan. Der Ausdruck Verschwörungstheorie war damals noch nicht so modern. Bis dann doch irgendwann bekannt wurde, dass dieser Krieg auf einer Lüge basierte. Die USA benötigte eine Lüge um endlich den versteckten Krieg in eine offene Aggression umwandeln zu können, die nationale Lüge hieß Tonkin-Zwischenfall. Niemals hatte ich als Kind daran geglaubt, dass die Amerikaner so etwas tun könnten. Als ich es erfuhr, war der Krieg schon fast vorbei.
1971 veröffentlichte der Pentagon-Mitarbeiter Daniel Ellsberg einen als Pentagon-Papiere bekannt gewordenen Bericht, der die Darstellung des Zwischenfalls durch die frühere Regierung als bewusste Falschinformation entlarvte. Zu diesem Zeitpunkt hatten der Krieg in Vietnam und die US-amerikanische Beteiligung bereits ihren Höhepunkt erreicht. Am 30. November 2005 gab der US-Geheimdienst NSA geheime Dokumente frei und bestätigte damit indirekt, aber offiziell, dass der Vietnamkrieg infolge einer bewussten Falschmeldung an US-Präsident Johnson begann.
Irgendwann wurden die Studentenunruhen heftiger. Ich war noch ein Schüler, verfolgte aber die älteren Schüler und Studenten und saß auch schon mal mit auf den Straßenbahnschienen. Als der Westberliner Polizist Karl-Heinz Kurras den Studenten Benno Ohnesorg am 2. Juni 1967 erschoss führte das zu einer Radikalisierung der Studentenbewegung. Aber in meinem gutbürgerlichen Heim konnte man sich nicht vorstellen, dass der Tod etwas anderes als ein Unfall gewesen wäre. Es sollte bis 2009 dauern, bis endlich bekannt wurde, dass die Verdächtigungen der radikalen Studenten berechtigt waren. Dass es sich nämlich höchstwahrscheinlich um eine gezielte Vertuschungsaktion gehandelt hatte, und der Schuss gezielt und  absichtlich abgegeben und die anschließende Behandlung dramatisch verlaufen war. Wäre dies damals bekannt geworden, wäre die Geschichte der Bundesrepublik Deutschland vielleicht anders verlaufen. Der Todesschütze war ein Agent des DDR Geheimdienstes gewesen. Er hatte den Studenten ganz offensichtlich „exekutiert“.
In einem der größten Polizeiskandale der Geschichte der Bundesrepublik gibt es neue Indizien. Demnach hat am Abend des 2. Juni 1967 der Polizist Karl Heinz Kurras gezielt, unbedrängt und aus nächster Nähe Benno Ohnesorg erschossen. (2)
Heute, kurz vor Beendigung meiner beruflichen Laufbahn kann ich auch auf eine ganze Reihe von beruflichen Kontakten zu „Verschwörungstheorien“ zurück schauen.

Es ist jetzt ca. 40 Jahre her. Da saß ich bei einem mittelständischen Pharmaunternehmen am späten Abend noch im Büro. Es war direkte unter dem Dach, etwas abgelegen, mit nur vier oder fünf Büros. Ich sollte eine neue Abteilung aufbauen. Mein ca. 10 Jahre älterer Kollege hatte eine ähnliche Aufgabe. Er sollte die weltweiten Rohstoffbeschaffungen des Konzerns koordinieren. Während ich mich um die Verarbeitung kümmern sollte. Und da saßen wir beide also am späten Abend und waren längst die letzten in der Firma. Bevor ich dann doch nach Hause ging verabschiedete ich mich bei meinem Nachbarn, der aber ziemlich aufgekratzt erschien und mir schließlich unter dem Siegel des Schweigens eine Verschwörungstheorie anvertraute.

Die Eigentümer des Konzerns hatten große Ländereien in der ganzen Welt gekauft und langfristig gepachtet, um den Anbau von bestimmten Pflanzen als Rohstoff für Chemieproduktion zu organisieren. Dummerweise hatte man ihnen aber nicht erlaubt, die geplanten Pflanzen in einem amerikanischen Land anzubauen, weil diese dort bisher nicht vertreten waren. Und die Pflanze wurde als Schadpflanze angesehen. Mein Kollege hatte nun die Aufgabe erhalten, Saatgut zu finden, was besonders gut für diese Region geeignet war. „Ich habe unter der Hand erfahren, dass sie ein Flugzeug chartern, und die Samen dann verstreuen wollen“. Was natürlich eine Verschwörungstheorie war, die niemals bestätigt wurde. Niemand konnte sich vorstellen, dass so etwas tatsächlich stattfinden könnte. Ein Jahr später wurde ein Anbauantrag akzeptiert, da die Pflanze in der Region in der Natur vorkam.

Und das sollte längst nicht die längste „Verschwörungstheorie“ von Konkurrenten oder Kunden sein, denen ich in verschiedenen Firmen, teilweise als direkt betroffener Akteur, begegnete.

Zurück zu politischen Verschwörungstheorien. Inzwischen hatte sich die politische Landschaft der BRD geändert. Die Turnschuhpolitiker der GRÜNEN hatten die Republik verändert, so glaubte ich. Wir hatten den Mief der Nachkriegsverdrängung überwunden. Und die Grünen würden dafür sorgen, dass konservative Kriegstreiber keine Chance mehr haben würden. Dann kam der Jugoslawienkrieg. Zuerst war ich kritisch. Dann aber, als die Bilder der angeblich ermordeten Zivilisten und die angeblichen Massaker berichtet wurden, da konnte ich nicht anders als zuzugeben, dass dieser Krieg wohl ein gerechter Krieg wäre, wenn die Grünen sich dazu durchgerungen hatten, ihm zuzustimmen. Die Einwände eines jugoslawischen Kollegen, der darum bat, vorsichtiger in der Beurteilung zu sein, schob ich als Verdrängungshaltung. beiseite. Später würde ich mich noch dafür entschuldigen. Unsere Politiker haben sich für ihre Lügen noch nicht entschuldigt.

Dieser Krieg wie auch alle Kriege des 21. Jahrhundert basierten auf einer Lüge. Und alle Kriege wurden angeblich „aus humanitären Gründen“ begonnen. Wie ich unbestritten in vier Artikeln dargelegt habe.

SPIELT ES ÜBERHAUPT EINE ROLLE?

Wenn man diese Geschichte liest, spielt es dann überhaupt noch eine Rolle, ob ein Ereignis eine Verschwörungstheorie ist, oder bewiesene Geschichte? Muss man nicht erst einmal davon ausgehen, dass jede Begründung für einen Kriegseinsatz zunächst zumindest teilweise irgendwie mit einer Lüge zu tun hat? Macht es überhaupt Sinn danach zu fahnden, was Wahrheit und was Lüge ist? Oder ist es nicht besser ohne Gedanken an Ursachen und Propaganda zu überlegen, was für das Land, die Menschen, die sanfteste Möglichkeit ist, um für alle Seiten Frieden zu schaffen? Ist es nicht besser zu versuchen, Stabilität und Versöhnung anzustreben, statt Rache und Bestrafung.

Natürlich müssen Menschenrechtsverbrecher bestraft werden. Aber wenn eine solche Bestrafung ein einziges unschuldiges Leben kostet, ist der Preis bereits zu hoch. Besser ist das Abwarten des richtigen Zeitpunktes. Und irgendwann werden auch ungerechtfertigte Amnestien nicht mehr schützen. Der Beginn einer Entwicklung, den man derzeit in Südamerika beobachten kann.

FAZIT

Sowohl die Anhänger von „Verschwörungstheorien“ als auch die Kritiker solcher Theorien sollten aufeinander zugehen, und einfach diese Diskussion über strittige Themen ausblenden. Stattdessen sollten sie sich auf die Diskussion der Folgen konzentrieren.

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4 Kommentare:

  1. Hallo Jo,

    man kann auch davon ausgehen, dass am 09.11. viele Dinge anders liefen als allgemein berichtet, ohne gleich einer Verschwörungstheorie zu verfallen.

    Dass die Anhänger beider Überzeungen aufeinander zugehen sollen ist ein schwacher Versuch, Verschwörungstheorien auf eine Diskussionsebene zu hiefen und sie gleichwertig machen zu wollen.

    Diesen ewigen Schulterschlüsse, die Du versuchst, sind seit Jahrzehnten langweiliger Querfront Sülz.

    Braucht niemand.

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  2. Ich frage mich wirklich, wer eigentlich an Verschwörungstheorien glaubt.

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  3. Querfront ist keine Verschwörungstheorie, sondern eine neofaschistische Strategie, nationalistische, antimodernistische, rassistische und antizionistische/antisemitische Muster über linke, bürgerliche oder andere revolutionäre Argumentationslinien hoffähig zu machen.

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  4. Was Querfront ist, ist mir schon klar, aber in jeder Meinungsäußerung, die nicht ins eigene Weltbild passt, nach einer passenden Klassifizierung zu suchen, ist Verschwörungstheorie.

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