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Donnerstag, 7. Juni 2012

Der Qualitätsjournalismus und „führende“ Piraten

Wer meinen Blog kennt, kennt auch die Fälle von falschen, in die Irre führenden oder unterlassenen Meldungen, die durch Massenmedien verbreitet oder eben nicht verbreitet werden. Und in den letzten Jahren ist das Weltbild immer zweidimensionaler geworden. Mit immer weniger Journalisten, die unter immer größerem Druck stehen, müssen Meldungen geschaffen werden, die möglichst viele Auflagen oder Clicks bringen. Dass dadurch der Meinungsmanipulation Tür und Tor geöffnet ist, ist ein Nebeneffekt, von dem man nicht weiß, ob er gewünscht oder einfach geflissentlich übersehen wird. Ein weiteres Beispiel ist der Artikel über die „Verschwörungstheoretiker“, die „Freaks“ in der Piratenpartei, die den „führenden“ Piraten das Leben so schwer macht. (9) Schauen wir uns dieses Meisterwerk des Journalismus näher an:

Schon im ersten Absatz zeigt, sich, dass die Recherche vorsichtig gesagt, nicht stattgefunden hat:

„Doch ausgerechnet mit dem wichtigen Feld Außenpolitik tut sich die Partei schwer. In die Debatte um geeignete Positionen mischt sich das wirre Weltbild von Verschwörungstheoretikern.“
Zum einen hinterfragte die Autorin nicht, warum denn seit der Gründung der Partei die „führenden“ Piraten, von denen einer nach anderen Presseberichten schon mal die Koffer gepackt hätte, um ins Europaparlament einzuziehen, keinerlei Programmatik für die Außenpolitik zur Diskussion gestellt haben. Pause. Und dann behauptet sie, dass sich in die Debatte das wirre Weltbild von Verschwörungstheoretikern mischen würde. Also ob dieses eine quasi dominante Rolle spielen würde, was die „führenden“ Piraten davon abhält, das wirklich wichtige Programm zu entwickeln. Nun kann man aber das Alternativprogramm der „Verschwörungstheoretiker“ in dem vorherigen Blogartikel (1) recherchieren, falls man im Wiki der Partei nicht so richtig zurecht kommt. Und es wäre interessant zu wissen, wo die Autorin in diesem Programm „Verschwörungstheorien“ entdeckt hat.

Kommen wir zum zweiten Absatz:
„"Nicht wirklich ernst zu nehmen" sei der Zusammenschluss von sogenannten Friedenspiraten, der seit Januar Positionen gegen die "immer wieder auftretenden gewalttätigen Krisen" der Welt ausbrütet.“
Wenn sich die Autorin die Mühe gemacht hätte, sich mit denjenigen, über die sie schrieb, zu reden, hätte sie vermutlich erfahren, dass es noch gar nicht um das „Ausbrüten von Positionen gegen … Krisen“ handelt, sondern um einen Diskussionsvorschlag über die Positionierung der Piratenpartei in Hinsicht auf das Bild Deutschlands im Inland und in der Welt. Und dass das „Ausbrüten von Positionen gegen immer wieder auftretende Krisen“ noch gar nicht begonnen hat. Dass die Gruppe nämlich noch in der Phase des Zusammentragens von potentiellen Krisengründen der Zukunft beschäftigt ist, und dabei mit allen relevanten anderen Fach-AGs zusammen arbeiten möchte. Um dann auch in Zusammenarbeit mit Fachleuten innerhalb und außerhalb der AGs  und der Partei, Vorschläge für zivile Krisenprävention auf Grund der erkannten zukünftigen Krisenpotentiale zu entwickeln.

Im nächsten Absatz heißt es:
„Ein fertig formulierter Antrag zum Afghanistan-Einsatz liegt seit zwei Jahren in der Schublade, mangels Interesse flog er immer wieder von der Tagesordnung der Parteitage.“
Ein Antrag zu Afghanistan wurde also von den „führenden“ Piraten bereits im Bereich der außenpolitischen Programmatik entwickelt? Respekt! Das Problem ist nur, dass nicht nur EIN Antrag, sondern ein halbes Dutzend in der Schublade liegen. Dass es erst jetzt wieder in Liquid Feedback Initiativen gibt, und dass sehr wohl großes Interesse im kleinen Sandkasten Liquid Feedback zu spüren ist. Was wieder die Frage aufkommen lässt, warum es kein Antrag in die Entscheidungen eines Parteitages geschafft hat.

Das ist überhaupt die Grundsatzfrage. Wenn man davon ausgeht, dass der Chef des außenpolitischen Ressorts der Bundesregierung in der Regel (naja, Ausnahmen gibt es immer wieder) der Stellvertreter des Bundeskanzlers bzw. der Bundeskanzlerin ist, fragt man sich, ob es nicht sinnvoll gewesen wäre, ein außenpolitisches Programm in einem Sonderparteitag zu verabschieden. Und wenn wenig Piraten daran interessiert sind, hätten eben wenige Piraten daran teil genommen.

Im nächsten Absatz findet sich sogar ein Bereich im Text, der das Aufflackern eines Nachdenkens erkennen lässt:
„Seien es Soldateneinsätze im Ausland, sei es der Kampf gegen den Terrorismus oder Deutschlands Rolle im Machtgefüge multilateraler Bündnisse: Im Parteiprogramm findet sich kein Satz zur Außen-, Sicherheits- und Verteidigungspolitik. Niemand weiß, wie sich Piraten im Bundestag bei einer Abstimmung zu einem Kriegseinsatz verhalten würden.“
Genau das ist die große Frage. Wir erinnern uns, dass seit Jahren die gleichen Piraten, die sich selbst zu Spezialisten der Außenpolitik ernannt hatten, die außenpolitische Gremien, Ausschüsse, AGs leiten. Selbst wenn keine Arbeitsergebnisse der Gruppe vorliegen, weil kein Konsens gefunden wurde, müsste es doch zumindest ein Arbeitspapier geben, mit den entsprechenden abweichenden Voten. Ich habe aber nichts gefunden. Diese absolute Leere, verbunden mit der Philosophie der Piraten, dass auch Listenabgeordnete keiner Fraktionsdisziplin unterworfen sind, könnte genau dazu führen, das einige Piraten sich verwundert die Augen reiben werden. Insbesondere da kaum einer der „führenden“ Piraten einen eigenen Blog hat, oder anderweitig politische Programmatik über außenpolitische Themen zu erkennen gibt.

Im nächsten Absatz liest man:
"Die 40 Mitglieder konferieren per Audiosoftware Mumble, veranstalten bald einen "Außengipfel" in Potsdam."
Leider habe ich vergeblich nach dem Programm der Potsdamer Konferenz gefahndet. Es gibt zwar eine Wikiseite, auf der eingeladen wird, aber Nachfragen bei den beiden „führenden“ Piraten zu einem Programm und wie man teilnehmen könne, wurden nicht beantwortet. (2)

Im nächsten Absatz kann man im Artikel lesen:
„In einem anderen Papier beziehen die Außen-Piraten vorsichtig Position zu einer Anerkennung eines Staates Palästina.“
Das hatte mich nun wirklich überrascht. Denn das war der Knackpunkt gewesen, weshalb bei aller sonstigen Übereinstimmung keine Gemeinsamkeit zwischen AG Friedenspolitik und AG Außenpolitik bei dem Thema geschaffen werden konnte. Also habe ich mich auf die Suche nach diesem Papier gemacht. Anders als bei der AG Friedenspolitik kann man leider programmatisch wichtige Aussagen nicht direkt über die Wiki-Hauptseite finden, sondern muss sich in die Tiefen der Protokolle begeben. Eine Google-Recherche ergab dann im Protokoll vom 8.2.2012 einen Fund. Wobei ich mich natürlich Frage, warum dieses Meinungsbild innerhalb der AG Außenpolitik nicht längst über eine Liquid-Feedback-Initiative der Allgemeinheit der Piraten zur Diskussion unterbreitet wurde. In diesem Papier heißt es im ersten Satz:
„Die PIRATEN erkennen das Existenzrecht Israels als selbstverständlich an und befürworten mit Nachdruck die Schaffung eines demokratischen palästinensischen Staates.“
Dies ist die Position der Bundesregierung seit vielen Jahrzehnten. Ich kann in diesem Satz leider keine Forderung der ANERKENNUNG Palästinas erkennen, sondern lediglich die Forderung der SCHAFFUNG eines Staates. Was diese Resolution also implizit enthält ist das GEGENTEIL der Forderung nach Anerkennung. Denn wenn man eine Schaffung fordert, erklärt man gleichzeitig, dass noch gar kein Staat vorhanden ist. Gut recherchiert, Frau Meiritz. ;-)

Übrigens: Wenn statt „Schaffung“ das Wort „Anerkennung“ gestanden hätte, wäre mit Sicherheit die AG Friedenspolitik mit wehenden Fahnen zu dieser Resolution übergelaufen. Damit wäre der Staat Palästina noch nicht anerkannt gewesen, da die Piratenpartei ja keine Regierungspartei ist, aber man hätte sich als Piratenpartei in dem Bewusstsein bewegen können, der überwältigenden Mehrheit der Staaten (inzwischen sind es laut Aussage der Palästinensischen Autonomiebehörde über 150) zuzustimmen. Seit dem 31. Oktober 2011 wurde Palästina übrigens auch als Mitglied der UNESCO aufgenommen. (3)

Aber in den folgenden Worten scheint die Journalistin in der Autorin zum Durchbruch zu kommen:
„Denn dass ausgerechnet die grenzenlos Vernetzten zu Kernfragen des globalisierten Zeitalters noch keine Haltung haben, ist seltsam. Seien es Soldateneinsätze im Ausland, sei es der Kampf gegen den Terrorismus oder Deutschlands Rolle im Machtgefüge multilateraler Bündnisse: Im Parteiprogramm findet sich kein Satz zur Außen-, Sicherheits- und Verteidigungspolitik. Niemand weiß, wie sich Piraten im Bundestag bei einer Abstimmung zu einem Kriegseinsatz verhalten würden.
Gut recherchiert. Was ist der Grund hierfür? Wollen die „führenden“ Piraten lediglich VDS verhindern und die „Freiheit des Internets“ erhalten, das Urheberrecht reformieren und eine Enquete-Kommission wegen BGE einberufen, und sind sie bereit sich ansonsten jeder anderen politischen Position anzupassen?

Aktuelle Äußerungen deuten darauf hin. Hat der BuBernd doch während der Befragung am letzten Montag eindeutig zu erkennen gegeben, dass er es als ganz natürlich ansieht, dass man auch „Verantwortung übernehmen“ will, wenn man bei Wahlen antritt, und ganz natürlich auch gerne „einen Minister stellen“ will.

Verantwortung übernehmen, ohne dass die Partei eine Programmatik entwickelt hat? Die Frage ist: Welche Ideen setzt ein Minister um, ohne dass es eine Programmatik der Partei gibt, ohne Fraktionsdisziplin, ohne dass die Mitglieder eine Chance hatten, sich mit seiner Meinung fundiert auseinander zu setzen, weil er sich programmatisch nicht geäußert hat?

In dem Artikel wird immer wieder darauf verwiesen, dass die Basismitglieder „nicht an Außenpolitik“ interessiert wären. Was ich absolut nicht nachvollziehen kann. Warum ist dann die AG Außenpolitik gerade in den letzten Monaten so extrem gewachsen?. Aber selbst wenn dem so wäre, würde das die Arbeit bei der Erarbeitung eines Diskussionsvorschlages doch nur erleichtern. Man erstellt ein Programm, erwähnt die abweichenden Meinungen, was die Diskussion abkürzt, und schlägt es der Basis mit den Alternativen vor. Punkt. Dadurch dass dies versäumt wurde, besteht kaum noch eine Möglichkeit, wirklich intensiv über ein außenpolitisches Programm vor der nächsten Bundestagswahl innerhalb der Partei zu diskutieren. Entweder werden die Mitglieder gezwungen sein, einen Vorschlag durch zu winken, der im letzten Augenblick erstellt wird, oder sie werden sich weigern das zu tun, und dann den zukünftigen Abgeordneten Carte Blanche geben. Eine Zwickmühle für die Mitglieder.

R2P

Schließlich erwähnt die Autorin auch eine Abstimmung zu „militärischen Interventionen“:
"In einer Liquid-Feedback-Abstimmung im Januar bekannten sich zwei Drittel der teilnehmenden Piraten zu einer "interventionskritischen Außenpolitik". Quintessenz des Antrags: Kampfeinsätze seien stets "das schlechteste Mittel" - aber man dürfe sie nicht grundsätzlich ausschließen."
Was fehlt ist die Information, dass es drei Vorschläge gab: Eine pazifistische, mit totaler Ablehnung von militärischen Interventionen, eine von einer Minderheitengruppe innerhalb der AG Außenpolitik eingebrachte Resolution, und eine von den „führenden“ Piraten um den Koordinator der AG Außenpolitik, der ursprünglich nur scheinbar interventionskritisch war. Tatsächlich aber eher als interventionsfreundlich bezeichnet werden konnte. Es gewann schließlich die mittlere Initiative, mit der übrigens auch der größte Teil der Mitglieder der AG Friedenspolitik leben kann.

Nun macht die Autorin aber den Eindruck, als ob dies eine repräsentative Meinung wäre. Dabei haben gerade einmal 400-500 Mitglieder von über 30.000 abgestimmt. Und der Erfolg war auch keineswegs deutlich, sondern eher knapp, zusätzlich noch verfälscht durch Delegationen an „führende“ Mitglieder. Was bedeutet, dass ca. 2-3% der Mitglieder hier ihre Meinung zum Ausdruck gebracht haben.

JERUSALEM POST

Es ist auch interessant, die Äußerungen „interventionskritisch“ im Spiegel zu lesen, weil sie sich in anderen Publikationen anders darstellt. In der Jerusalem Post wird dieses Ergebnis im LQFB von W. Dudda, einem Kandidaten / Mandatsträger der Piratenpartei noch anders interpretiert:
„Dudda, who is well-versed in foreign policy issues and fighting right-wing extremism in Germany, said the Pirates see a “responsibility for intervention” in conflicts and the party is not a pacifist party.“
Die genannte Formulierung dürfte eher auf die unterlegene Liquid-Feedback-Initiative zutreffen, als auf die wesentlich ausgewogenere interventionskritische Initiative, die sich schließlich gegen massive Delegationen der “führenden” Piraten durchsetzen konnte. Aber immer noch keinerlei repräsentative Meinung der Piratenpartei darstellt. Also wer hat jetzt recht: Spiegel oder Jerusalem Post?

DIE ABSPALTUNG

Es ist wieder ein Geniestück des Journalismus, wie die Gründung der AG Friedenspolitik beschrieben wird:
„Die offenen Think-Tanks ziehen auch Verschwörungstheoretiker und Extrempazifisten an. Einige Mitglieder der "AG Friedenspolitik" machten zu Beginn bei den Außen- und Sicherheitspiraten mit. Inzwischen ist den Außenpiraten die Verbindung peinlich. Laut Amanatides flutete ein Gründer der späteren Friedenspiraten Mailinglisten mit verschwörungstheoretischen Links, pöbelte in Sitzungen herum. Es kam zum Zerwürfnis, die Friedenspiraten spalteten sich ab."
In jedem Satz sind mehrere Falschinformationen, die man durch einfache Nachfrage bei den Betroffenen hätte aufklären können. Aber wie kann man einem Rundumschlag von Halbwahrheiten und Falschinformationen begegnen, ohne sich in Details zu verzetteln und den Leser zu ermüden?

Meine Version des Ausstieges aus der AG Außenpolitik hatte ich bereits erwähnt (5). Ich wollte mit der Art, mit der in der AG Außenpolitik mit Minderheiten und abweichenden Meinungen und Personen umgegangen wurde nicht mit machen. Pöbeleien kamen in keinem Fall von mir, sondern im Gegenteil von demjenigen, der sie mir andichtet, aber ich wollte das Ganze eigentlich nicht bis zum heutigen Status eskalieren lassen. Also begann ich Mitglieder zu suchen, die ebenfalls einen anderen Stil in der Zusammenarbeit bevorzugten. Einen kooperativen Stil, einen Stil, der die menschliche Würde beachtet und auch unbequeme Zeitgenossen nicht als Terroristen, Trolle oder mit unflätigen Beschimpfungen bezeichnet und dann mit Administratorfunktionen „ausschaltet“. Als Koordinator wählte die Gruppe dann eine Persönlichkeit, die genau dieses Verhalten in der Praxis umsetzte. Und als zweiten Koordinator wählten wir ein Mitglied der AG Außenpolitik, um die Verbindung und gegenseitige Information sicher zu stellen.

Das Ergebnis der Arbeit ist der inzwischen hoffentlich bekannte Programm-VORSCHLAG. (1) Und wir sind längst nicht am Ende mit der Arbeit. Es gab keine verbalen Ausfälle während der offiziellen Sitzungen und kein Abwürgen. Es war manchmal ermüdend und nicht leicht, das gebe ich zu. Aber in unserer AG konnte sich jeder einbringen. Was natürlich dazu führte, dass auch Mitglieder kamen, die so genannten Verschwörungstheorien anhingen. Wir beschlossen dann, diese nicht zum Thema der AG zu machen. Aber wir schlossen das Mitglied nicht aus, und es konnte natürlich als Einzelinitiative genau das Thema bearbeiten, ohne dass er bei uns dafür "bestraft" und ausgeschlossen wurde. Und so wird das meinem Verständnis nach auch in der Zukunft sein.

DAS VERSTÄNDNIS DER BASISDEMOKRATIE

Die Piraten sollten von der Pluralität der Meinungen profitieren, und nicht versuchen mit Gewalt eine Mainstreammeinung durchzusetzen. Und natürlich kann das auch dazu führen, dass einmal eine Abstimmung innerhalb der AG zugunsten der einen oder anderen Extremposition ausfällt. Aber das ist eine AG, nicht die Weltregierung. D.h. diese AG versteht sich nur als INITIATER einer Diskussion. Wir schlagen der Piratenbasis etwas vor. Und spätestens dann würden extreme Positionen, so sie denn keine Mehrheit finden, wieder ausgebügelt werden. Und wenn sie eine Mehrheit finden, wäre das eben die Meinung der Basis, und es läge an den „führenden“ Piraten, die eine abweichende Meinung vertreten, die Basis zu überzeugen.

Kommen wir zurück zum Artikel:
„Jetzt macht die Gruppe ihr eigenes, wirres Ding: Ein Friedenspirat lässt sich auf seinem Blog über die "Lügen" internationaler Schutzverantwortung und die Gefahr eines Dritten Weltkriegs aus.“
Ja, das bin ich, der mit den Lügen. (6) Nun wer Fehler in meinen drei {korr. 4} Artikeln findet, könnte die doch liebenswerterweise in einem Kommentar hinterlassen, damit ich den Text und meine Meinung korrigieren kann. Bisher hat dies trotz hunderter von Klicks noch niemand getan. Also gehe ich davon aus, dass zunächst keine Fehler enthalten sind. Ich überlasse dem Leser eine eigene Meinung.

DIE VERSCHWÖRUNGSTHEORETIKER

Schließlich folgt der Satz:
„Das klingt arg nach "9/11-Truthern" - Verschwörungstheoretikern, die glauben, dass die Terroranschläge von Geheimdiensten orchestriert wurden.“
Weder die Mehrheit der AG Friedenspolitik, noch ich persönlich gehören zu den Befürwortern dieser Theorie. Im Gegenteil lehne ich eine Diskussion innerhalb der AG Friedenspolitik darüber ab, weil sie von wesentlich wichtigeren Tatsachen ablenkt. Nämlich der, ob die Maßnahmen moralisch, ethisch und faktisch gerechtfertigt waren, die im Krieg gegen den Terror angewandt werden. Und meine Ablehnung kann man in 18 Artikeln nachlesen. Ca. 350 Seiten, in denen ich die Theorien und das Buch von Michel Chossudovsky analysiert und dann in einem Artikel zusammengefasst habe. (7)

Je mehr man schreibt, desto größer die Wahrscheinlichkeit, dass etwas dabei ist, was möglicherweise nicht richtig ist. Dieses Risiko gehe ich ein. Denn mir geht es nicht darum Recht zu haben, sondern meine Meinung zum Ausdruck zu bringen und aus evt. Gegenreden zu lernen. Und ich frage mich, warum viele „führende“ Piraten so wenig politische Veröffentlichungen zu den Grundfragen der Politik machen. Gleichzeitig aber ein Mandat anstreben und die Unabhängigkeit des Mandatsträgers beschwören.

Zurück zum Artikel:
„Beraten lassen sich die Friedenspiraten ausgerechnet vom umstrittenen Publizisten Christoph Hörstel. Einst als Experte und Journalist gefragt, gilt er heute weitgehend als diskreditiert. Mal prangert Hörstel die angebliche Verwicklung der CIA in die Anschläge vom 11. September 2001 an, mal erzählt er einem iranischen Radiosender, Deutschland habe keinerlei Verantwortung für das Existenzrecht Israels. Die Palästina-Politik der Bundesregierung gehöre zertrümmert, "bis sie in kleinen Stücken am Boden liegt", meint er.“
Abgesehen davon, dass hier Behauptungen ohne Quellenangaben gemacht wurden, wodurch eine Nachprüfung nicht möglich ist, und ein Zusammenhang nicht hergestellt werden kann, gehört eine solche Anhörung zu den Grundsätzen der Friedenspiraten. Wenn Mitglieder, auch wenn sie in der Minderheit sind, das Anhören von „Außenseitern“ wünschen, dann kommt die Mehrheit diesem Wunsch nach. Nicht ohne zu betonen, dass es aber auch eine gegensätzliche Position sein muss, die im Anschluss gehört werden muss. Und nicht ohne darauf hinzuweisen, dass am Ende aus den Vorträgen eine eigene Meinung der AG Friedenspolitik gebildet wird. Die dann wiederum von den Mitglieder der Partei kritisch geprüft und hinterfragt, ja geändert werden kann.

Kommen wir zum Schluss des Artikels:
„Eine - kontextfreie und unsauber formulierte - Iran-Initiative der AG würde er "nicht als Stellungnahme der Piratenpartei nutzen", erklärte er. Das sensible Feld der Sicherheitspolitik bedürfe der "Expertise und Kenntnis", mahnte Schlömer. Von wem man die holen soll, dazu machte der Piratenchef keine Vorgaben“
Wenn dies so gesagt wurde, hätte er, so könnte man implizit schließen, diese Bemerkung eines „führenden“ Piraten der Iran-Initiative der AG Friedenspolitik gegolten. Nun, hier ist sie: (8) Sie basiert im Wesentlichen auf der Erklärung der „Internationalen Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges“ mit einigen klar gekennzeichneten Zusätzen, die sich speziell auf Deutschland beziehen. Diese Initiative ist deutlich über das Quorum in LQFB gelangt und wartet derzeit auf die Abstimmung. … Wird man das Gleiche zu dieser Initiative sagen, wenn es die Abstimmung vielleicht sogar gewinnen sollte, gegen die massiven Delegationen der „führenden“ Mitglieder?

FAZIT


Basismitglieder, lasst euch nicht für dumm verkaufen. Lasst euch nicht vor irgendeinen Karren spannen. Wenn Ihr Euch schon in einer Partei engagiert, dann bitte richtig. Lest die Quellen, fragt alle Seiten. Bildet euch eine eigene Meinung, und fallt nicht bei der Abstimmung um, weil einer der „führenden“ Piraten euch plötzlich verunsichert. Und glaubt nicht Alles, was in der Zeitung steht. {Heute weniger denn jemals zuvor.}

Denn das ist das Demokratieproblem der Mitglieder-Parteitage: Während Delegierte eine Gruppe hinter sich wissen, sich an die Weisungen der Entsender halten müssen, und bei Abstimmungen über nicht besprochene Themen am Ende Rechenschaft ablegen müssen, gilt dies für Mitglieder nicht. Deshalb sind Abstimmungen in Mitgliederparteitagen einfacher zu manipulieren. Eine Bemerkung zum richtigen Zeitpunkt durch einen Meinungsmultiplikator, einen „führenden“ Piraten, und die Mehrheit ist zerstört. Denn Mitglieder sind in der Regel vereinzelt, niemanden gegenüber verantwortlich und neigen im Zweifel dazu, gegen eine Initiative zu stimmen, um keinen Fehler zu machen.

Und: Wenn Ihr nicht zu Mitgliederversammlungen geht, habt ihr keine Möglichkeit Einfluss auszuüben.

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(1) http://jomenschenfreund.blogspot.de/2012/06/das-programm-der-freaks.html

(2) http://www.potsdamer-konferenz.org/wordpress/?p=1 Mein hinterlassener Kommentar ist leider auch nicht zu sehen.

(3) http://de.wikipedia.org/wiki/Pal%C3%A4stinensische_Autonomiegebiete

(4) http://www.jpost.com/International/Article.aspx?ID=269549&R=R1

(5) http://jomenschenfreund.blogspot.de/2012/06/keine-intoleranz-intransparenz.html

(6) Gemeint sind:
http://jomenschenfreund.blogspot.de/2012/05/die-lugen-von-r2p.html
http://jomenschenfreund.blogspot.de/2012/05/die-lugen-von-r2p-teil-2.html
http://jomenschenfreund.blogspot.de/2012/05/die-lugen-von-r2p-teil-3.html 
nachträglich eingefügt:
http://jomenschenfreund.blogspot.de/2012/05/die-lugen-von-r2p-teil-4.html

(7) http://jomenschenfreund.blogspot.de/2012/06/buchbesprechung-towards-world-war-iii.html

(8) https://lqfb.piratenpartei.de/pp/initiative/show/3209.html?tab=satisfied_supporter&tempstore=47vwz73qm2qgd8df9m2x3lmtvt

(9) http://www.spiegel.de/politik/deutschland/piraten-ringen-um-positionen-zur-aussenpolitik-a-836801.html







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