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Dienstag, 19. Juni 2012

Nuam Chomsky zum IRAN, der US-Politik und dem Internet


Nuam Chomsky gehört zu den wenigen nicht korrumpierbaren Wissenschaftlern, die nur ihrem Gewissen gegenüber verpflichtet sind. „Er ist der Elvis der Akademiker, und der „Buchhalter des Teufels“. Ein ruheloser Dorn in Amerikas Seite. Chomsky hat 50 Jahre damit verbracht, die Elite dieses Landes zur Verantwortung zu ziehen“. The Observer. Das folgende Interview wurde am 14.02.2012 auf dem Campus des MIT geführt und hier in Deutsch vorgestellt.

FRAGE: Werden die USA oder Israel den Iran angreifen?

CHOMSKY: Ja, wir sind bereit, den Iran anzugreifen. Es ist klar, wer hinter den Morden, den Sabotageakten steckt. Das ist ein offenes Geheimnis sozusagen. Einige Beamte haben kürzlich zugegeben, dass Israels Mossad und grundsätzlich auch der CIA iranische Terroristengruppen benutzt um Mordanschläge durchzuführen. Die Frage ist, ob ein offener Angriff mit Militär stattfinden wird. Israel hat sehr hart versucht, die USA dazu zu bewegen, den Iran anzugreifen. Das ist was sie bevorzugen würden. Bisher hat die USA davon Abstand genommen. Es sieht so aus, als ob der US-Militärgeheimdienst nicht in eine Bombardierung des Iran hineingezogen werden will. … Und sie haben einen klaren Befehl von den USA erhalten, nicht anzugreifen. Aber falls die gelbe Linie überschritten wird, also wir sagen nicht nein, aber auch nicht ja. Dann könnte es in den nächsten Monaten passieren.

Die rote Linie ist, wenn sie nur noch wenige Monate warten müssten, bis die Iraner die Anreicherungsanlagen so tief vergraben haben, dass sie unverwundbar werden. Was wir aufmerksam beobachten sollten, ist die generelle Annahme, dass es nur eine Frage der Kosten ist. Wenn wir es ohne Kosten machen könnten, hätten wir es längst gemacht. Vielleicht ist es für uns derzeit noch zu teuer.

FRAGE: Was haben die von den USA angeführten Sanktionen gegen den Iran erreicht?

CHOMSKY: Die Sanktionen sind praktisch wirkungslos. Eine Gruppe von NATO Generälen meinte kürzlich so etwa vor einem Jahr … da veröffentlichten sie eine lange Stellungnahme, was denn als Kriegsakte angesehen werden würde. Akte, die die USA ins Recht setzen würde, Atomwaffen zu benutzen, und eines davon war die Manipulation des Finanzsystems. Und nun, was wir tun ist, den Iran vom Finanzsystem abzuschneiden. Und wir tun das auch, indem wir Druck auf andere Staaten ausüben. Zuletzt hat es Belgien getroffen, wo eine internationale Telekommunikationszentrale für Banken betroffen war. Sie mussten die Verbindungen zum Iran abbrechen. Das ist im Grunde ein Akt des Krieges.

Die Sanktionen haben die vorher gesagten Auswirkungen. Sie schaden der Bevölkerung. Sie können einen Artikel in der New York Times lesen, der erklärt, so ein begeisterter Artikel, der erklärt, dass die Sanktionen Wirkung entfalten. Sie beginnen zu hungern, sie haben Probleme Nahrungsmittel ins Land zu bringen, das ist eben, was Sanktionen verursachen. Sanktionen gegen den Irak, das war genau das Gleiche. Die zwei internationalen Diplomaten, respektierte internationale Diplomaten, die das Öl für Nahrungsmittel-Programm verwalteten, sie waren beide zurück getreten, (1) und sie waren praktisch von den US Medien abgeschnitten worden, und konnten ihre Meinung nicht vertreten. Das tun eben Sanktionen. Wir haben seit 50 Jahre ein Embargo gegen Kuba. Es schadet der Bevölkerung des Landes ernsthaft, dass ist der Punkt. Aber wenn sie zurückschauen zu den Ursprüngen der Sanktionen, zurück zu den Kennedy-Jahren, da hatten hohe Offizielle einfach und gerade heraus gesagt, dass, wenn sie es schaffen, dass die Bevölkerung leidet, wird diese die Regierung stürzen.

FRAGE: Was macht den Iran zu einer solchen Bedrohung? Könnte der Iran wirklich die USA angreifen?

CHOMSKY: Was macht den Iran zu einer Bedrohung? Versuchen Sie darüber eine Diskussion zu finden. Es wird sie geben. Es gibt die Behörden die antworten. Aber es ist nicht wirklich diskutiert. Die Meinung kommt vom Pentagon und den US-Geheimdiensten, in ihrer jährlichen Berichterstattung gegenüber dem Kongress in Hinsicht auf Sicherheitsfragen. Sie reden natürlich über den Iran. Und sie überprüfen die Bedrohung durch den Iran und sie nehmen sie sehr ernst. Aber wir können viel über uns selbst erkennen, wenn wir sehen, welcher Art die Bedrohung ist. Die Bedrohung ist grundsätzlich die, dass der Iran in die Lage versetzt werden könnte, sich zur Wehr zu setzen. Der Iran würde in die Lage versetzt werden, US-Aktionen zu widerstehen, und das ist nicht vertretbar, wenn die Welt einem gehört, aber jemand sich die Freiheit nimmt zu tun, was er will. Sie glauben nicht, dass der Iran die Möglichkeiten hätte, die USA anzugreifen. Sie sagen, nein, natürlich nicht. Und ich glaube, dass jeder Strategie-Analyst mit Vernunft wird dem zustimmen, dass der Iran, selbst WENN er Atomwaffen hätte, dass das Land diese niemals in einem Erstschlag anwenden würde. Das Land würde nicht mehr existieren.

FRAGE: Gibt es einen Präsidentschaftskandidaten im Jahr 2012, von dem Sie glauben, dass er einen guten Weltführer abgeben würde? Oder ist das nur wieder Politik wie üblich?

CHOMSKY: Nun, das ist nicht Politik wie üblich. Diese Typen sind abgehoben. Wenn sie die USA verlassen, schauen die Menschen mit Verwunderung zu, was sie sagen. So als ob es Freaks wären. Deshalb ist das nicht Politik wie üblich. Ich kann mich nicht daran erinnern, dass es schon mal eine Zeit gegeben hatte, dass irgendjemand, der sogar … Nun, vielleicht könnte Romney einer sein, wenn er sich nicht an die republikanische Basis halten müsste.

Was in den letzten Jahren passierte, war, dass was auch immer diese Typen in ihrem Kopf ausgebrütet hatten, da hatten sie aufgegeben, sich den Anschein zu geben, eine normale politische Partei zu sein. Sie sind ganz einfach überzeugt, und das mit Hingabe, dass sie den sehr Reichen und den Wirtschaftskreisen zu dienen hätten. Und sie haben eine Art Katechismus den man immer wiederholen muss. Im Vergleich dazu scheint es, als ob die alte kommunistische Partei eine freie Institution gewesen wäre. Und jeder muss die Lehren immer wiederholen. Damit kann man natürlich keine Stimmen gewinnen. Man ist gezwungen, sich der Gesellschaft zuzuwenden, das war immer so. ... Und dann ist da noch eine Sache. Dies ist ein ungewöhnlich religiöses Land. Mit internationalen Standards gemessen ist es ein extremistisch religiöses Land. Und dieser Teil der Bevölkerung kann gut mobilisiert werden.

Es ist ein natürliches Element der Politik, und es war schon immer da, dass Menschen von Angst getrieben werden, wissen Sie, Angst vor Allem. Vielleicht kommt die UN, oder … Aliens kommen, oder was auch immer. Das wird jetzt unterstützt durch die Tatsache, dass die weiße Arbeiterklasse das nun seit 30-40 Jahren aufgesogen hat. Die Democrat Party hat sie dabei ziemlich alleine gelassen. Sie kümmern sich nicht wirklich um die weiße Arbeiterklasse. Und deshalb sind diese Menschen verbittert. Sie fühlen auch richtigerweise, dass sie dabei sind, das Land zu verlieren. Nicht nur, dass sie ihre Jobs verlieren, und ihr Leben ist nicht mehr das Leben eines Weißen wie vor 50 Jahren. Deshalb sind sie extrem verbittert und können auch gut mobilisiert werden. Rassistische Gruppen können auch gut mobilisiert werden. Der Teil der bezahlten Bourgeoisie, der Versicherungsvertreter, der Autoverkäufer, die mögen diese Veränderungen auch nicht.

ich erinnere mich, da versuchten sie bleihaltige Farbe zu verbieten. Malergeschäfte waren damals wirklich verärgert und sie sagten die Regierung würde ihr Geschäft vernichten. Und die Menschen die Menschen würden nach den Auswirkungen fragen, und sie würden sagen „O nun das ist alles von den Wissenschaftlern, das interessiert uns nicht“. Also man muss sich den Teil der Gesellschaft aussuchen. Und wenn man sich an diesen Teil der Gesellschaft wendet, muss man sehr verrückt sein. Also wenn man diese Debatten verfolgt, ehrlich gesagt tue ich das nicht, ich kann das nicht aushalten, aber ich lese dann darüber, dann ist der am meisten Angst einflößende Aspekt, denke ich, die Antwort der Zuhörer. Die am meisten schockierenden Stellungnahmen bekommen den größten Applaus. Und wenn jemand mal aus Versehen etwas erklärt, was halbwegs human ist, dann muss er diese Aussage schnellstens zurückziehen und sich dafür entschuldigen.

Also wir haben hier keine Politik wie üblich. Niemand ist so wie üblich. Zumindest wird er nicht in der Öffentlichkeit vorgestellt, vielleicht gibt es ihn irgendwo anders. Das ist ein Desaster für die Welt.

FRAGE: Was halten Sie von Anonymous und seine Angriffe auf Webseiten der Regierung und der Wirtschaft, sowie auf persönliche Webseiten?

ANTWORT: Einige Dinge, die sie gemacht hatten waren ziemlich gut. Zum Beispiel, als die Regierung versuchte zu verhindern, dass Wikileaks sich finanzieren konnte, da griffen sie die großen Seiten wie Amazon an, oder Google … Das war ein geschickter Schachzug. Aber es gibt andere Dinge, die ich nicht so gut finde. Hinter den E-Mails von Leuten her zu schnüffeln finde ich nicht so gut. Aber das sind die Fragen, die immer auftauchen, wenn sich eine Widerstandsbewegung bildet. Auch während den 1960er Jahren, als ich darin verwickelt war. Man muss entscheiden, was Sinn macht, was keinen Sinn macht, was legitim ist, und was die Konsequenzen sind usw. 

FRAGE: Haben Sie das Gefühl, dass das Internet geholfen hat, die Spielregeln zwischen den Mächtigen und den Machtlosen etwas ausgeglichener zu machen?

CHOMSKY: Bis zu einem bestimmten Grad ja. Das ist der Grund, warum autoritäre Regime es versuchen das Internet klein zu halten, zu zensieren, Ägypten, China usw. Sicher es ist heute die hauptsächliche Basis, auf der sich Aktivisten organisieren können und loslegen können. Aber es ist auch eine Technik, mit der man marginalisieren und kontrollieren kann. Es ist wie mit jeder neuen Technologie, man kann es für die Freiheit oder die Unterdrückung nutzen. So wie die Drohnen, die sie erwähnt haben. Im Prinzip könnte man sie benutzen, um Feuerwehrleuten zu helfen, oder zur Überwachung. 

FRAGE: Hat das Internet, in dem jeder als Verleger arbeiten kann, im Gegensatz zu nur wenigen Verteilern der Information vor dem Internet, das Propagandamodell verändert, über das sie in „Manufacturing Consent“ geschrieben haben?

CHOMSKY: Nicht wirklich. Ich denke, dass es wirklich ein unterschiedliches System ist. Aber wenn man 50 Jahre zurück schaut, dann konnte jeder Sachen im Wohnzimmer drucken und es in den Straßen verteilen. Heute erreicht man mehr Menschen, aber es ist eine Frage, ob das eine Bedeutung hat. Wenn man weiß, was man sucht, dann ist das Internet extrem wertvoll. Wenn man aber nicht weiß, was man sucht, dann ist es genau so wertvoll, wie wenn man in die Kongressbücherei gehen würde, und sagen würde: „Ich will mich mal umschauen“. Es ist einfach ein Haufen bedeutungsloser Daten.
Critics claimed that the Oil-for-Food Programme was responsible, under the blockage of dual-use equipment, for preventing Iraq from repairing the water purification and medical systems destroyed by the initial sanctions and during 1991 Gulf War, and others challenged the programme on the grounds that it would not permit Iraq to import the food and medicine necessary to prevent millions of easily preventable deaths. Former programme heads such as Hans von Sponeck questioned whether the sanctions should exist at all. Von Sponeck, speaking in University of California, Berkeley in late 2001, decried the proposed "Smart Sanctions", stating, "What is proposed at this point in fact amounts to a tightening of the rope around the neck of the average Iraqi citizen"; claimed that the sanctions were causing the death of 150 Iraqi children per day; and accused the US and Britain of arrogance toward Iraq, such as refusing to let it pay its UN and OPEC dues and blocking Iraqi attempts at negotiation.

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