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Samstag, 28. März 2015

Stratfor-Gründer Friedman erklärt Europa

Bei einer der letzten Analyse der Situation in der Ukraine, hatte ich schon auf eine Rede von  George Friedman, dem Gründer und Vorsitzenden des einflussreichen US-Think Tanks STRATFOR hingewiesen. Die Rede wurde an der, für US-Außenpolitik äußerst wichtigen, Veranstaltung des The Chicago Council on Global Affairs, am 4. Februar 2015 gehalten. Es lohnt sich immer zu den Quellen zu gehen, denn man findet immer neue Aspekte. Und Friedman vertritt in seiner Rede die Haltung des typischen US-Politikers, weshalb es sehr interessant ist, seine Sicht zu Europa und der Ukraine zu hören. Hier einige bisher nicht erwähnte Aussagen.

Bereits besprochen hatte ich das Kapitel über die deutsch russischen Beziehungen.

"Wenn deutsches Kapital und deutsche Technologie mit russischer Arbeitskraft und russischen Ressourcen kooperieren, wäre das eine existentielle Bedrohung für die USA". 
Das sagte er, bevor er erklärte, dass daher seit dem Ersten Weltkrieg die Bemühungen der USA darin bestanden, zu verhindern, dass die Beziehungen zwischen Russland und Deutschland zu intensiv wurden.

Aber dann sagte er noch ein paar andere Dinge, die z.B. klar machen, dass die USA in der Ukraine Krise anders agieren, als der Öffentlichkeit dargestellt. Seine Aussagen beweisen, dass meine Befürchtung vom ersten Tag des Minsk2-Abkommens an, begründet waren.

So erwähnte Friedman, dass Ben Hodges, der Kommandeur der US-Streitkräfte in Europa, Tapferkeit-Medaillen an verwundete ukrainische Soldaten verteilt hatte. Eigentlich verstieß Hodges dabei gegen Regeln, denn man überreicht keine Orden an fremde Soldaten. Laut Friedman tat er das aber, um zu zeigen, dass die ukrainische Armee, "seine Armee wäre". Außerdem hätte Hodges schon damals angekündigt, dass Militärberater jetzt auch offiziell unterwegs wären.

Friedman sagte weiter, in Bezug auf letale Waffen:
"Gestern haben die USA angekündigt, Waffen in die Ukraine zu liefern, das wurde dementiert, aber sie tun das, die Waffen werden geliefert."
"Die Vereinigten Staaten sind bereit, eine Schlinge um Russland zuzuziehen. Und Russland weiß das. Russland geht davon aus, dass die USA die russische Föderation zerstören wollen."
Friedman empfahl Obama, zur Aufrechterhaltung der Hegemonial-Machtstellung, die Politik von Ronald Reagan im Fall vom Irak und Iran auch heute wieder anzuwenden.
"Er unterstützt beide Kriegsseiten, sodass sie gegeneinander kämpften und nicht gegen uns. Es war zynisch, es war nicht moralisch vertretbar, aber es funktionierte."
Freedman erklärte dann:
"Wir sind nicht in der Lage, überall militärisch zu intervenieren, aber wir sind in der Lage, die gegeneinander kämpfenden Mächte zu unterstützen, damit sie sich auf sich selbst konzentrieren können." 
So könnte die USA ihre globale hegemoniale Position behalten.

Friedman sieht die begrenzten Möglichkeiten der USA, und empfahl nicht zu viele Interventionen. Vielmehr müsste man den Gegner aus der Balance bringen. Was gemeint ist: Destabilisierung, Chaos, Bürgerkrieg. Wie im Irak, in Syrien, Libyen. Schulterzuckend stellte er fest, dass es wieder Kriege in Europa geben wird.
"Es werden Konflikte in Europa stattfinden, es gab schon Konflikte, in Jugoslawien und jetzt auch in der Ukraine". 
Für ihn ist das Führen von Kriegen der Normalfall von Zivilisationen. 

Ein großer Teil seiner Rede handelte davon, dass Europa unfähig wäre, in Frieden zusammen zu leben. Verschiedene Länder hatten versucht, Europa zu einigen, indem sie die anderen Ländern beherrschten, aber niemand war dauerhaft erfolgreich gewesen. Wäre es anders gewesen, wäre Europa heute noch der Herrscher der Welt.

Zwischen 1914 und 1945 wären über 100 Millionen Menschen gestorben, auf Grund von Kriegen und Katastrophen. Und 1945 hätte Europa dann endgültig seine Souveränität verloren. Der Osten wurde durch die Sowjetunion beherrscht, der Westteil durch die USA.

Er steigerte sich sogar in der Behauptung, dass die USA verantwortungsbewusster mit dem Krieg umgehen würden als die Europäer. Denn trotz vieler Möglichkeiten, hätte es nie einen Atomkrieg zwischen den USA und der Sowjetunion gegeben. Europa wäre auch nie bereit gewesen, einen Einigungsprozess zu betreiben. Die USA hätten sie quasi dazu erpressen müssen.

Friedman schiebt dann die Schuld am Jugoslawienkrieg den Europäern zu, und den Georgien-Krieg Russland. Und mit dem Georgien Krieg, hätte Russland einen historischen Bruch begangen. Warum hatte Russland den Krieg geführt?
"Die USA hatten eine Reihe von farbigen Revolutionen durchgeführt, entlang der Peripherie Russlands. Eine dieser Farbrevolutionen war in der Ukraine, die orangene Revolution. Und die Russen sahen in dieser orangenen Revolution die Absicht der USA, die russische Föderation zu zerschlagen.  Warum sonst würden die USA Gruppen unterstützen, zu demonstrieren, sagten sie? Die USA waren zu diesem Zeitpunkt im Irak und in Afghanistan involviert, in Mali und an vielen anderen Plätzen, an die man nur denken kann. Die Absicht der Invasion Georgiens, eines Verbündeten der USA, war, ganz einfach aufzuzeigen, was eine US-amerikanische Garantie wert ist. Und sie sagten den Ukrainern: 'Wollt ihr wirklich ein Verbündeter der USA werden?' Die Georgier wollten das auch."
Interessant ist, wie er dann die zeitlich folgende große Bankenkrise, bzw. ihre Behandlung in den USA kritisiert. Niemand musste wegen ihr persönliche Konsequenzen tragen, und wie immer schritt der Staat ein, um die Krise zu beheben.

In den USA hätten sich 8 Banker eingeschlossen, und eine Lösung gefunden. In Europa war das nicht möglich gewesen, weil zu viele Menschen mitreden wollten. Und Deutschland wäre das Hauptproblem gewesen. Es exportierte zu viel, und zwar innerhalb der EU. Im Prinzip hätte Deutschland die Regeln der EU manipuliert. Und die alten Unternehmungen Deutschlands hätten sich niemals wirklich reformiert. Das deutsche Sozialsystem wäre aus den 1950er Jahren. Deutsche Firmen würden Mitarbeiter nicht einstellen, sondern adoptieren.

Die Europäer könnten einfach nicht zusammen leben, was die unterschiedliche Beurteilungen der Griechenland-Krise durch das Land und Deutschland bestätigen würden.

Die Türkei, als südeuropäisches Land, hatte über 10 Jahre hohe Wachstumsraten, aber die südeuropäischen Staaten konnten die Wirtschaft nicht entwickeln. Der Grund wären zu komplizierten EU-Regeln, und der Euro. Südeuropa würde für eine Generation nicht mehr gesund werden. Es wäre eine soziale Katastrophe. In Südeuropa verarmt die Mittelklasse auf Grund der falschen EU-Politik.
"Sie [Die Europäer] sind so von der Idee besessen, dass, soweit die Banken funktionieren, und die Staatsanleihen zurück gezahlt werden, dass sie dann sicher wären. Aber sie sind es nicht."
Das Hauptproblem in Europa, mein Friedman, wäre
"eine groß Masse an intelligenten, gebildeten und verbitterten Menschen. Die keine Hoffnung in dem derzeitigen System sehen, und die deshalb gerade eine linke Regierung wählten."
Friedman verwies als Ergebnis, auf ein Ansteigen des Nationalismus, und der rechten und linken Parteien, hin. Der einzige Unterschied zwischen linken und rechten Extremismus wäre, dass die rechten anti-islamisch wären. Aber beide wollten das Gleiche:
"Sie weigern sich zu bezahlen. Wie im Fall von American Airlines, gibt es Momente, in denen es mehr Sinn macht, den Konkurs zu erklären, und die Gläubiger vor den Kopf zu stoßen, als zurück zu zahlen."
Er meinte, dass die südeuropäischen Länder längst an diesem Punkt angekommen wären. Und dass deshalb dadurch die Mainstream-Parteien massiv delegitimiert würden. Und überall würde der alte Hass gegen andere EU-Nationen wieder durchbrechen.

Europa gäbe es nicht. Es wäre lediglich eine geographische Bezeichnung. 52 Souveräne Staaten, alle mit schlechten Erinnerungen an die Geschichte.

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Aus den Antworten auf Fragen geht auch hervor, dass Friedmann nach wie vor an einen Zusammenbruch des Finanzsystems glaubt, dass er aber der Meinung ist, dass die USA als erste und am Leichtesten wieder daraus hervor kommen werden. Russland würde bis 2020 nicht mehr existieren. 

Es lohnt sich immer wieder zur Quelle zu gehen.

1 Kommentar:

  1. Nette Zusammenfassung mit weiteren Aussagen in Video-Form und Aussagen von Putin im Anschluss https://www.youtube.com/watch?v=BfWDb8YRl6w

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