Dieses Blog durchsuchen

Sonntag, 1. März 2015

Grund für Medien-Verhalten zu Ukraine + Griechenland

Die beiden größten "Medienlügen", die weite Teile der Mainstream-Presse und das Fernsehen verbreiten, betreffen zwei Krisen. Die Finanzkrise in Griechenland, und der durch einen Putsch ausgelöste Bürgerkrieg in der Ukraine. Ich will den aktuellen Stand der kontroversen Diskussion kurz zusammen fassen und dann untersuchen, warum ausgerechnet in Deutschland eine so große Medieneinseitigkeit zu beobachten ist.
Quelle: @MatthiasMeisner

 DIE UKRAINE-KRISE


Die Ukraine-Krise gipfelt derzeit in der Behauptung der deutschen Medien, von ARD
Quelle: blauerbote.com
bis FAZ,
Quelle: blauerbote.com
Russland führe Krieg gegen die Ukraine. Ganz im Sinne der Machthaber in Kiew, die Journalisten verfolgen, die von Bürgerkrieg, statt von "Aggression, Invasion Russlands" sprechen. Journalisten, die mit "Feindmedien" zusammen arbeiten werden verhaftet und vor Gericht gestellt. über 100 russischen Medien wurde die Akkreditierung entzogen, Journalisten werden mit Verfolgung bedroht. Und das, obwohl über die Hälfte des Landes russisch als tägliche Sprache benutzt. Die Heftigkeit, mit der in Deutschland "Putinversteher" und dissidente Meinungen diffamiert werden, stehen ganz in diesem Geist.

Aber während überall auf der Welt Presse- und Meinungsfreiheit, notfalls mit Bomben, verteidigt werden, kümmert die Entwicklung in der Ukraine unsere Leitmedien nicht.

Aber woher kommt es, dass in Deutschland die Medien so extrem einseitig berichten, so extrem russlandfeindlich eingestellt sind. Warum ist Deutschland mit großem Vorsprung, noch vor den USA, das Land, das Russland-feindliche Artikel veröffentlicht?
Quelle: Hinter-der-Fichte.blogspot.de

 

DIE GRIECHENLAND-KRISE


Für die meisten deutschen Medien ist klar: Griechen sind faul, haben über ihre Verhältnisse gelebt, und müssen jetzt bestraft werden. Erstaunlicherweise, finden sich aber kaum Berichte in unseren Medien darüber, welche Rolle deutsche Politik, und die deutsche Wirtschaft, in dem Ursprung der Krise Griechenlands gespielt hat.

So verkaufte z.B. Deutschland, abgesegnet durch die Regierungspolitik, und geschmiert durch Millionen-Korruptionszahlungen der namhaften deutschen Unternehmen, Militärgüter nach Griechenland, die in keinem Verhältnis zum Bedarf standen. Griechenland hat, dank Unterstützung aus Politik und Wirtschaft, heute mehr Panzer aus deutscher Produktion, als Frankreich, Deutschland und Großbritannien zusammen.

Über Jahre hinweg hatte die deutsche Regierungspolitik die Klientelpolitik ihrer Schwesterparteien, die in Griechenland an der Macht waren, gedeckt, ja aktiv unterstützt. Es war ja eine große europäische politische Familie, die sich die Macht teilte, gemeinsame Fraktionen im EU-Parlament unterhielt, und auch sonst beste Kontakte pflegte.

Die zweite Tatsache, die niemand in deutschen Medien untersucht, ist das Verhaltens Deutschlands, das ein Verstoß gegen die Regeln der römischen Verträge war. Deutschland hatte aggressiv das Ziel verfolgt, durch Lohnsenkungen in Deutschland, Exportvorteile zu erzielen. Dumm nur, dass die Käuferstaaten mit Krediten bezahlten, die heute wiederum von uns selbst abgesichert werden.

Als Heiner Flassbeck das, einem offensichtlich überraschten Moderator, im Deutschlandfunk erklärte, antwortete der geistesgegenwärtig mit den üblichen Argumenten, die Flassbeck dankenswerterweise schnell widerlegen konnte. Selten hatte Flassbeck mit so wenigen Worten erklärt, was an der deutschen Politik falsch lief und läuft.

Aber das sind Ausnahmen im deutschen Medienwald. Eine solche Ausnahme stellt auch die Dokumentation des mutigen Journalisten Harald Schumann dar. Übrigens zeigt er seine Kompetenz auch in einem Interview mit Jung&Naiv.

Aber wie kommt es, dass insbesondere in Deutschland, eine so aggressive Linie der Medien zu beobachten ist, während in anderen Ländern die Darstellung viel ausgewogener erscheint?

 

DEUTSCHLANDS MEDIEN


Der Grund für die deutsche Sonderstellung, was mediale Verteufelung eines vermeintlichen Gegners angeht, hat mehrere Ursachen. In dem Artikel "Die Ukraine Medien-Front" hatte ich schon auf die wirtschaftliche Konzentration, und die daraus entstandene Besetzung der Spitzenposten des Journalismus berichtet. Verstärkt wird das Ganze durch eine Fokussierung der transatlantischen Einflussnahme auf Deutschland nach dem Krieg. Dieser Faktor wird sehr gut erklärt in Hermann Ploppas "Die Macher hinter den Kulissen". So dass deutsche Medien, was man im Ukraine-Konflikt beobachtet, zu übererfüllenden Sekundanten der USA-Meinungsmacht, wurden.

Hinsichtlich der Griechenland-Berichterstattung ist die Wahrheit hinter der Einseitigkeit der Berichterstattung profaner. Wie Harald Schumann in dem Interview von Jung&Naiv richtig feststellt, sind die Medien nur der Spiegel der gesellschaftlichen Machtverhältnisse. Und die Macht in Deutschland wird beherrscht durch Politik, aller etablierten Parteien, und der Wirtschaft, im Gleichklang. Beide haben die verhängnisvolle deutsche Politik gefördert, mit der sich Deutschland unfaire Vorteile gegenüber den anderen europäischen Ländern verschaffte. Wodurch riesige Exportüberschüsse entstanden, und Exporte in nicht-EU-Länder, zugunsten Deutschlands, bevorzugt wurden. Wie Flassbeck es so schön in dem relativ kurzen Interview von Deutschlandradio Kultur, darlegte.

Deutschland hat sich durch Lohndumping in eine bevorzugte Situation gebracht, wodurch die Wirtschaft brummt. Dumm ist nur, dass nun plötzlich klar wird, dass die Kredite, die wir für unsere Güter bekommen haben, von den Empfängerländern nicht bedient werden können. Wenn nun die Löhne und Gehälter in Deutschland nicht drastisch steigen, und der Exportüberschuss nicht beschränkt wird, haben die anderen Länder keine Chance, ihre Schulden jemals zurück zu zahlen. Und der Sparkurs, zu dem Berlin und die Medien z.B. Griechenland zwangen, haben die Situation noch verschärft. Denn Wirtschaft ist ein Kreislauf. Wenn man aus einem Teil des Kreislaufs Geld entnimmt, also spart, schrumpft die Wirtschaft. Schrumpfende Wirtschaft senkt die Steuereinnahmen usw. Wir sehen das Sparparadoxon. Es ist offensichtlich, und der frühere UNO-Chef-Volkswirt Heiner Flassbeck hat es seit Jahren vorausgesagt.

Nun hat die Politik ein Interesse, dass diese Wahrheit nicht, oder nur Stückchenweise ans Tageslicht kommt. Und die Wirtschaft hat natürlich das Interesse, dass die einzige mögliche Kur, nämlich ein drastischer Anstieg der Löhne und Gehälter, möglichst lange hinaus gezögert wird. Denn dank der Lohnzurückhaltung und Exportüberschüsse haben wir heute noch eine weitere paradoxe Situation: Die großen Unternehmen haben so viel Geld wie niemals zuvor, (was in einer wachstumsorientierten, sozial-liberalen Wirtschaftspolitik eigentlich nicht möglich ist) während der Staat die Schulden von den Banken übernommen hat, Schulden, die eigentlich die Gewinne und das Vermögen der Unternehmen sind, die von dieser Politik profitiert haben.

 

DIE PROPAGANDAFALLE


Warum es so schwer ist, für die Eliten dieses Landes, aus dieser selbsterschaffenen Propagandafalle zu entkommen, beschreibt schon Jacques Ellul in "Propaganda, The Formation of Men's Attitudes"   Ellul hat nach dem 2. Weltkrieg die übliche Propaganda-Definition hinterfragt. Er stellte fest, dass Menschen durch psychologische und soziale Aspekte beeinflusst werden. Viele Protagonisten von Propaganda sind sich gar nicht bewusst, Propaganda zu betreiben. Bedingt durch Erziehung, gesellschaftliches Umfeld und Umgang, glauben sie im Besitz des Wissens zu sein. Das führt zu einem Abschotten gegenüber dissidenten Meinungen. Und diese Abschottung wird um so größer und dichter, je besser die Protagonisten gebildet, und je höher ihr sozialer Status ist.

Und so wird sich aus der derzeitigen Politik- und Medienlandschaft heraus, niemals eine andere Berichterstattung ergeben, wenn nicht drastische Reformen zu einem grundsätzlichen Umbau der Strukturen führen. Das war der Grund für meine Forderung nach einer Medienreform. Dabei geht es nicht darum, die Vorschläge umzusetzen, sondern die Situation an sich zu erkennen, um Wege aus der Falle zu entwickeln.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen