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Mittwoch, 1. April 2015

Der Neo-Koloniale Widerstand im Jemen

Sharmine Narwani/Quelle:RT.com
Ich hatte schon darauf hingewiesen, dass fälschlicherweise behauptet wird, dass der Iran hinter den aufständischen Houthis stecken würde, und ihnen zum Sieg im Bürgerkrieg verholfen hätte. Das ist bewiesenermaßen eine Lüge. Warum der Iran durch die Golfdiktaturen gefürchtet wird, habe ich HIER schon einmal aus meiner Sicht beschrieben. Aber der Jemen gehört zu einer Reihe von Staaten, die sich der neo-kolonialen Organisation der Weltordnung widersetzen, und ist dadurch ideologisch verbunden mit dem Iran, Russland, Syrien und den anderen BRICS-Staaten. Saudi Arabien kann diesen Angriffskrieg gegen den Jemen nicht auf Dauer gewinnen, aber der Krieg wird das Land zerstören. Wie bei so vielen Kriegen der Entkolonialisierung, leiden jene, die am wenigsten haben, am meisten.
Sharmine Narwani ist Kommentatorin und Analystin für Geopolitik im Mittleren Osten. Ihre Analyse detailliert und begründet die o.g. Behauptung. Die These eines beginnenden Post-Neo-Kolonialismus, die ich schon in anderen Artikeln erwähnt hatte, wird von immer mehr Beobachtern geteilt.

Insbesondere in Russland, findet man immer mehr Vertreter, auch unter der, "westlichen Werten" zuneigenden, Intelligenz, die die Sowjetunion historisch betrachtet, als koloniale Widerstandsbewegung erkennen, deren Auftrag heute durch Russland, und die BRICS-Staaten, inzwischen wieder als Ziel definiert wurde.  

"Es gibt eine große Verwirrung darüber in den Medien, was im Jemen, und darüber hinaus im Mittleren Osten, derzeit passiert. Fachleute weisen darauf hin, dass die USA eine schizophrene Politik betreiben würde, indem sie gegen den Extremismus, nach Art von Al-Kaida im Irak, und im Jemen kämpfen würde, während sie im Jemen das Gegenteil unterstützt.

Aber es ist unschwer zu verstehen, warum es diese scheinbar widersprüchlichen Handlungsweisen gibt, wenn man die darunter liegenden Treiber, des in der Region brütenden Kampfes, begreift.

Nein, es ist kein Kampf Schiiten gegen Sunniten, Iraner gegen Araber, oder die, oft marktschreierisch heraus posaunte, Gegnerschaft des Iran gegenüber Saudi Arabien. Natürlich haben diese Narrative eine Rolle gespielt beim Definieren der "Seiten", aber oft nur in der vereinfachensten Art und Weise, um Anhänger hinter einem politischen Ziel zu versammeln. Aber natürlich enthalten sie auch eine Kern Wahrheit.

Aber die "Seiten" die man uns zum Konsum vorsetzt, erklären nicht, z.B. warum der Oman oder Algerien sich verweigern, oder warum die Türkei ihre Position vertritt wie sie derzeit ist, warum Russland, China oder die BRICS-Staaten, warum die USA so scheinbar widersprüchlich in ihren Entscheidungen sind ... und warum, in einer Reihe von regionalen Konflikten, Sunniten, Schiieten, Islamisten, Saekulare, Liberale, Konservative, Christen, Muslime, Araber oder Iranier plötzlich auf der gleichen Seite stehen.

DER GLOBALE HINTERGRUNDKONFLIKT

Dies ist nicht nur ein regionaler Kampf. Es ist ein globaler, mit Auswirkungen, die weit über den Mittleren Osten hinaus gehen. Die Region ist nur ganz einfach die Bühne, auf der er auftritt. Und der Jemen, Syrien und der Irak, sind Pulverfässer, die jederzeit den Brand auslösen können ... oder nicht.
'Der Kampf, vom Ursprung her, vom kleinsten gemeinsamen Nenner her, ist ein Krieg, zwischen der kolonialen Vergangenheit und der post-kolonialen Zukunft.'
Um die Dinge klarer zu sehen, lassen Sie uns die eine Achse, die Neo-Koloniale-Achse, und die andere, die Post-Koloniale-Achse nennen. Die erstere versucht den Status Quo des letzten Jahrhunderts aufrecht zu erhalten, die letztere  verwirft alte Ordnungen, und schafft sich selbst neue, unabhängige politische Richtungen.

Wenn Sie auf das politische Schachbrett der Region schauen, ist der Mittlere Osten prall gefüllt mit Regierungen und Monarchien, die bis zur Bewegungsunfähigkeit unterstützt werden [oder wurden] durch die Vereinigten Staaten von Amerika, Großbritannien und Frankreich. Dies sind die Proxy-Staaten, die Marionetten-Staaten des Westens, und sie haben ihre Länder am wenigstens sozial weiter entwickelt. Insbesondere auch nicht in Hinsicht auf eine Selbstversorgung, oder eine echte Demokratie. Eingebettet in das Patronat des Imperiums, bilden diese Staaten den regionalen Arm der Neo-Kolonialen-Achse.

Auf der anderen Seite der geopolitischen Bruchlinie des Mittleren Ostens, hat der Iran Standards für die Post-Koloniale-Achse, die auch oft als "Achse des Widerstandes" genannte wird, gesetzt. Basierend auf der angeborenen anti-imperialistischen Weltsicht der Islamischen Revolution von 1979, und auch als Ergebnis, der durch die USA und Großbritannien betriebenen Isolation, und deren globaler Politik, hat Teheran das koloniale System abgeworfen, indem es eine eigene, bodenständige Form der Regierungsführung entwickelte, seine Ambitionen zur Entwicklung des Landes voran trieb, und Allianzen schmiedete, die den Status Quo herausforderten.

Die verlässlichsten Verbündeten des Iran waren typischerweise Syrien, die Hisbollah, und eine handvoll palästinensischer Widerstandsgruppen. Aber heute, in der Folge der arabischen Frühlings-Gegen-Revolutionen, und unter dem Eindruck des Chaos, das sie anrichteten, haben andere, bisher unabhängige Mitspieler, Gemeinsamkeiten mit der Achse des Widerstandes entdeckt. In der Region sind das der Irak, Algerien und Oman. Außerhalb des Mittleren Ostens sehen wir Russland, China und andere blockfreien Staaten, die in die Neo-Koloniale Ordnung eintreten.

Die Neo-Koloniale-Achse trifft auf die Wand des Arabischen Frühlings.


Die Neo-Kolonialisten können heute einfach nicht mehr gewinnen. Ihnen fehlen die zwei wichtigsten Komponenten  zur Aufrechterhaltung ihrer Hegemonie: Ökonomie und gemeinsame Ziele. Niergendwo wird das klarer als im Mittleren Osten, wo sich unzählige Initiativen und Koalitionen schon kurz nach der Gründung wieder auflösten.

Nachdem Muammar Gaddafi in Libyen gestürzt worden war, gingen die verursachenden Parteien sofort jeder seinen eigenen Weg. In Ägypten findet ein Machtkampf zwischen den Sunniten statt. Dieser beleuchtet eindrucksvoll die wachsende Feindschaft zwischen zwei Partnern im Gulf Cooperation Council (GCC), Saudi Arabien und Katar. In Syrien [bzw. im syrischen Krieg] sind Schwergewichte wie die Türkei, Katar, Saudi Arabien, Frankreich, die USA und Großbritannien unterwegs, unfähig einen kohärenten Plan für einen Regime-Change zu vereinbaren, bzw. ein gemeinsames Pferd in das Rennen zu schicken.

AL-KAIDA

In das Vakuum, das durch diese sich gegenseitig bekämpfenden Agenda geschaffen wurde, drangen Extremisten ein, die im gut organisierten Stil der Al-Kaida, was für weitere Auseinandersetzungen zwischen den Parteien sorgte.

Westliche hegemoniale Mächte, die ursprünglichen Kolonialstaaten und Imperialisten, die ermüdet waren, wurden alarmiert. und suchten einen Ausweg. aus dem zunehmend undurchsichtigen Chaos. Dabei mussten sie einen Kompromiss eingehen. mit dem regionalen Staat, der die ausreichende Stabilität. und militärische Tapferkeit bewiesen hatte, um den Kampf gegen den Extremismus in der Region anzuführen.

Der Westen, geographisch weit entfernt vom Mittleren Osten, kann diese Verluste bis zu einem gewissen Grad verkraften. Für die regionalen Hegemonialmächte aber, war der Rückzug der Westlichen Schutzmächte eine Katastrophe. Wie wir sehen, haben die Türkei, Saudi Arabien und Katar kürzlich ganz schnell ihre Differenzen beigelegt, um die Richtung der Region zu bestimmen, nachdem der Westen ein Vakuum hinterlassen hatte.

DIE ROLLE SAUDI ARABIENS

Die konterrevolutionären Staaten aber, haben jeder für sich, Träume von regionaler Einflusssphäre und Macht. Und jeder ist letztendlich nur daran interessiert, seine eigenen primären Ziele zu erreichen. Und der fortgesetzte Aufstieg des Iran wurde immer sichtbarer: Die Islamische Republik wurde, während dieses "Arabischen Frühlings", stärker und stärker, indem es immer neue Verbündete fand, regional und global, und seine Gewinne klug konsolidierte.

Besonders Saudi-Arabien lassen die aufeinander folgenden Siege erbleichen. Riad basiert letztendlich seine regionale Führungsrolle, auf einer ethnischen und religiösen Spaltung der Gesellschaften. Die Gegner sind "Iraner" vs Araber und "Schiiten" vs Sunniten. Aber plötzlich verabreden sich nicht nur die Amerikaner, Briten und Franzosen auf Gespräche mit den Iranern, sondern der GCC selbst ist gespalten, hinsichtlich der Frage, ob man sich mit der Islamischen Republik arrangieren, oder sie bekämpfen sollte.

Noch schlimmer ist, dass die Anstrengungen der Saudis, beim Sturz von Gaddafi, der Niederschlagung des Aufstandes in Bahrain, der politischen Kontrolle des Jemen, bei der Destabilisierung Syriens, der Teilung des Irak, und der Herausforderung Ägyptens, sich nun zu ihrem Nachteil entwickelt. In allen Fällen ist es noch nicht gelungen, wirklich aussagekräftige und beständige Erfolge zu erzielen, während sie mehr und mehr die Budgets der Saudis beanspruchen.

Heute sehen sich die Saudis umringt, von den giftigen Früchten ihrer verschiedenen regionalen Interventionen. Sie mussten kürzlich Angriffe gewalttätiger Extremisten aus dem Irak und Jordanien abwehren - von denen viele sogar früher von den Saudis unterstützt worden waren - und jetzt fühlen sie sich an einer dritten Grenze herausgefordert, der zum Jemen. Und das durch eine Gemeinschaft, die fest entschlossen ist, saudischen Interventionen Einhalt zu gebieten.

Darüber hinaus entglitten ihnen Syrien und der Libanon, und das kleine Katar untergräbt die traditionelle Rolle der Saudis am Persischen Golf, Ägypten verbandelt sich mit Russland und China, und Pakistan und die Türkei beginnen eine bedeutende Kooperation mit dem Iran.

DER IRAN

Der Iran muss nichts weiter unternehmen, um die Wut der Saudis zu entfachen. Der Iran hat seine regionale Rolle erweitern können, auf Grund der kontra-revolutionären Politik, die von Saudi Arabien angeführt wurde, und der Iran hat die Angriffe Saudi Arabiens vorsichtig unterminiert, wo immer es möglich war. Es hat sich Verbündete verschafft, ähnlich wie die NATO oder der GCC es unter ähnlichen Umständen gemacht hätte - aber mit ausgesprochen weniger Aggressivität, und unter Beachtung internationalen Rechts.

Die Saudis sehen aber die Hände der Iraner überall in der Region, wobei das eine Art Verfolgungswahn wurde. Der Iran hatte einfach Gelegenheiten genutzt, wenn sie sich ergaben, ist Bedrohungen entgegen getreten, wenn sie sich in den Weg stellten, und nutzte alle verfügbaren Kanäle, um den verschiedenen militärischen Vorstößen und politischen Theaterstücken der Saudis, die Spitze zu nehmen.

Selbst die jährliche Lage-Beurteilung durch die Geheimdienste der USA, ein Bericht, der jedes Jahr wieder die "Iranische Bedrohung" wiederholt, stellte im Jahr 2015 fest, dass die Islamische Republik Iran
"die Absicht hat, religiöse Sektenbildung zu bekämpfen, verantwortungsbewusste Partner aufzubauen, und die Spannungen mit Saudi Arabien abzubauen".
Trotzdem ist alles, was wir aus den westlichen und arabischen Schlagzeilen lernen, "Schiitische Sektiererei, Irans Expansionismus und Verfolgung des Persischen Imperiums".

Vielsagenderweise beginnt der amerikanische Geheimdienstbericht in seinem Kapitel über "Terrorismus" mit der folgenden Stellungnahme:
"Sunnitische gewalttätige Extremisten gewinnen an Raum, und die Zahl der sunnitischen gewalttätigen Extremistengruppen steigen in Zahl, Anzahl der Mitglieder, und ihre sicheren Rückzugsgebiete sind größer, als jemals zuvor in der Geschichte."
Und US-Beamte geben zu, dass viele der sunnitischen Extremisten, finanziert und unterstützt wurden, durch keine anderen, als den Verbündenten der USA, Saudi Arabien, Türkei und Katar.   

DER JEMEN - DIE ENDSCHLACHT?


Ein hoher Beamter in der Achse des Widerstandes, sagte zu mir:
"Der größte Fehler, den die Saudis machen konnten, war, den Jemen anzugreifen. Ich hätte nicht gedacht, dass sie so dumm wären."
In der letzten Woche haben die Saudis wieder einmal eine neo-koloniale "Koalition" zusammen geschmiedet. Dieses Mal um die Jemeniten dafür zu bestrafen, dass sie die durch Riad geschaffene Übergangsregierung entmachtet, und in die südliche Stadt Aden verdrängt hatten. Die Hauptgegner der Saudis sind nun die Houthis. Das ist eine Gruppe bodenständiger Gebirgsstämme aus dem Norden, die sich eine vom Volk getragene Basis, überall im Norden, und in anderen Teilen des Jemen, geschaffen haben. Das geschah im Laufe von zehn Jahren und sechs Kriegen.

Die Saudis (und die USA) identifizierten die Houthis als "Schiiten" und "vom Iran unterstützt", um ihre eigene Unterstützung in der Region zusammen zu schweißen. Aber der Iran hat wenig mit den Houthis, seit deren Einnahme der Rolle als politische Kraft im Jemen, zu tun. Und WikiLeaks beweist, dass die US-Beamten das auch wussten. In einer Depesche der US-Botschaft in Riad, wird festgestellt, dass der von Saudi Arabien unterstützte Präsident Ali Abdullah Saleh
"falsche und übertriebene Informationen hinsichtlich der Hilfe, die sie aus dem Iran erhalten, mitteilen würde, vermutlich um die Einflussnahme Saudi Arabiens zu erreichen, und die Krise zu regionalisieren".
Und die Vorwürfe, der Iran würde die Houthis bewaffnen, ist auch falsch. Eine weitere Geheimdepesche macht deutlich:
"Entgegen der Behauptung der Regierung des Jemen, nach der der Iran die Houthis bewaffnen würde, berichten die meisten politischen Analysten, dass die Houthis ihre Waffen vom jemenitischen Schwarzmarkt und sogar vom Militär des Landes direkt erhalten würden."
Saleh war im Jahr 2011, auf Grund des Drucks des Arabischen Frühlings, abgesetzt worden, und in einem trickreichen Verfahren, der der Region alle Ehre bereitet, erscheint der ehemalige Präsident heute als Unterstützer seiner ehemaligen Gegner, den Houthis, gegen seinen ehemaligen Schutzpatron, Saudi Arabien.

DIE RELIGION DER HOUTHIS

Die Houthis sind Anhänger der muslimischen Sekte der Zaydi, verwandt sowohl mit dem schiitischen als auch dem sunnitischen Zweig der muslimischen Gemeinschaft. Ungefähr 40% der Jemeniten gehören diesem Glauben an. Saleh, der die Houthis in einem halben Dutzend Kriegen bekämpfte, ist auch ein Zayidi - Beweis dafür, dass der interne jemenitische Machtkampf, alles andere, als ein Kampf religiöser Sekten ist.

Man könnte argumentieren, dass die Houthi, oder die Bewegung der Ansarallah, ein zentraler Bestandteil des jemenitischen arabischen Frühlings waren. Ihre Forderungen seit dem Beginn im Jahr 2003, sind, die Beendigung der Benachteiligung, wirtschaftliche, politische und religiöse Rechte, Beendigung der Korruption, und die Abgrenzung gegen die Zwillingsteufel Amerika und Israel, (was eine sehr populäre post-koloniale Forderung in den arabischen Ländern ist), und ein Mitspracherecht im Staat.

Um die Balance der Macht während des arabischen Frühlings zu ihren Gunsten zu belassen, hat die Neo-Koloniale-Achse eine Marionette installiert, sobald Saleh geflohen war, einen ungewählten Präsidenten, dessen Amtszeit schon vor einem Jahr ausgelaufen war.

DER STURZ DER MARIONETTE

Dann, vor einigen Monaten, angeblich mit der Hilfe von Saleh und zehntausender seiner Anhänger, haben die Houthis den Marionetten-Präsidenten entmachtet, und die Macht in der Hauptstadt des Landes, Sa'na / Sanaa, übernommen. Als die Saudis Vergeltung androhten, kämpften sich die Houthis weiter nach Süden vor, was die Kriegsfront verursachte, der sich der Jemen heute gegenübersieht.

Diesen Kampf können die Saudis und die Neo-Koloniale-Achse nicht gewinnen. Luftschläge alleine können den Krieg nicht entscheiden. Und Riad oder seine Koalitionspartner, können nicht erwarten, dass sie auf dem Boden erfolgreicher sind, falls sie überhaupt dort angreifen werden. Die Houthis haben im letzten Jahrzehnt, sowohl das Kämpfen eines konventionellen Krieges, als auch einen Guerilla-Krieg gelernt. Eine relativ kleine Bande dieser Gebirgler, schaffte es im Jahr 2009, 30 Kilometer auf Saudisches Territorium vorzudringen, und mehrere dutzend Städte zu überrennen. Als der heutige Koalitionspartner Ägypten, in der Vergangenheit, einen Bodenkrieg mit dem Jemen ausfochte, wurde dies zum Vietnam von Gamal Abdel Nasser, und der ägyptische Staat ging beinahe darüber bankrott.

PAKISTAN

Selbst das große, mehrheitlich sunnitische Pakistan, eine traditionelle Quelle für Mannschaften der GCC-Armeen, scheint über den Konflikt besorgt zu sein. Pakistan kämpft an anderer Stelle, auf der gleichen Seite mit Houthis, Iranern, Syrern und Irakern - gegen gewalttätige Sunniten innerhalb der eigenen Grenzen, und ausgehend von deren Basen im benachbarten Afghanistan. Kein Geld der Welt aus Saudi Arabien, wird die Wut des vom Extremismus heimgesuchten Pakistan beruhigen, sollte seine Regierung sich wirklich in diesen Kampf gegen den Jemen begeben. Gegen genau die Gruppen (Houthis), die auf der arabischen Halbinsel (AQAP) Al-Kaida bekämpfen.

Und ja, es ist ironisch, dass die USA jetzt Unterstützung und Geheimdienstinformationen, für die von Saudi-Arabien geführte Koalition zur Verfügung stellen, gegen jene Houthis, die Al-Kaida bekämpfen. Aber wie ich schon sagte, das hier ist nicht die Nachbarschaft der USA, und die USA verfolgen nicht die gleichen Ziele wie der enge Verbündete, Saudi Arabien.

Die Achse des Widerstandes erklärt offiziell:
"Die Amerikaner sehen jeden Ausgang des Kriegs als gut an: Wenn die Houthis gewinnen, werden sie helfen, Al-Kaida im Jemen zu vertreiben. Wenn die Saudis gewinnen, bleiben sie immer noch US-Verbündete. Und wenn beide Seiten sich in einem langwierigen Krieg verzetteln, ist das auch kein Problem."
Wobei sich die Aussage darauf bezieht, dass das US-Interesse darin besteht, Waffen in Konfliktzonen zu liefern.
Obwohl geächtet, haben die Vereinigten Staaten von Amerika, für 640 Millionen US-Dollar, Streubomben, im Laufe der letzten zwei Jahre, verkauft. Ein Teil davon wurde in den letzten Tagen zur Bombardierung des Jemen bereits verbraucht. Die Streumunition war Teil eines Waffengeschäfts über insgesamt 67 Milliarden US-Dollar. Ein Geschäft, dass seit dem Beginn des arabischen Frühlings im Jahr 2011 begann.

DIE HALTUNG DES IRAN

Die Iraner tun derweil kaum etwas, außer darauf bestehen, wie die Russen und andere, dass die Bombardierung des Jemen ein Verbrechen ist, und dass die Jemeniten ihre interne Probleme durch einen internen Dialog lösen sollten. Warum sollten sie mehr tun? Die Saudis graben sich derzeit ihr eigenes Grab, und beeilen sich, damit den Untergang des gesamten Neo-Kolonialen-Projektes im Mittleren Osten auszulösen.
"Teheran begreift, dass alleine die Tatsache, dass Riad eine große Koalition zusammen schweißen musste, um eine Gruppe zu bekämpfen, die an der Peripherie des iranischen einflusses liegt, ein Sieg in sich selbst ist."
Erklärte mir ein Risiko-Analyst von Stratfor, der in den USA ansässig ist.
Riads Entscheidung, den Jemen anzugreifen, zog das derzeit nicht so flüssige Königreich, in ein weiteres militärisches Abenteuer, und diesmal direkt, Marionetten übergehend. Jeder Luftschlag im Jemen, und schon nach den ersten Tagen sind dutzende von Zivilisten, darunter Kinder unter den Toten, droht, mehr Anhänger auf die Seite der Houthis zu ziehen.

Und jeden Tag, den die Houthis mit der Schlacht gegen Saudi Arabien beschäftigt sind, gibt Al-Kaida (AQAP) die Möglichkeit, ihre Stellungen an anderen Stelle auf der Halbinsel, auszubauen. Der Netto-Gewinn wird sicher nicht bei Saudi-Arabien liegen, sondern bei Al-Kaida. Und Al-Kaida wird den Krieg sicherlich für die Post-Koloniale-Achse in die lebensnotwendigen strategischen Wasserwege tragen, die den Jemen umgeben.

Die Arabische Liga, erpresst durch Saudi Arabien, haben dann noch mal den Einsatz erhöht, als sie nicht weniger als die bedingungslose Kapitulation der Houthi verlangten, d.h. ein Niederlegen der Waffen und einen vollkommen Rückzug, als Vorbedingung für eine Beendigung der Luftangriffe. Dieses Ultimatum lässt wenig Raum für den Beginn eines Dialoges, und zeigt ein schockierendes Missachten normaler militärischer Ziele, die immer versuchen, Fenster für Verhandlungen offen zu halten. 

Es mag sein, dass die Saudis, die so schnell an Einfluss und Kontrolle in Syrien, dem Irak, dem Libanon und dem Oman, und in anderen Staaten verloren, beschlossen, mit dem Jemen ein Exempel zu statuieren und ein Bollwerk aufzubauen. Oder es ist einfach eine Art Posieren der Stärke, um die Schrammen des eigenen Egos abzudecken.

ANDERE AKTEURE

Aber Konflikte haben eine gewisse Art, sich ausbalancieren, wie man in Syrien und im Irak beobachten kann, indem sie andere, unvorhergesehene Faktoren anziehen. Unter der Vielzahl der Konflikte im Mittleren Osten, und dem Übergreifen auf seine Gebiete, ist die Post-Koloniale-Achse gezwungen, Stärke zu zeigen. Und sie bringen etwas auf das Schlachtfeld, was ihren Gegnern fehlt: Die gemeinsamen Ziele und Effizienz.

Es ist vielleicht das erste Mal in der Geschichte des modernen mittleren Ostens, dass wir diese Form der Eigen-Effizienz sehen. Und ich spreche speziell vom Iran und seinen Verbündeten, sowohl regional, als auch global. Sie können die Bedrohung nicht ignorieren, die aus dem Konflikt erwachsen, weitaus weniger als der Westen die Bedrohung durch den Dschihad fürchten muss, der sie aus tausenden von Kilometern bedroht. Deshalb wird die Post-Koloniale-Achse weiter in die Region vordringen, um sich selbst zu schützen. Dabei bringen sie mit, was sie in den vergangenen Jahrzehnten lernen mussten, und ... mit dem Laser ausgeschnittene gemeinsame Ziele.

Die Neo-Kolonialisten werden im Jemen gegen eine Wand prallen, wie sie es in Syrien, im Irak, und an anderer Stelle taten. Ihre übertriebenen Ziele werden sicher dafür sorgen. Die hauptsächliche Sorge, die wir haben müssen, ist, ob das untergehende Imperium, kurz vor 12, einen direkten Krieg gegen die tatsächlichen Gegner, die Post-Koloniale-Achse beginnt. Die Saudis sind die wirklich unberechenbare Karte in dem Spiel, wie die Israelis, die versuchen könnten, die Lunte anzuzünden. Wenn die Bedrohung existentiell wird, kann alles passieren.
Quelle: Wikipedia
Ja, der Krieg im Jemen kann wahrscheinlicher einen regionalen Krieg auslösen, als es der Konflikt in Syrien es konnte. Aber diese Schlacht wird dann direkt an der Grenze Saudi Arabiens ausgefochten, dem Zentrum, sowohl des gewalttätigen Extremismus, als auch der gefährlichsten Sektierer und ethno-zentrischen Elemente, der gegen den Widerstand gerichteten Menge. Vom Jemen, wie von jeder Konfrontation zwischen zwei globalen Blöcken, wird eine neue regionale Realität entstehen: etwas, das die Amerikaner "die Geburt des neuen Mittleren Ostens" nennen. Und der Jemen wird vermutlich der nächste Arabische Staat in der Achse der Post-Kolonialen Ordnung werden.

3 Kommentare:

  1. Hier fehlen die Kurden, denn eigentlich sind sie die einzigen, die die Menschenrechte in diesem Gebiet vertreten, und deswegen ein großer Störfaktor für alle sind, egal ob für Iran, Saudis oder für wen auch immer...

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    1. Guter Einwand, ich werde Sharmine mal nach ihrer Meinung fragen.

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    2. Menschenrechte...?
      https://www.hrw.org/de/news/2014/06/19/syrien-menschenrechtsverletzungen-kurdischen-enklaven

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