SPD-Chef
Gabriel erntete Kritik, nachdem er am 15.03.2012 über die Situation in
Palästina sagte „Das ist ein Apartheid-Regime, für das es keinerlei
Rechtfertigung gibt“. Im Schatten der Irankrise hatte sich die Situation in
Palästina nicht verbessert, sondern weiter verhärtet. Eine „Mauer“, die der in
Berlin ähnelt, wurde errichtet, um ein System zu sichern, das fatal an das
Apartheidsystem in Südafrika erinnert. Und jeder, der Palästina in diesen Tagen
besucht, wird ähnliche Eindrücke nach Hause bringen wie Gabriel: „Das ist
für Palästinenser ein rechtsfreier Raum. … Ich halte die aktuelle
Siedlungspolitik (Israels) für falsch. Ich halte die Verhältnisse in Hebron für
unwürdig“. (http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,821601,00.html) . Aber er steht politisch auf einsamer Flur. Keine
der deutschen Parteien, außer der Partei DIE LINKEN, hat es bisher gewagt,
ähnliche Töne anzuschlagen. Und die CDU, statt ein glaubwürdiger Makler
zwischen den Interessen zu sein, hat sich in Form einer Aussage von Angela
Merkel eindeutig und einseitig auf die Seite Israels
geschlagen, mit möglicherweise fatalen Folgen für Deutschland.
MUSS MAN SICH SCHÄMEN, WENN MAN DIE WAHRHEIT SAGT?
Und so fordert logischerweise der CDU-Generalsekretär Hermann Gröhe Gabriel in
der "Welt" auf, sich "für seinen verbalen Totalausfall
schnellstmöglich zu entschuldigen". Entsetzt äußerte sich in der
"Bild"-Zeitung vom Donnerstag auch der CDU-Außenpolitiker Philipp
Mißfelder. Er bezeichnete Gabriels Äußerungen als "inakzeptabel"“.
Und natürlich wurde Gabriel sofort „Antisemitismus“ und „Rassismus“ gegen Juden
vorgeworfen.
Aber nach der mutigen Sendung von Gabriele Krone-Schmalz am 14.03.2012 im HR
scheinen die öffentlich rechtlichen Medien vielleicht doch langsam an ihren
Auftrag zu denken und beginnen, ernsthafte Aufklärung zu betreiben. Bettina
Marx von der Deutschen Welle erklärte am 16.03.2012, dass Sigmar Gabriel „Recht
mit seiner Bewertung der Realität in Bebron“ habe. Und dass jeder, der
einmal in dieser palästinensischen Stadt im Süden des Westjordanlandes war,
dies bestätigen kann. Im Transkript der Sendung kann man lesen: (http://www.dradio.de/aod/?station=1&broadcast=58133&datum=20120316&playtime=1331921100&fileid=41b43b52&sendung=58133&beitrag=1705707&) „Klar ist aber, dass Israel seit 1967 das
Westjordanland und den Gazastreifen widerrechtlich besetzt hält, seit 45
Jahren. Seit fast einem halben Jahrhundert gelten für die Palästinenser in den
besetzten Gebieten gesonderte Rechte, die zum Teil dem osmanischen Recht und
zum Teil dem britischen Mandatsrecht entnommen sind, und die für die Siedler
nicht gelten.
Die Ungleichheit zeigt sich aber auch auf vielen anderen Gebieten, zum
Beispiel beim Zugang zu den natürlichen Ressourcen und bei der Erteilung von
Baugenehmigungen, bei der Nutzung von Straßen und bei der wirtschaftlichen
Entwicklung. Überall sind die Palästinenser krass benachteiligt.
Hinzu kommt, dass ihr gewaltloser Widerstand gegen die Besatzung brutal
unterdrückt wird. Die Anführer der wöchentlichen Demonstrationen gegen die
Mauer und gegen die fortschreitende Verdrängung der Palästinenser werden
verhaftet und weggesperrt und fast jede Nacht gibt es in den Dörfern des
Westjordanlandes, die sich gegen die Enteignung ihres Landes wehren, Razzien.
Dabei werden auch Kinder aus den Betten gerissen und zum Verhör geschleppt.“
REGIERUNG VS VOLK?
Al Jazeera schreibt am 15.03.2012 (http://www.aljazeera.com/indepth/opinion/2012/03/2012312152753347959.html), „die Arabische Liga bietet Israel Frieden,
Normalisierung und eine Sicherheitsgarantie, im Tausch gegen die Beendigung der
Besetzung Palästinas an“. Schon Peres hatte erklärt, dass Israel „jetzt
Partner für den Frieden“ hätte. Aber dann kam die Sache mit dem Iran. Und
die rechte israelische Lobbyorganisation AIPAC wirbt für einen Krieg gegen den
Iran, der in Wirklichkeit für Israel lebensbedrohend werden kann. Der Autor des
Artikels, MJ Rosenberg, ein erfahrenes Mitglied des außenpolitischen
Arbeitskreises des US Media Matters Action Network, vergleicht die Weigerung
der rechten Kräfte in Israel und den USA mit der Weigerung der Extremisten in
den Arabischen Ländern vor über 40 Jahren. Auch er betont noch einmal, dass der
Iran rational agieren würde, und zitiert Meir Dagan, einen kürzlich in den
Ruhestand getretenen Direktor des israelischen Geheimdienstes Mossad. Er
erklärt: „Meine Nachricht ist folgende: Die gleichen Leute, die uns in den
Irakkrieg gedrängt haben, tun nun das Gleiche mit dem Iran. Sie drängen den
Kongress, den Präsidenten der Vereinigten Staaten davon abzuhalten, mit der
iranischen Regierung zu verhandeln, sie verbieten diplomatische Kontakte. … Ich
habe jetzt versucht, seit 43 Jahre dafür zu kämpfen, dass Israel Frieden mit
seinen Nachbarn machen kann. Ich werde das auch gegen einen Krieg tun, der
Israel auslöschen und die jüdische Sicherheit in den Vereinigten Staaten
gefährden könnte.“
Und so ist die Palästina-Frage engst mit der Iran-Krise verknüpft. Enger als
viele sehen wollen. Gleichzeitig warnt die Weltbank (http://www.washingtonpost.com/business/economy/world-bank-warns-that-palestinian-economy-will-face-crisis-if-donor-support-continues-to-wane/2012/03/15/gIQAygdeDS_story.html) davor, dass die palästinensische Wirtschaft
in eine ernste Krise geraten wird, wenn die Spendergelder weiter zurückgehen.
Ein Land, in dem Einrichtungen, die aus Spenden erbaut wurden, von der
Besatzungsmacht zerstört werden, hat immer größere Schwierigkeiten,
Spendengelder zu erhalten. Die Zeitung schreibt: „Die palästinensische Wirtschaft
war 2011 weiter gewachsen, aber ein Rückgang der ausländischen Unterstützung,
und die aufrechterhaltenen Handels-Restriktionen durch die Israelis könnten die
Fortschritte, die die Palästinenser in den letzten Jahren beim Aufbau ihrer
Institutionen eines zukünftigen Staates gemacht hatten, zunichtemachen.“
FORDERUNGEN SIND SEIT JAHRZEHNTEN ERGEBNISLOS
Ein Bericht besagt, dass sich Palästina nur aus der Zwangslage einer
ausländischen Unterstützung befreien könnte, „wenn Israel seine
Restriktionen lockern und den Palästinensern Zugang zu Land, Wasser und
Exportmärkten erlauben.“
Stattdessen zerstört Israel palästinensische Solaranlagen, um den Zugang der
Siedler zu elektrischem Strom zu behindern (http://rt.com/news/palestine-israel-solar-panels-569/), was als erneuter Beweis angesehen wird, dass
Israel statt Friedensverhandlungen eine stille ethnische Säuberung der Regionen
beabsichtigt. Der russische Sender TV Novosty, ein staatlicher russischer
Sender, berichtet am 14.03.2012:
„Die Solaranlagen waren durch internationale Spenden finanziert worden, aber
die Israelis behaupteten, dass sie ohne Erlaubnis gebaut worden wären. Guy
Inbar, ein Sprecher des israelischen Militärs, erklärte die Entscheidung: „Die
Unterstützung der internationalen Gemeinschaft erzeugt keine Immunität bei
Verstößen“. Der Artikel fährt dann fort zu erklären:
„Dies scheint nur die neueste Entwicklung in der Konfrontation in der Area
C, einem immer wieder aufflackernden Krisenherd im palästinensisch-israelischen
Konflikt zu sein, in dem Schlachten nicht mit Gewehren und Raketen geführt
werden, sondern mit Erlaubnissen und Bulldozern. Das Gebiet, das unter den
Osloer Vereinbarungen im Jahr 1995 geschaffen worden war, betrifft fast zwei
Drittel der West-Bank und wird durch Israel verwaltet. Mehr als 300.000 Juden
leben dort inzwischen mit 70.000 Palästinensern. .. Im letzten Jahrzehnt
hatte Israel sehr freizügig jüdischen Siedlern die Erlaubnis gegeben, neue
Siedlungen zu errichten, die Israels Kritiker als Form einer geheimen
Kolonisierung ansehen. Im Gegensatz dazu hat Israel routinemäßig über 90% der
palästinensischen Bauanträge abgelehnt, und fast 2.000 palästinensische Gebäude
in den letzten 10 Jahren zerstört.
Während die israelischen Siedlungen mit Wasser und Elektrizitätsleitungen
versorgt werden, sind die palästinensischen Siedlungen auf Brunnen und
Generatoren angewiesen. ‚Die Verweigerung Erlaubnisse für die Palästinenser
auszustellen, lässt den Verdacht aufkommen, dass dies eine spezifische Politik
der Behörden ist, um die palästinensische Bevölkerung zu „ermuntern“ die Area C
zu verlassen‘, erklärt Peace Now, eine israelische Denkfabrik, die mit den
Palästinensern sympathisiert.“
Bezahlt durch europäische Regierungen, hatten Menschenrechtsorganisationen
dutzende von Sonnenenergieanlagen aufgebaut, die ca. 1.500 Palästinenser mit
Strom versorgen sollten. Jede Anlage hat mehrere tausend Dollar gekostet.
Wie der Artikel weiter berichtet, hatte der britische Guardian von einer
anonymen Quelle aus der UN erfahren, dass die Zerstörung keineswegs zufällig
oder wahllos gewesen wäre. „Von Dezember 2010 bis April 2011 sahen wir einen
systematischen Angriff auf die Wasserinfrastruktur in Hebron, Bethlehem und dem
Jordantal“, erklärte die Quelle.
Reuters berichtet am 19.03.2012 von einem Bericht der Vereinten Nationen. Das
Büro für Koordination von Humanitären Angelegenheiten (OCHA) hatte die
Situation von Brunnen in Palästina und den Einfluss Israels darauf untersucht.
Darin wurde festgestellt, dass 30 Brunnen ausschließlich von illegalen
israelischen Siedlern genutzt werden und 26 andere Quellen nur beschränkt für
Palästinenser zugänglich sind. "Der Verlust des Zugangs zu Wasser und
das daneben liegende Land reduziert die Einkommen der betroffenen Bauern. Sie
mussten entweder die Bestellung ihres Landes aufgeben oder den Anbau
einschränken", sagte der Bericht. (http://www.chicagotribune.com/news/sns-rt-us-palestinians-israel-waterbre82i0tt-20120319,0,5931557.story )
Der Bericht beschreibt Beispiele: "Im Jahr 2009 wurde eine Quelle mit
Namen Ein el Qaws, in der Nähe des Dorfes Nabi Saleh, von Siedlern aus Halamish
übernommen. Die Dorfbewohner wurden gezwungen, ihre Wasser aus anderen Quellen
zu beschaffen, wie der Bericht und die Anwohner beschrieben. ... "Die
Quelle war genutzt worden, um hunderte von Oliven- und Obstbäumen des Dorfes zu
bewässern. Wenn wir jetzt zur Quelle gehen, verjagen uns die Siedler und
Soldaten," sagte der Ortsvorsteher Nariman Tamimi."
Der Bericht erklärt weiter: "Ca. 500.000 Israels ind 2,5 Millionen
Palästinenser leben auf der West Bank und in Ost-Jerusalem, Gebiete, die Israel
während des Kriegs von 1967 besetzt hatte. Paläsetineser benötigen aber Gebiete
für einen unabhängigen Staat, der mit dem von der Hamas kontrollierten
Gaza-Streifen zusammen gelegt werden kann. ... Palästinenser sagen, dass die
Siedlungen, die vom Internationalen Gericht für Menschenrechte (ICJ) der
höchsten UN-Instition im Fall von Streitigkeiten, für illegal erklärt worden
waren, die Schaffung eines zusammenhängenhängenden Staatsgebietes
verhindern."
Auch die Crisis Group veröffentlichte am 14.03.2011 einen Bericht. (http://www.crisisgroup.org/en/regions/middle-east-north-africa/israel-palestine/119-back-to-basics-israels-arab-minority-and-the-israeli-palestinian-conflict.aspx) Darin wird zum wiederholten Male gerade auf diese
Problematik hingewiesen. Der Bericht bestätigt die Einschätzung von Gabriel,
denn er enthält selbst für Israel direkt die typischen Akzente. „Mehr und
mehr betrachtet die jüdische Mehrheit die palästinensische Minderheit als
subversiv, illoyal und, auf Grund der Geburtenrate, als demographische
Bedrohung. Palästinensische Bürger werden politische marginalisiert,
wirtschaftlich unterprivilegiert, wobei diese immer weniger bereit sind, die
systematische Ungleichheit zu akzeptieren, und zunehmend den Status Quo in
Frage stellen.“
Und die AG Friedensforschung schreibt über die erneuten Bomben auf den
Gaza-Streifen: (http://www.ag-friedensforschung.de/regionen/Gaza/angriffe-baf.html) „Über 20 Tote und mehr als 70 Verletzte: Das
ist die erschreckende Bilanz der israelischen Bomben- und Raketenangriffe auf Ziele
im Gazastreifen in den letzten drei Tagen. Unter den Opfern befinden sich nicht
nur "Extremisten und Terroristen" - ein regierungsoffizieller
Sammelbegriff aus Israel für Angehörige der von der Hamas kontrollierten
Verwaltung -, sondern es sind etliche Frauen und Kinder darunter. So wurde am
Montagmorgen ein 16-jähriger Schüler getötet, als eine Gruppe von fünf
Zivilisten Ziel eines Angriffs wurde. …
Die israelischen Angriffe werden in Tel Aviv begründet mit den fortgesetzten
palästinensischen Raketenangriffen auf südisraelisches Gebiet. Tatsächlich
wurden diese aber durch einen israelischen Bombenangriff vom Freitag ausgelöst.
Davon abgesehen gehört es zum Ritual in den Nicht-Beziehungen zwischen Israelis
und Palästinensern, jeweils der anderen Seite die Schuld an den Militäraktionen
zuzuschieben. In einem derart aufgeladenen Konflikt verschwimmen ohnehin die
Grenzen zwischen "Aktion" und "Reaktion". …
Von einer Wiederaufnahme der israelisch-palästinensischen
"Friedensverhandlungen" sind beide Seiten weiter entfernt denn je.
Das passt auch ganz in die Linie der reaktionären israelischen Regierung: keine
Verhandlungen - kein Siedlungsstopp - keine Chance auf einen palästinensischen
Staat ...“
Derweil schreibt die New York Times in einem Artikel: „Palästinensisches
Verfahren wirft ein Licht auf die Militärjustiz“ (http://www.nytimes.com/2012/02/19/world/middleeast/palestinians-trial-shines-light-on-justice-system.html) Der Artikel erzählt beispielhaft die Geschichte
eines 14-jährigen Schülers, der während einer nächtlichen Razzia verhaftet
wurde, und anschließend inhaftiert und mit psychologischen Verhörmethoden
gezwungen worden war, andere Schüler zu belasten. Und dies ist keine Ausnahme. „Ein
palästinensischer Gefangener musste im Krankenhaus wegen eines Hungerstreiks
behandelt werden, den er begonnen hatte, weil er über Monate ohne Verhandlung
inhaftiert worden war.“ Der minderjährige Islam war zweieinhalb Monate in
Haft gehalten worden, unter ständigen Verhören. Dann wurde er unter Hausarrest
entlassen. Der Artikel erklärt: „Seit September wird ihm wieder erlaubt, die
Schule zu besuchen, die er verabscheut. Sein Vater sagt, dass er die ganze
Nacht am Fernsehen wach bleibt, und dass er Angst hat, dass die Soldaten
zurückkommen“.
JAHRZEHNTE DER BITTE FRUCHTLOS, TATEN SIND ANGESAGT
Unter diesem Eindruck gewinnt die Forderung der „Europäischen Vereinigung von
Juristinnen und Juristen für Demokratie und Menschenrechten in der Welt“ (http://www.eldh.eu/de/publikationen/publikation/the-admission-of-palestine-to-the-un-an-obligation-for-the-international-community-75/) eine zunehmende Berechtigung. Die Erklärung
fordert die „Aufnahme Palästinas in die Vereinten Nationen – eine
Verpflichtung der internationalen Gemeinschaft“. Und das bereits im Mai
2011.
Entgegen der Behauptung von Anerkennungsgegnern ist eine vollkommen beendete
Staatenbildung keine Voraussetzung für eine Anerkennung. „Tatsächlich ist im
Völkerrecht jeder Staat frei ein anderes Volk anzuerkennen, welches auf dem
Weg zur Staatsbildung ist.“ Der Artikel beschreibt die über
40-jährigen Versuche, den palästinensischen Staat einer Anerkennung entgegen zu
bringen.
„Diese Schritte verdienen Unterstützung und die internationale Gemeinschaft
muss endlich in dieser Frage ihre Verantwortung übernehmen. Es ist 64 Jahre her
seit der israelischen Ablehnung des Plans zur Teilung Palästinas. Jetzt ist es
die Aufgabe der internationalen Gemeinschaft eine endgültige, dauerhafte und
gerechte Regelung auf der Grundlage des Völkerrechts zu schaffen. Die
Europäische Union muss die Initiative ergreifen und unverzüglich den
palästinensischen Staat in den Grenzen vor Ausbruch des Krieges von 1967 mit
Ost-Jerusalem als Hauptstadt anerkennen. Gleichzeitig muss sie die Vereinten
Nationen auffordern das Gleiche zu tun.“ Nicht nur diese Juristen sehen
eine Anerkennung als einzige Möglichkeit, endlich Palästina und Israel auf
Augenhöhe verhandeln zu lassen. Inzwischen haben über 80% der Nationen der UNO
eine Anerkennung ausgesprochen. Wikipedia spricht von über 90 Staaten.
PALÄSTINA OHNE ANERKENNUNG CHANCENLOS
Wikipedia (http://de.wikipedia.org/wiki/Pal%C3%A4stinensische_Autonomiegebiete) schreibt: „Ohne Zustimmung des Sicherheitsrates
könnte Palästina nicht in die UNO aufgenommen werden – die
UN-Generalversammlung könnte den Gebieten aber den Status eines
Nichtmitgliedstaates ohne Stimmrecht zusprechen, wie es bereits beim
Vatikanstaat der Fall ist. Das würde Palästina ermöglichen, Mitglied in UN-Organisationen
zu werden und israelische Soldaten oder Siedler wegen
Menschenrechtsverletzungen beim Internationalen Gerichtshof in den Haag zu
verklagen. Ebenso stünden Palästina alle weiteren Rechte und Pflichten eines
Staates zu, wie beispielsweise das Recht auf individuelle oder kollektive
Selbstverteidigung.“
Die Juristen für Demokratie und Menschenrechte schreiben: „Der Frieden in
der Region hängt ohne Zweifel ab von der Normalisierung der Situation in
Palästina und seine bedingungslose Aufnahme in die internationale
Staatengemeinschaft. Die UN Generalversammlung muss also ihrer Verantwortung
gerecht werden. … Die nationalen und internationalen Organisationen können nur
in diesem Sinne tätig werden, wenn die Weltöffentlichkeit sie unterstützt. Die
öffentliche Meinung muss daher mobilisiert werden. Deshalb sind alle
Persönlichkeiten und Intellektuelle jeglicher Herkunft, Orientierung und
Interessen eingeladen diesem Appell beizutreten. Damit der Frieden sich
gegenüber dem Krieg behauptet. Damit das Völkerrecht mehr ist als
Versprechungen und Lügen. Um neue Tragödien zu verhindern. Für die Zukunft der
zwei Völker, die auf derselben Erde leben.“
Nach den Entwicklungen der letzten Monate kann man dem nur
zustimmen. Jedoch scheint Israel bemüht zu sein, die Anerkennung mit der
Begründung zu verhindern, dass Palästina ökonomisch nicht stabil genug wäre, um
einen unabhängigen Staat zu formen. Das Außenministerium bemüht sich, in einem
44-seitigen Bericht diese Tatsache darzulegen. (http://www.haaretz.com/blogs/diplomania/israel-palestinian-economy-not-stable-enough-for-independent-state-1.419358) Wenn man aber die vorher dargelegten Fakten
berücksichtigt, drängt sich die Ansicht auf, dass das Land alles unternimmt, um
zu verhindern, dass Palästina jemals wirtschaftlich unabhängig werden kann. Und
dies seit einer geraumen Zeit. Der Bericht "The economic costs of the
Iraeli occupation for the occupied Palestinian territory" vom
Palästinensischen Ministerium für Wirtschaft in Zusammenarbeit mit dem
"Applied Research Institute Jerusalem (ARIJ)" von September 2011,
wird deutlich gemacht, wie die palästinensische Wirtschaft durch die Besatzung
systematisch zerstört und unterdrückt wird. Der Bericht schreibt schon in der
Einleitung: "Wie kürzlich auch von internationalen
Wirtschaftsorganisationen, darunter die Weltbank, UNCTAD und das IMF,
festgestellt wurde, sind die Restriktionen {Israels} das Haupthemmnis für die
Aussicht auf eine nachhaltige palästinensische Wirtschaft". (http://www.mne.gov.ps/pdf/EconomiccostsofoccupationforPalestine.pdf)
Aber nicht nur die Menschen leiden unter der Besatzung. Der Bericht stellt
fest, dass seit 1967 ca. 2,5 Millionen Bäume gefällt worden wären. "Die
israelische Politik, die Bäume zu fällen, war aus verschiedenen Gründen
durchgeführt worden. Darunter das Platzschaffen für israelische Siedlungen, der
Bau einer Mauer, und der Bau von Infrastruktur für die israelischen
Siedlungen. Der größte Teil der gefällten Bäume waren solche, die hoch
produktiv waren und Früchte getragen hatten. Durch ihr Fällen wurden
Palästinensern wesentliche Einnahmequellen entzogen." Der Bericht
schätzt den wirtschaftlichen Schaden durch die gefällten Bäume auf ca. 138
Millionen US-Dollar pro Jahr. Nicht zu reden von den sozialen und Folgen und
Umweltauswirkungen.
GEGEN DEN STROM SCHWIMMEN / QUERDENKEN Meine Themen: Frieden, Menschenrechte, Medien-Missbrauch, Basisdemokratie und Recht auf lebenslange Bildung. Ich will darüber bloggen, was nach meiner Meinung nicht ausreichend durch die Medien abgedeckt wird, oder sogar verfälscht dargestellt wird. Dieser Blog ist kein Exklusivinformationssystem. Dieser Blog ist ein Add-On. (Verlinkte Inhalte stellen nicht zwangsläufig meine Meinung dar, sondern sollen alternative Informationsquelle sein.)
Dieses Blog durchsuchen
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen