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Donnerstag, 10. Januar 2013

Wieder ein Beispiel, wie Medien manipulieren

Ich browse so durch die Nachrichten, da fällt mir die Überschrift ins Auge: „Wie iranische Hacker die Cloud benutzten, um Großbanken anzugreifen, und warum es besorgniserregend ist.“(1) Aha, dachte, ich endlich ein Beweis wie es passierte, und beginne den Artikel zu lesen. Denn es interessierte mich, wie man diesen Angriff zum Iran zurück verfolgt hatte. Hätten Sie die Überschrift anders interpretiert? Nun gestern erst hatte ich den Text eines US-Bloggers übersetzt, der behauptete, dass in keiner Weise bewiesen wäre, dass der Iran hinter den jüngsten DDoS-Angriffen stecken würde. Also fange ich an zu lesen. Schon im ersten Absatz stutze ich:

US-Beamte GLAUBEN, dass eine Serie von Cyber-Angriffen, die wichtige Banken, darunter die Bank of America, Citigroup, Wells Fargo, U.S. Bancorp, PNC, Capital One, Fifth Third Bank, BB&T und HSBC getroffen hatten, das Werk der iranischen Regierung wäre. {Hervorhebung durch mich}
Also sie glauben, nicht sie bewiesen. Dahinter versteckte sich ein Link. Der Link stammte vom 8. Januar und enthielt genau die Informationen, die der Blogger gestern eben gerade als nichts beweisend begründet abgelehnt hatte. … Darin steht „es gäbe keinen Zweifel“ dass der Iran der Übeltäter wäre, gleichzeitig sagt der Artikel aber
„Die amerikanischen Beamten haben keinen technischen Beweis vorgelegt, um ihre Behauptung zu untermauern“.
Trotzdem also in dem neuen Artikel die Überschrift, die suggeriert, dass alles glasklar ist. Die Iraner warens, basta.

Zurück zum Ausgangsartikel. Vielleicht gibt es ja da doch noch irgendwie Spuren von Beweisen. … Aber offensichtlich wird die Abwesenheit von Beweisen gewertet als Beweis, dass der Iran es eben nur gewesen sein kann. Die New York Times wird wieder zitiert:
„Forscher in Radware, die die Angriffe auf verschiedene Banken untersuchten, fanden heraus, dass der Traffic aus Datenzentren rund um den Erdball kam. Sie entdeckten, dass verschiedene Cloud-Dienste und öffentliche Web-Hoster mit einer besonders weit entwickelten Form von Schadsoftware mit Namen "Itsoknoproblembro" infiziert war. Eine Software, die bestimmt dazu war, die Entdeckung durch Anti-Virus-Software zu verhindern. Die Schadsoftware hatte seit Jahren dort geschlummert, aber es war das erste Mal, dass sie genutzt worden war, um Angriffe auf außen stehende Opfer durchzuführen. …
Indem sie diese Datenzentren infizierten, anstatt einzelne Computer, erhielten die Hacker eine enorme Computer-Macht, um die Denial of Service-Angriffe durchzuführen. Eine der Banken hatte einen Internetverkehr von 40 Gigabit, erklärte Mr. Herberger, eine riesige Menge, wenn man berücksichtigt, dass ein mittleres Geschäftsaufkommen nur ungefähr ein Gigabit aufweist. Und einige Banken waren sogar mit einer Datenflut konfrontiert gewesen, die bis 70 Gigabit angestiegen wäre."
Verstanden? Irgendwas vom Iran zu lesen? Es empfiehlt sich nach wie vor der Artikel des US-Bloggers von Gestern. (3) Aber ich werde das sofort richtigstellen, sobald ein Beweis vorliegt, dass der Angriff vom Iran ausging. Aber derzeit liegen hier noch weniger glaubhafte Spuren vor wie bei der Behauptung, der Irak hätte Massenvernichtungswaffen, um die Welt anzugreifen. Während die USA längst implizit zugegeben hatte, einen Cyber-War gegen den Iran zu unterstützen. Stichwort Stuxnet (4)

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(1) http://thinkprogress.org/security/2013/01/09/1424171/bank-hackings-iran-botnets-cloud/

(2) http://www.nytimes.com/2013/01/09/technology/online-banking-attacks-were-work-of-iran-us-officials-say.html

(3) http://jomenschenfreund.blogspot.de/2013/01/wer-wagt-sich-gg-den-imperator-zu.html

(4) http://www.zeit.de/digital/internet/2012-11/obama-cyberwar-direktive

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