Dieses Blog durchsuchen

Dienstag, 7. August 2012

Warum ich dann eben ohne LQFB lebe

Die Piraten betonen immer wieder, wie innovativ und wichtig ihre Software zur Meinungsfindung „Liquid Feedback“ wäre. Bei meinem Eintritt in die Piratenpartei hatte ich diese Theorie als eine der großen Chancen betrachtet, die uns das Internet bietet. Warum ich dann immer stärker ins Grübeln und schließlich ins Zweifeln kam, kann man in meinen verschiedenen Artikeln über das Thema nachlesen. (1) Das Fass zum überlaufen hat schließlich die vollkommen überraschende Deaktivierung meines Kontos, gebracht. Ein Schicksal, das anscheinend 400 andere Mitglieder gleichzeitig ereilte. Drei davon alleine in unserer AG. Natürlich behinderte uns das in einer offensiven Arbeit mit LQFB.

Nach 68 Tagen LQFB Abstinenz und der Nachfrage, ob Anträge beim BPT ja sicher auch ohne LQFB eingebracht werden können, machte man mir dankenswerterweise den Vorschlag, Proxys zu benutzen. So lieb das gemeint gewesen sein mag, so praxisfremd ist es aber auch. Denn das Einbringen von Initiativen ist nur der geringste Teil der Arbeit in LQFB. Wer heute in LQFB erfolgreich aktiv sein will, muss eine Strategie verfolgen, ansonsten hat er wenige Chancen auf Beachtung. Dazu gehört Analyse der bisherigen Abstimmungsergebnisse (nur für Mitglieder), Stellung von Gegeninitiativen, Schreiben von Anmerkungen, Vorschlägen, Ansprache von Mitgliedern, die man auf Grund ihres bisherigen Abstimmungsverhaltens als mögliche Interessenten für die eigene Initiative herauskristallisieren kann usw., all das ist schlecht über Proxy-LQFB-Initiativen möglich. Dabei ist aber gerade dieser Teil der Arbeit der wichtigere, wie Beispiele zeigen.

DELEGATIONEN

Delegationen entscheiden heute immer öfter darüber, ob Initiativen überhaupt über das Quorum kommen. Dadurch dass das Quorum starr an die Anzahl der erteilten Zugänge gekoppelt ist, und die Teilnehmerzahl ständig gewachsen ist, ist auch das Quorum gewachsen. Wer also nicht beizeiten begonnen hat, Delegationen zu sammeln, hat es immer schwerer, überhaupt das Quorum zu überwinden. Denn eine wachsende Zahl von erteilten Zugängen hat nicht im gleichen Maße auch Aktive ins LQFB gebracht. Aber es hat die Delegationen vermehrt.

Delegationen sind inzwischen so wichtig geworden, dass man über Twitter regelmäßig Bitt-Tweets an jene Mitglieder mitlesen kann, die eben Delegationen bei Zeiten eingesammelt hatten. Damit ist eine meiner wichtigsten Kritikpunkte, nämlich die Akkumulation von Macht, die zu einem verfälschten Bild führt, bestätigt worden.

Wer stimmte wohl bei der LQFB-Frage, ob Delegationen eingeschränkt werden sollen, gegen eine Einschränkung? Da nun die Delegationsbesitzer selbst darüber entscheiden können, ob sie Delegationen und wie behalten, ist das System der Manipulation m.E. bestätigt.

Da meine ernsthaften Einwände aus der Sicht eines einfachen Mitglieds, wie in vorherigen Artikeln beschrieben, bisher nicht entkräftet wurden, kann ich LQFB in der derzeitigen Form nicht als basisdemokratisches Werkzeug akzeptieren. Ich will nicht die gesamte Kritik hier wiederholen. Nur eins sagen: Um ein wirklich verbreitetes Werkzeug zu werden, müsste es WENIGER Funktionen haben und WENIGER Barrieren als heute. Und es müsste deutlich einfacher und intuitiver zu bedienen sein. Das Ziel müsste nicht sein, möglichst viele Delegationen auf einzelne Mitglieder zu versammeln, sondern möglichst viele Mitglieder zu einer aktiven Teilnahme zu bewegen. 

DISKUSSION

Die Diskussion, die zu einem Antrag für den BPT führt, kann effektiv über andere Medien geführt werden. Vielleicht sogar effektiver. Denn die Möglichkeit auf Anregungen und Hinweise im Dialog zu reagieren sind relativ beschränkt, spätestens unmöglich, wenn die Initiative eingefroren wird. Daher ist eine Diskussion über die AG, über PADs, Mailinglisten und Wiki sicher auch geeignet, um einen Antrag zu formulieren.

FAZIT

Vielen Dank noch mal für das Angebot Initiativen über Proxys aufzugeben, aber ich verzichte liebe auf das Arbeiten mit LQFB in der derzeitigen Form und ohne Zugangsberechtigung.
-----
(1) http://jomenschenfreund.blogspot.de/search/label/LQFB

1 Kommentar:

  1. Am 10.08.2012 erhielt ich eine E-Mail, dass mein LQFB-Zugang wieder aktiviert wurde.

    AntwortenLöschen