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Mittwoch, 1. August 2012

Buchrezension mit der Frage: Ist Moral und Ethik automatisch Antiamerikanismus?

Geheimgefängnisse, Folter, Drohnentötungen, Bürgerrechte, Menschenrechte, egal was ich an den USA kritisierte, immer wieder höre ich in der Piratenpartei von einigen Piraten, dass das Antiamerikanismus wäre und damit kein Thema für Diskussionen innerhalb der Partei. {Was übrigens so gar nicht zur Meinung eines Teils der Basis passt, die sehr wohl darüber diskutieren möchte.} Worauf ich mir die Frage stellte, ob jedes Hinterfragen von Aktionen der US-Regierung in Hinsicht auf Moral und Ethik grundsätzlich falsch und Antiamerikanismus ist. Ja, ob vielleicht Moral und Ethik an sich die Verkörperung von Antiamerikanismus wären. Um ein Beispiel zu nennen: Was ist falsch daran, darauf hin zu weisen, dass die USA nur einen kleinen Teil der Menschenrechtskonventionen ratifiziert haben, sich aber andererseits über Jahrzehnte als Richter über Menschenrechte darstellte? Eine Position, die ich kaum für moralisch vertretbar halte, besonders wenn die anerkannten Menschenrechte, je nach Beziehung der USA zu dem jeweiligen Land, vollkommen unterschiedlich interpretiert werden. In diesem Zusammenhang bin ich auf das Buch von Hermann Ploppa „Hitlers amerikanische Lehrer“ (1) gestolpert. Beim Autofahren, als ich in Marburg einen örtlichen Radiosender verfolgte. Und während ich das Buch gekauft und gelesen hatte, wurde mir klar, wie weit verbreitet dieses Klischee ist, dass man die USA nicht kritisieren dürfte, weil man dann “die gemeinsamen Feinde stärken würde“.

Als ich das Buch das erste Mal über Twitter erwähnte, tönte es sofort aus der Timeline: „So einen Nazi-Scheiß tu ich mir nicht rein“. Wie leider allzu oft urteilte die selbst ernannte 140-Zeichen Elite Deutschlands auf Grund des Titels auf den Inhalt und die Qualität. Vorurteile wie sie täglich ganz besonders in Twitter-Kreisen zu beobachten sind. Was mich dazu brachte, diese relativ kurze Buchbesprechung zu schreiben. Kurz im Verhältnis zum Umfang meiner letzten beiden Besprechungen. Der Besprechung von Chossudovskys „Towards a World War III Szenario“ (2) und der Kritik des Buches „Die Fratze der Gewalt“ von Rüdiger Lenz. Alle drei Bücher haben eines gemeinsam: Sie werden von den Medien bewusst totgeschwiegen. Wer sich mit den Autoren einlässt, droht selbst zum Paria zu werden und verliert als Journalist Aufträge, manche wirtschaftliche Existenz gerät in Gefahr. Innerhalb der Piratenpartei wird man hinter vorgehaltener Hand als „umstritten“ oder mit eindeutigeren Eigenschaften behaftet bezeichnet. Es ist die moderne westliche Variante der Zensur. Ohne Medienöffentlichkeit keine Wirkung. Ohne Wirkung keine Gefahr. Subtiler als das Einsperren und Ermorden in anderen Regionen der Welt, aber ebenso effektiv. (4)

IST USA-KRITIK NAZIPROPAGANDA?

Gerne wird auch verbreitet, dass Kritik an den USA ein Zeichen dafür wäre, dass der Kritiker zur rechten Szene zuzurechnen ist. Dass dies das absurde Ergebnis einer effektiven Propaganda ist wird schon im Vorwort von Ploppas Buch erkennbar, wenn der Autor über seine Odyssee durch die deutsche Verlagswelt schreibt:

„Erkennbar ist stattdessen eine große Angst: nämlich die Angst, als Neonazi und Geschichtsrevisionist abgestempelt zu werden, wenn man die Einzigartigkeit der Nazi-Gräuel in ihrer Kulmination im Holocaust in den Zusammenhang internationaler Tendenzen zu stellen wagt.  …. Um es hiermit unmissverständlich kundzutun: die geradezu akribische Planmäßigkeit der Judenvernichtung durch deutsche Staatsbürger ist nicht nur quantitativ, sondern eben auch von der Qualität her in der Weltgeschichte einmalig. Um diese Untat zu begehen, bedarf es vieler williger Helfer. Das ist überhaupt keine Frage. Die präzise Organisation der deutschen Eisenbahnzüge zu den Vernichtungslagern. Die diskrete und perfekte Umsetzung der Beschlüsse der Wannseekonferenz bis in das letzte Detail des Völkermords ist einmalig.“
So wie Rüdiger Lenz die Gewalt des Krieges als Mittel der Politik ablehnt, und die Auswüchse wie z.B. die Nachwirkung der Uranmunition als Menschheitsverbrechen anprangert, so wie es Chossudovsky darum geht, die globalen Hegemoniebestrebungen einer Weltmacht im Sinne Mearsheimers in seiner ganzen Brutalität und Konsequenz darzustellen und möglichst die Folgen zu verhindern, so geht es Hermann Ploppa darum:
„Ich möchte den Blick schärfen für all jene Wirkmächte auf dieser Welt, die – entgegen der offiziellen Lesart – auch nach 1945 in ungebremster Intensität weltweit aktiv sind und heute mehr denn je eine große Gefahr darstellen für Demokratie, Menschlichkeit, Rechtsstaatlichkeit und Gleichberechtigung. Zum Beispiel: Nach dem Ende des Naziregimes gingen Zwangssterilisationen in den USA munter weiter. Eugenik wurde auch in den Fünfziger Jahren in allen westlichen Ländern betrieben, ohne irgendwelche Hemmungen. … Heute sehen wir, wie in Staaten wie Großbritannien und den USA besonders deutlich sichtbar wird, vor einer Wiedergeburt der Eugenik und sogar der Euthanasie unter einem neuen Etikett. Die Kritiker dieses Trends stehen oft mitleiderregend hilflos vor jenen gefährlichen Wiedergeburten, weil ihnen das Wissen um die internationale Dimension des Problems fehlt.“
Und schon kommen Gedanken zu Querverbindungen mit der Arbeit Chossudovskys auf. Hatte er doch die Welt darauf hingewiesen, dass der wichtigste US-Think Tank und sein wichtigstes Strategiepapier in einem Nebensatz schreibt, dass biologische Waffen, wenn sie weiterentwickelt wurden, und gegen spezielle Genotypen eingesetzt werden können, zu nützlichen politischen Werkzeugen werden können. (5)

IST ÜBER DIE ERSTE HÄLFTE DES 20. JAHRHUNDERTS NICHT ALLES GESAGT?

Nun aber endgültig zu Ploppas Buch. Ich hatte eigentlich gedacht, dass schon alles mehrfach geschrieben wurde, was es über den Nationalsozialismus und seine  Verbrechen zu sagen gibt. Ebenso wie über die Weltgeschichte der ersten Jahrzehnte des vorigen Jahrhunderts. Aber Ploppa hat mich überrascht. Er hat zahlreiche Quellen zitiert und mit überraschenden Details aufgewartet, die bisher noch in keinem der unzähligen „wissenschaftlichen“ und populärwissenschaftlichen Bücher über Hitler, den Nationalsozialismus und seine Verbrechen, oder die Politik dies- und jenseits des Eisernen Vorhangs, bisher so zusammenfassend zu lesen waren.

Es beginnt mit einem Urteil des obersten US-Gerichts aus dem Jahr 1927:
„Es ist besser für die ganze Welt, wenn die Gesellschaft, anstatt darauf zu warten, dass man den entarteten Nachwuchs wegen Verbrechen hinrichten muss, oder ihn aufgrund von Schwachsinnigkeit dahinsiechen lässt, jene stoppen kann, die offensichtlich ungeeignet sind, ihre Art angemessen fortzupflanzen."
Womit höchstrichterlich eine Zwangssterilisation angeordnet wurde. Ein Urteil auf dem die Entscheidung in zehntausenden von ähnlichen Fällen basierten. Und so zitiert Ploppa mit vielen Beispielen einen Zeitgeist, den man, den ich, für unmöglich gehalten hatte. Dazu Zitate von Menschen, die zu den mächtigsten Männern der damaligen Welt gehörten.

Dann nennt Ploppa konkrete Beispiele, die aufzeigen, wie große Teile der US-Elite mit den Nationalsozialisten kooperierten, selbst als die Absichten untrügerisch sichtbar sein mussten. Ein erneuter Grund jenen eine Abfuhr zu erteilen, die behaupten, dass es „Friedenspolitik“ gewesen wäre, die Hitler möglich gemacht hätte. Das Gegenteil war der Fall. Machtpolitik und Profitgier  hatten ihm seine Verbrechen ermöglicht. 

Aber das war noch die Einleitung. Dann beginnt Ploppa die Geschichte der USA zu sezieren. Zu Beginn nimmt er das Schicksal der Indianer unter die Lupe. Und die grausamsten Stellen in seinem Buch stammen immer aus Originalzitaten, wie das von Madison Grant, einem Ostküsten“aristokraten“ und Sprachrohr der US-Eliten:
„Solche Sachen wie z.B. Masern, Mumps und Scharlach sind entsetzliche Geißeln für Eingeborenenbevölkerungen ohne Erfahrung mit diesen Krankheiten. Man nehme zu diesen Krankheiten noch Pocken und andere Krankheiten des weißen Mannes, und man hat vor sich den großen Reichserbauer vergangener Tage. Nicht die Schwerter in den Händen von Kolumbus und seinen Nachfolgern dezimierten die amerikanischen Indianer.“
Grant unterstellt, wie so viele andere Eliten seiner Zeit, eine unterschiedliche Wertigkeit von Rassen. Dass sich dieser Geist bis heute erhalten hat, kann man sogar in Büchern von Mitgliedern der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands lesen. Bücher, die zu Besteller im Deutschland des 21. Jahrhundert wurden. Zurück zu Grant. Er stellt gar nicht in Frage, ob es zu begrüßen war, dass die Krankheiten der Verbündete der europäischen Eroberer war. Das war selbstverständlich.

Inzwischen wurde auch die frühe biologische Kriegsführung der USA mit Pockenviren umfangreich dokumentiert und nachgewiesen. Es war im Jahr 1763, als bei einer kriegerischen Auseinandersetzung zwischen Indianern und Briten,
"… der Pontiac’s Rebellion, überreichte der englische General Amherst zwei Pontiac-Unterhändlern Briefe mit Verhandlungsnageboten, auf die zuvor Pockeninfizierte gehustet hatten. …“
Die Folge war wie erwartet eine vernichtende Pockenepidemie unter den Indianern. Aber nicht immer waren die Mittel so subtil. Auch infizierte Hunde oder andere Tiere kamen zum Einsatz. Heute würde man die Vorgänge sicher „ethnische Säuberungen“ nennen. In seiner Antwort auf einen weiteren Vorschlag der biologischen Kriegsführung hatte der heute noch in den USA verehrte General Amherst geschrieben:
… jede andere Methode anwenden, die geeignet ist, diese widerwärtige Rasse auszurotten“.
Natürlich muss auch die Geschichte der Sklaverei eine Rolle spielen. Auch hierzu gibt es praktisch keine Möglichkeit auszusagen, wie viele Menschen durch die Verschleppung wie Vieh starben. Neger waren keine Menschen. Als der Norden, in dem die Sklaverei abgeschafft und gegen „Lohnsklaverei“ ausgetauscht worden war, den Süden besiegt hatte, wurden den farbigen Bürgern des Landes die Bürgerrechte durch die Hintertür wieder aberkannt: Die Formel hieß „separate but equal“. D.h. die schwarzen Amerikaner sind zwar gleich, aber getrennt zu halten. Ploppa beschreibt dann eine Reihe von Gesetzen, die dies umsetzten.

Die Brutalität der weißen Elite wird an einem Beispiel aus dem Jahr 1916 deutlich gemacht:
"Da ist zum Beispiel im Jahre 1916 Jesse Washington aus Waco, Texas. … Ein siebzehnjähriger geistig behinderter Afroamerikaner, der sein Geld als Landarbeiter verdient. Angeblich soll er die Vergewaltigung und Tötung einer weißen Frau bereits gestanden haben. Er wird auf den Marktplatz gezerrt, kastriert und verstümmelt. Vor jubelnder Masse, auch unter den wohlwollenden Blicken des Bürgermeisters und des Polizeichefs, wird der Junge mit Schaufeln geschlagen und mit Ziegelsteinen beworfen. Ein Feuer wird entfacht. Den Knaben hängt man an eine Eisenkette und röstet ihn über dem Feuer. … Weinend versucht Jesse, sich an der glühheißen Kette nach oben zu hangeln. Um das zu verhindern, hackt man ihm lachend die Finger ab. Schließlich wird Jesse Washington gehängt. Eine Photographie dieser Peinigung wird als Postkarte in Umlauf gebracht.“
Wer solche Szenen liest, die vor weniger als hundert Jahren geschahen, der mag verstehen, weshalb auch heute noch „Begeisterung“ über die Ermordung eines tatsächlichen ober angeblichen Terroristen öffentlich zur Schau gestellt wird, oder der Lynchmord an Gaddafi „hoch erfreut“ zur Kenntnis genommen wird.

Aber nachdem noch um die Jahrhundertwende Lyncharien in gut ausgeleuchteten Stadien der sensationsgierigen Zuschauerschaft geboten wurde, begann der Widerstand der Afroamerikaner spätestens zu Beginn der 1920er Jahre, wie Ploppa schreibt:
„In Tulsa im Bundesstaat Oklahoma sitzt 1921 der schwarze, neunzehnjährige Dick Rowland wegen des Verdachts, einen Überfall begangen zu haben, in Untersuchungshaft. Ein weißer Mob holt Rowland aus dem Gefängnis, um ihn zu lynchen. Eine Gruppe Afroamerikaner stellt sich ihnen in den Weg. Es kommt zum Handgemenge. Ein schwarzer Kriegsveteran schießt auf einen Weißen. Die Antwort der weißen Bevölkerungsmehrheit lässt nicht lange auf sich warten. Im Wohnviertel der Schwarzen werden 1.256 Häuser und 200 Geschäfte niedergebrannt. Die Jagdstrecke: 39 Tote. Davon 26 Schwarze und 13 Weiße. Diesmal benutzten Weiße Flugzeuge, um von dort auf Schwarze zu schießen und ihre Opfer mit Dynamitstangen zu bombardieren."
Niemand GAB Ihnen Rechte, sie mussten sich diese Rechte mühsam erkämpfen.

Im zweiten Kapitel seines Buches geht Ploppa auf das Schicksal der Asiaten ein. Hier waren die Arbeitnehmerorganisationen maßgeblich an Pogromen gegen die billigen chinesischen Arbeiter beteiligt.
„In Ihrer Logenzeitung beschreiben sie die Chinesen als  … „Sklavischer und brutaler als die Bestien, die in den Feldern herumstreunen. Sie sind kriecherische Würmer“.
Später kamen zu den Diskriminierten die Iren dazu, auch die Deutschen, und andere Einwanderergruppen. Sie stießen auf eine verschworene Gemeinschaft, die sie zunächst als Eindringlinge betrachtete. Ohne aber den Unmenschenstatus der Indianer oder „Nigger“ zu erreichen.

In Kapitel drei beschreibt Ploppa die Rituale der Eliten. Wie sie ihre Kinder in geschlossenen Kreisen großziehen und für ihre Führungsaufgaben in der Gesellschaft vorbereiten. Der Autor widerspricht der allgemeinen Ansicht, die in Deutschland herrscht, dass die USA eine offene Gesellschaft ist, in der man vom Tellerwäscher zum Präsidenten werden könne. Er beschreibt die Struktur der Elite und zitiert schließlich Irving Fisher, einen Ökonomieprofessor in Yale, der führender Eugeniker und Skull und Bones-Bruder ist:
„Die Welt besteht aus zwei Klassen – den Gebildeten und den Unwissenden – für den Fortschritt ist es entscheidend, dass den ersteren ermöglicht wird, die letzteren zu beherrschen … wenn wir erst einmal eingestehen, dass es vollkommen richtig ist, dass die informierten Klassen den Uninformierten Schutz bieten, stehen wir am Anfang einer beinahe grenzenlosen Aussicht auf die mögliche Verbesserung der Menschheit“ .
Im dritten Kapitel beschreibt Ploppa die unterschiedliche Entwicklung der „Demokratie“ in den USA. Während in Europa soziale Bewegungen, Sozialismus, Kommunismus eine Hochzeit erleben, schreibt Ploppa was mit jenen Armen geschah, die ähnliche Positionen bis 1933 in den USA vertraten:
„Wer solche Positionen in den USA im frühen Zwanzigsten Jahrhundert vertritt, wird im besten Falle mitleidig belächelt. Meistens wird er als „Radikaler“ oder „Anarchist“ gebrandmarkt und hingerichtet, in Gefängnissen, Zuchthäusern oder Arbeitslagern interniert, oder aus den USA als „unamerikanisch“ deportiert.“
Der Autor beschreibt dann die seltsame Karriere eines E.A. Ross, „der in seiner Mischung aus sozialer Rhetorik, Ausländerhass, eugenischem Rassismus, Antisemitismus und autoritärem Gesellschaftskonzept eine frühe Form des korporativistischem Faschismus war.“ Sein Lebenslauf findet sich in keiner der US-Lexika, obwohl er „der führende öffentlich wirksame Intellektuelle seiner Zeit“ gewesen sein soll. Sogar die Bürgerrechtsorganisation ACLU wählte ihn 10 Jahre zum Vorsitzenden. Und nach einer Phase der entschärften Darstellungen erschienen in den 1970er Jahre wieder seine Thesen von „Social Control“.
„In Social Control erörtert Ross die verschiedenen Methoden, wie man die Volksmassen zur Räson bringen kann. Und bei aller Grobheit seiner Worte ist seine Denkungsart durchaus subtil und nuanciert. Der Macht des nackten Knüppels oder den transzendentalen Drohungen der Kirche traut er keine nachhaltige Disziplinierungskraft zu. Ross setzt eher auf die raffinierte Beeinflussung der Massen, die nicht bewusst wahrgenommen wird; eine im Menschen verinnerlichte Kontrolle – Social Suggestion; eine subtile Einflüsterung: ..“die überlegenen Methoden der Kontrolle liegen innen“.  …..
Unwillkürlich wird man an die 10 Regeln der Manipulation von Chomsky erinnert, wenn man weiter liest, was Ploppa zusammen getragen hat. (5)

Und dann kommen wir den Beziehungen der Elite der USA mit dem europäischen Faschismus immer näher. Das Buch beschreibt eine Reihe von wichtigen Persönlichkeiten und ihre Beziehungen zu Mussolini.

Im fünften Kapitel schreibt Hermann Ploppa über „Effizienz und Weltherrschaft“. Er beginnt damit aufzuzeigen, wie sich über Jahrzehnte mächtige Kartelle und Wirtschaftsinteressen in den USA ausbildeten, die die durch den „Freien Markt“ eben diesen beseitigten. Gleichzeitig wird die Vorbereitung des Kriegs gegen Spanien beschrieben. Als in Havanna das US-Schlachtschiff „Maine“ explodierte, nahm man das zum lange gesuchten Anlass, ("die Spanier haben einen Anschlag verübt") um den Krieg um Kuba zu führen. Der Grund war offensichtlich: Senator Beveridge erklärte dazu:
„In Kuba alleine gibt es 15 Millionen Hektar Waldgebiet, das noch nie eine Axt gesehen hat; unerschöpfliche Eisenminen; unschätzbare Vorräte an Mangan – viele Millionen Dollar wert, die wir heute noch aus den Gebieten am Schwarzen Meer kaufen müssen. Da gibt es Millionen von Hektar, die bislang noch gar nicht erschlossen sind“.
Im gleichen Kapitel liest man auch etwas über den Krieg gegen die Philippinen. Wie z.B. eine Notiz aus der New York Sun vom 10.3.1902:
„Ich persönlich habe 35 Philippinos ohne Gerichtsverfahren aufgeknüpft; also was soll die ganze Aufregung, dass Waller ein paar verräterische Wilde ins Jenseits befördert hat? Wären da mehr Smith und Wallers gewesen, dann wäre der Krieg schon lange zu Ende. Spontanes Hängen hier zu Hause würde ebenfalls das Ende des Krieges beschleunigen. Ein Tipp für Anfänger: alle Amerikaner, die vor kurzem den Kongress gebeten hatten, sich um Frieden zu bemühen, sollte man aus ihren Häusern zerren und lynchen“.
Unwillkürlich drängen sich die Bilder von heute auf, wie sie in www.collateralmurder.com plastisch zum Ausdruck kommen.

Schließlich beschreibt Ploppa die fundamentalistischen Christen, die für jeden erkennbar, die USA zur Weltherrschaft durch Gott berufen erklären. Und in der Folge erfährt man mehr über die Manöver und Kriegsszenarien, die sich zu Beginn des 20. Jahrhunderts in den USA entwickelten. Bereits damals unter dem Eindruck einer Bevölkerung, die Angriffskriege eigentlich gar nicht wünschte.

In Kapitel 6 beschreibt Ploppa die Entwicklung der US-Gesellschaft zur formierten Gesellschaft, dem „Corporate State“. 1909 war die soziale Ungerechtigkeit und Ungleichheit der Einkommensverteilung auf ein untragbares Hoch gelangt, das Vermögen der Gesellschaft durch Kartelle, Preisabsprachen und Fusionen unter einigen Familien aufgeteilt worden. Es kam zu Streiks, Aufständen, ja beschränkten Guerilla-Kriegen. Die Elite behielt jedoch weiterhin die Oberhand und verhinderte eine Revolution indem langsam, sehr langsam, Zugeständnisse gemacht wurden. Versicherungen nach deutschem Vorbild, Mindestlöhne, schließlich sogar eine Kartellbehörde. Allerdings wurden auch die öffentlichen Verwaltungen gestrafft, überarbeitet und den Anforderungen der Elite angepasster gestaltet.

Gewerkschaften ließen sich gegen Sozialisten ausspielen und Sozialreformen suchten immer den kleinsten gemeinsamen Nenner. Aber immerhin gibt es Anti-Trust-Verfahren und Reformen zugunsten der benachteiligten Bevölkerungsgruppen. Bis 1914 mit Präsident Wilson wieder die Gemeinschaft zwischen Geschäftswelt und Politik hergestellt wurde:
„Der Antagonismus zwischen Geschäftswelt und Regierung ist vorbei“.
Im siebten Kapitel beschreibt Ploppa die Versöhnung zwischen Süd- und Nordstaaten, und einen typischen Film der Zeit mit den Rollen der beiden wichtigsten Protagonisten-Familien, den Stonemans aus Washington und den Camerons aus einer Kleinstadt der Südstaaten. Der Untertitel des Films stammte aus einem Buch des Präsidenten Wilsons:
„Die Politik der Kongressführer erzwang … einen wahren Umsturz der Zivilisation im Süden … in ihrer Entschlossenheit, den weißen Süden unter die Stiefelabsätze des schwarzen Südens zu zwingen … Abenteurer schwärmten aus dem Norden, gleichermaßen Feinde der einen wie der anderen Rasse, um die Neger zu streicheln, zu betören und zu benutzen … In den Dörfern übten nun die Neger die Ämter aus, Männer, die nichts mit den Amtsbefugnissen anzufangen wussten, außer sie für Unverschämtheiten zu missbrauchen“.
Der Film gipfelt dann in der Versöhnung der weißen Brüder Nord und Süd und im gemeinsamen Kampf gegen die minderwertige Rasse:
„Die ehemaligen Feinde aus dem Norden und dem Süden wieder vereint in der gemeinsamen Verteidigung ihres arischen Geburtsrechts.“
Am Ende werden die bösen „Nichtarier“ nieder gerungen, von der weißen Herrenrasse.

In Kapitel acht korrigiert Ploppa die geschichtliche Behauptung, dass die USA erst ab April 1917 auf der Seite der Entente am Krieg teilgenommen hätte.
„Das ist nachweislich nicht richtig. … Denn das Geld des US-amerikanischen Volkes und US-amerikanische Waffen sowie Munition waren vom ersten Tag dieses Großen Krieges, wie ihn die Amerikaner nennen, als Mitkämpfer auf dem europäischen Kontinent dabei. Und zwar auf der Seite der Entente. Bereits im August 1914 betrat Henry Pomeroy Davison, seines Zeichens Miteigentümer der weltweit größten Bank J.P. Morgan, die Hallen der ehrwürdigen Bank of England und stützte mit Verträgen und Kreditzusagen die englischen und französischen Kriegsanstrengungen.“
Dann berichtet Ploppa davon, wie die USA den Geldmangel Anfang des 20. Jahrhunderts durch die Schaffung der „Federal Reserve Bank“ 1913 lösten. Wobei diese Bank jedoch in Privatbesitz ist, nur  der Vorstand wird durch den Präsidenten ernannt. Dies wiederum ermöglichte J.P. Morgan mit damals unvorstellbaren Summen zu agieren. Im Prinzip wurden damals also, so meine persönliche Schlussfolgerung, die Weichen für die Bankenkrise des 21. Jahrhunderts gelegt.
Der Autor beschreibt äußerst interessante Details von Rüstungsgeschäften und dem Verhalten von J.P. Morgan. Mit ein bisschen Phantasie beginnt man auch neuere Entwicklungen zu begreifen. Z.B. wenn es um neue Tankflugzeuge für die US-Luftwaffe geht. Oder wenn es um die Beauftragung privater Sicherheitsfirmen im Irak geht. Oder, oder …

Im neunten Kapitel beschreibt er die Hausse an der Börse, die mit Kriegseintritt der USA am 6.4.1917 begann, und so lange anhalten sollte. Die Wirtschaft und Gesellschaft wurde auf Kriegsproduktion ausgerichtet.

In Kapitel 10 nennt der Autor die Anstrengungen, die die Elite der USA unternahm, um die Bürger ihres Landes für einen Krieg gegen das Kaiserreich zu begeistern. Kern der Anstrengungen war eine Art neu gegründetes Propagandaministerium. Das Council of Public Information agiert aber nicht nur im Inland, sondern in der ganzen Einflussregion, insbesondere in Mittel- und Südamerika. Dabei bedienten sich die Protagonisten Grundlagen eines Franzosen Le Bon von 1985, der das Buch „Psychologie der Massen“ geschrieben hatte, und der dabei mit wohliger Gänsehaut froh war, „auf der anderen Seite des Käfigs zu stehen“.

Die pragmatischen Amerikaner aber setzen sich mitten in die Massen. Und Walter Lippmann beschreibt in bemerkenswerter Offenheit die Prinzipien der Beherrschung des gemeinen Menschen.
„Wenn politische Parteien oder Zeitungen Amerikanismus, Progressivismus, Gesetz und Ordnung, Gerechtigkeit oder Menschlichkeit ausrufen, dann hoffen sie damit Gefühle widerstreitender Fraktionen zusammenzuschweißen, die andernfalls auseinanderstreben würden, wenn sie anstelle der Symbole aufgefordert werden, ein bestimmtes Programm zu diskutieren … Denn wenn erst einmal eine Koalition um das Symbol herum hergestellt ist, dann neigt das Gefühl eher zur Einförmigkeit unter dem Symbol als zu einer kritischen Hinterfragung der {ergriffenen} Maßnahmen … Was Privilegien innerhalb einer Hierarchie bewirken, das bewirken Symbole für das Fußvolk. Sie bewahren Einigkeit“.
Wie war das noch mit der Piratenpartei? Eine politische Partei, die eigentlich nur mit Symbolen begann und trotzdem, bzw. wegen dieses Mangels einen ungeheuren Zustrom erlebte. Denn um die Symbole herum machte sich jeder sein eigenes Bild und projektierte es in „seine“ Partei. Und kommen da nicht sofort Gedanken auf, dass dies der Grund dafür sein könnte, dass die Mainstream-Vertreter, jene, die so schnell damit sind, mit Totschlagargumenten, also mit Symbolen zu agieren, statt sich mit Diskussionen zu beschäftigen, warum jenen so leicht gefolgt wird? Während nachdenkliche, kritische Geister, kaum unter einen Hut zu bringen sind. Sie verweigern sich Symbolen, wollen alles hinterfragen und verlieren dadurch die Durchschlagskraft der Masse, selbst wenn sie eigentlich die Mehrheit vertreten.
„Unser System muss eine Führer-Demokratie (leadership democracy) sein, verwaltet von der intelligenten Minderheit, die weiß, wie man Massen reglementiert und führt.“
Interessant auch die Erklärungen Ploppas über Ereignisse gegen Ende des 1. Weltkrieges:
„Die deutschen Generäle Ludendorff und Hindenburg, zu jener Zeit praktisch Deutschlands Militärdiktatoren, schoben daraufhin mit gewaltigen Geldmitteln und Raffinesse Lenin und seine Bolschewisten in Petrograd an die Macht. Folge: sofortiger Waffenstillstand zwischen Deutschland und Russland. Deutschland war seinen Zweifrontenkrieg los.
Und Bolschwistenführer Leo Trotzki entdeckte jene Geheimverträge, in denen die Alliierten den Rest der Welt unter sich in Beutestücke verteilen wollten. (7)  … Einer dieser Verträge regelte sogar, dass der Papst praktisch wie ein Gefangener festzuhalten ist, sollte er sich auf dem internationalen Parkett um eine Friedensvermittlung bemühen … Nun lud Trotzki alle kriegsführenden Regierungen zu Friedensverhandlungen nach Brest-Litowsk ein. Den Börsianern in der Wall Street gefror das Blut in den Adern.“
Natürlich hatten die Soldaten auch keine Lust mehr zu kämpfen. Und so beschreibt dann Ploppa in Kapitel 11, wie nun die „harte Macht“ zum Einsatz kam. Drakonische Gesetze wurden erlassen und uns fällt doch sofort der Patriots Act nach 9/11 ein. Und Ploppa beschreibt die Härte des Vorgehens, die Internierung, Folter.
„Der Sozialistenführer und dreifache Präsidentschaftskandidat Eugene Debs, in seiner asketischen Unbeugsamkeit eine Mischung aus Mahatma Gandhi und Kurt Schumacher, wurde wie ein Verbrecher ins Zuchthaus verbracht und ihm wurden seine bürgerlichen Ehrenrechte aberkannt. Genauso erging es Sozialistenführer Viktor Berger. Arbeiterführer zerrte man auf Schiffe und deportierte sie nach Russland.“
Die Opposition wurde enthauptet, die Basis zerstört. Ein fein gesponnenes Terrornetzwerk übernahm die Kontrolle. Ca. 40 Jahre später sollte der Geheimdienst mit genau diesen Mitteln in Thailand entscheidend daran beteiligt waren, auf sehr ähnliche Art alle liberale und sozialistischen Kräfte bis zum heutigen Tage auszumerzen.
„Die American Protective League wurde auf 250.000 Mitglieder mit 600 Ortsgruppen aufgebläht. Die APL als private Organisation nahm polizeiliche Aufgaben wahr – mit Segen und Unterstützung des Generalbundesanwaltes und der neu geschaffenen Bundespolizei. …“
Die Kirchen unterstützten die Entmenschlichung der Feinde. Deutschstämmige US-Amerikaner wurden „geteert und gefedert“, mindestens ein Tourist gelyncht. Soft Power und Hard Power spielten erstmalig in perfekter Harmonie zusammen.
„1919 und 1920 wird die Schraube der inneren Repression noch einmal angezogen. Der neue Justizminister Alexander Mitchell Palmer will sich als Präsidentschaftskandidat profilieren. Eine Reihe von Bombenattentaten, die in den meisten Fällen nicht aufgeklärt wurden, und bei denen auch gar nicht ernsthaft nachgeforscht wurde, wer der Täter gewesen sein könnte, führte zu erneuten massenhaften Festnahmen, insgesamt von etwa zehntausend unabhängigen Gewerkschaftern und Sozialisten. Hier wurden auch wieder die privatwirtschaftlichen Wachhunde der Industrieverbände von der Leine gelassen, und es kam zu Massakern gegen IWW-Mitglieder.“
ANTISEMITISMUS IN DEN USA

Zur Zeit von Präsident Wilson war Antisemitismus durchaus weit verbreitet in den USA. Nicht zuletzt der von Wilson so geschätzte Ku Klux Klan war auch an zahlreichen Gewalttätigkeiten beteiligt. Juden wurden auch schon mal aus dem Gefängnis geholt und gelyncht.

EUGENIK UND EUTHANASIE IN DEN USA

Hatte der erste Teil dem Zurechtrücken des Geschichtsbildes der USA bis in die 1920er Jahre gegolten, folgt mit Kapitel 12 der Teil zwei, der sich mit Eugenik und Euthanasie in den USA beschäftigt.

Der Beginn der Eugenik liegt laut Ploppa in religiösen Diskursen begründet, die zu Beginn von calvinistischen Sekten geprägt wurden. Die Vorsehung bestimmt, wer zu Reichtum kommt, „und wer im Kot der Gosse rotten soll“. Im 19. Jahrhundert wurde dann der Calvinismus vom Sozialdarwinismus abgelöst. Unter dem Eindruck von Thesen, dass sich die Bevölkerung viel schneller entwickelt als die Nahrungsmittelproduktion, wurde Charles Darwin mit seinen Beobachtungen aufgegriffen. Also musste die natürliche Auslese gestärkt werden. Ploppa zitiert die Aussage vor einem Kongressausschuss:
„Die Tatsache, dass da ein Mensch existiert, gibt keinen Grund her, dass man von anderen Leuten fordert, ihn am Leben zu erhalten und mit durchzuziehen. Er hat gefälligst den Kampf mit der Natur aufzunehmen wie jeder andere Mensch auch; und wenn er den Kampf ausficht mit der selben Energie, Unternehmungslust, Geschicklichkeit und Eifer wie alle anderen Leute auch, dann kann ich mir nicht vorstellen, warum dieser Mensch scheitern sollte …“
Natürliche Auslese, Erbgesetze und biologische Eigenschaften wurden zu immer wichtigeren Thema. Zwar gab es auch Gegenlehren, die diskutiert wurden unter dem Namen Dysgenik. Aber Mendels Forschungen wurden nach anfänglicher Nichtbeachtung Anfang der 1920er Jahre wichtige Basis für die Philosophie der Eugeniker. Er schien (gemeinsam mit Galton und Weismann) den Beweis geliefert zu haben, dass Armut und Reichtum, Wissen und Dummheit im Wesentlichen eine Frage von Erbanlagen sind. … Wozu also Geld ausgeben für Sozialhilfe, wenn man die sozialen Probleme viel schneller lösen kann, indem man ganz einfach die schlechten Erbanlagen abschneidet, sie an der Fortpflanzung hindert. Ploppa schreibt dann:

DIE ROLLE DER EHRENWERTEN STIFTUNGEN
„Im Falle der USA tritt nun jenes geschmeidige Zusammenspiel von privaten Stiftungen und Regierungsstellen in Erscheinung, von dem bereits die Rede war. Edwin Black haben wir es zu verdanken, dass wir seit 2003 etwas genauer wissen, wie Carnegie-, Rockefeller- und Kellog-Stiftungen der Eugenik in den Vereinigten Staaten zu jener erdrückenden Machtstellung verholfen haben, die Leonard zu dem Schluss kommen lässt: „Eugenik war Mainstream“. (Leonard, Mistaking 202)“
Und es ging nicht bloß um Meinungsführerschaft in den Debatten der USA, Eugenik führte zu Kastrations- und Sterilisierungsgesetzen; zu ungeschminkt rassistischen Einwanderungsgesetzen; zur Internierung von unbescholtenen Bürgern; zur erbarmungslosen Hetze gegen Behinderte, Kranke, Unangepasste und Traumatisierte. … Ein Krieg der Starken gegen die Schwachen…. So formuliert es jedenfalls Edwin Black…“
Der Autor zitiert dann und erklärt weiter, wie schon 30 Jahre vor den deutschen Verbrechen, in den USA die American Breeders Association bei der Gründung drei Abteilungen einrichtete. Eine für die Züchtung von Menschen. Das Buch führt dann einige der wichtigsten US-Denker jener  Zeit auf, erzogen in den angeblich besten Universitäten der Welt, wie sie Eugenik immer akzeptabler in der Gesellschaft machten. Und viele bekannte Namen tauchen plötzlich unter ganz anderen Vorzeichen auf, als sie allgemein bekannt sind:
„Immer mehr Prominente stoßen zu den Eugenikern. Zum Beispiel der große Erfinder Alexander Graham Bell, dem wir das Telephon verdanken. Bell und Davenport haben einen Standardfragebogen ausgearbeitet, den „Family Record“. Damit sollen Familien im ganzen Land ausgefragt werden. Über Bells weitreichende Beziehungen kursiert der Fragebogen durch Universitäten im ganzen Land, und die ABA verteilt 5000 Exemplare. Nun will man die schwachen und minderwertigen Erbstämme ausfindig machen. Dabei soll auch die Auswertung von Stammbäumen weiter helfen.  …
Fehlt nur noch das Institut, das diese Feldforschung organisiert. … Das Geld wird bei der Witwe des Eisenbahntycoons Harriman akquiriert. Die Harrimans sind ganz große Fans der Eugenik, und Tochter Mary Harriman wird wegen ihres Eifers in dieser Sache hinter vorgehaltener Hand spöttisch „Eugenia“ getauft. …“
Man braucht wohl nicht zu erwähnen, welche Folgen die Feststellung eines Forschers machte, der feststellte:
„Als Angestellter der New Yorker Gefängnisvereinigung befragte er Strafgefangene und stellte dabei fest, dass ein beträchtlicher Anteil der Befragten miteinander verwandt ist“.
Und so sammelte die private Institution höchst sensible Daten im ganzen Land und alle Behörden, Irrenhäuser, Krankenhäuser usw. lieferten sie willig. Ein typisches Beispiel für die „Forschungsergebnisse“ waren die Erkenntnisse, dass Prostitution vererbt wird. Und interessant auch, dass die philanthropischen Stiftungen den Drang entwickelten, immer mehr Geld für die Forschung und Anwendung der Eugenik zur Verfügung zu stellen. Carnegie, Harriman und schließlich Rockefeller. Und so wurde Eugenik auch an den Universitäten salonfähig.

Im 13. Kapitel beschreibt Ploppa die praktischen Auswirkungen unter dem Titel „Rassenaufartung für Nation und Rendite“. Ploppa:
„1914 liegt der Bericht über die Abschneidung des defekten Keimplasmas in der US-amerikanischen Bevölkerung vor, formuliert für die auserlesene Elite, von Harry Laughlin. Der Soziologe leistete
‚Präsentation der besonderen Probleme bezüglich der Beseitigung der folgenden Klassen von sozial Ungeeigneten:(a) die feeble minded (10), (b) die Armen, (c) die Alkoholiker, (d) die Kriminellen, (e) Epileptiker, (f) Geisteskranke, (g) die Mageren (asthenic) oder körperlich Schwächlichen,(h) Personen mit einer Veranlagung zu bestimmten Krankheiten oder diathetic (?), die körperlich Missgestalteten, (j) Personen mit defekten Sinnesorganen, oder cacaesthetic (?)‘ (Ero-Report 10A;8)“
Erste Forderung ist die Reproduktion dieser Personengruppen zu verhindern. Und Mendels Lehre hatte auch gezeigt, dass jemand durchaus gesund sein kann, aber in der nächsten Generation dann doch wieder die „schlechten“ Erbinformationen sich durchsetzen. Am Ende stand ein Plan, ca. 10 Prozent der US-Bevölkerung auszumerzen.
„Und weit nach vorne schauende Patrioten sind die Laughlin-Experten nun wirklich. Sie legen nämlich gleich einen exakt durchkalkulierten Rassenaufartungsfahrplan bis zum Jahr 1985 vor. Ein in das Bulletin 10B zwischen die Seiten 132 auf 133 eingehefteter Tabellen- und Graphikanhang gibt in Fünfjahresintervallen Prozente und absolute Zahlen für Personen an, die In „Institutions“ verschwinden sollen, sowie Prozente und Zahlen für die Sterilierungsopfer. … Mathematisch exakt bis auf die letzte Ziffer. …“
Der Autor beschreibt dann eine ganze Reihe makabrer und bedrückender geschichtlicher Tatsachen, besonders wenn man die Bereitschaft der elitären Gesellschaft zur Durchsetzung solcher Gedanken und die Namen der prominenten Vertreter liest. Bedrückend auch, wenn man vom ersten Eugenik-Kongress in London liest, und wer dort maßgeblich teilgenommen hat. Schließlich entstand eine weltweite Dachorganisation zur Weiterentwicklung und Durchsetzung der Eugenik, die später in „International Federation of Eugenic Organizations“ (IFEO) umbenannte.

Auf Seite 139 ein Beispiel für Ploppas Beschreibung der ehrenwerten Gesellschaft.
„Dr. John Harvey Kellog betreibt ein Sanatorium, das Patienten mit vegetarischer Kost und häufigen Klistierspülungen wieder fit macht. Zum Frühstück gibt es trockene Weizenchips, die jedes Kind als Kellogg’s Cornflakes kennt. Dieses Trockenfutter machte John Harvey und seinen Bruder Will steinreich. Zugleich ist John Harvey Kellog von 1911 bis 1917 im Gesundheitsministerium von Michigan tätig. … Kellog lehnt für sich persönlich jede sexuelle Betätigung kategorisch ab und hat Methoden gegen Masturbation entwickelt. Der keusche Doktor tritt entschieden für die Rassentrennung ein, um die nordische Rasse vor Schaden zu bewahren. 1906 gründete Kellogg zusammen mit Davenport und Irving Fisher die Race Betterment Foundation. In dieser Stiftung für Rassenaufartung soll die Arbeit der ERO ergänzt werden durch eine eigene Sammlung von Daten über US-Bürger.
VON PFERDE-, KÜHE-, SCHWEINE-, UND MENSCHENRASSEN
… Kellogg: „Wir haben wundervolle neue Rassen von Pferden, Kühen und Schweinen. Warum sollen wir nicht auch eine neue, verbesserte Menschenrasse haben?“ ….
Die Eugenik stellte schließlich die Basis für neue Einwanderungsgesetze der USA dar. Unter der Begleitmusik von angesehenen Wissenschaftlern an verschiedenen Universitäten und Institutionen. Und zwischen März und Mai 1924 passierte der Immigration Act beide Häuser. Die Tür für Juden und Osteuropäer fiel erst mal ganz zu, andere „Rassen“ werden stark limitiert. Ploppa über weitere praktische Auswirkungen des Zeitgeistes:
„Es ist nicht eindeutig zu sagen, wie viele Menschen tatsächlich den Sterilisationen, Gebärmutterentfernungen und Kastrationen zum Opfer gefallen sind. Schon vor der Inkraftsetzung von Gesetzen führten Ärzte auf eigene Faust Kastrationen durch. Zum Beispiel kastrierte ein Doktor Pilcher schon 1890 58 Kinder im Kansas Home for the Feebleminded. Gefängnisarzt Doktor Sharp aus Jeffersonville /Indiana kastrierte zur gleichen Zeit Gefängnisinsassen. Angepriesen wurde diese Maßnahme mit den selben Argumenten, die man im Zusammenhang mit der Kastration von Katern hört: der Kastrierte wird ruhiger, gefügiger, verliert seine Aggressivität.“
Dann wurden zahlreiche Unfruchtbarkeits-Gesetze erlassen, die das ganze Verfahren rechtlich absicherten und zu einem endgültigen Durchbruch verhalfen. Und um das Ganze auch in Bundesgesetze zu bekommen, wurde schließlich ein Gerichtsurteil erwirkt, mit dem die höchsten Richter ganz selbstverständlich dem Zeitgeist folgten.
„Ohne Vorwarnung tauchen Sheriffs bei Familien auf und verschleppen Kinder und Frauen, um sie in Heimen und Lagern zu internieren und unfruchtbar machen zu lassen. Oft wird den Opfern gar nicht gesagt, dass ihre Fortpflanzungsfähigkeit für alle Zeiten beendet wird.“
Natürlich gab es auch neue Heiratsgesetze.
„In den USA haben 27 Bundesstaaten teilweise bis in die Sechziger Jahre des Zwanzigsten Jahrhunderts hinein die Heirat oder auch nur den sexuellen Kontakt von Menschen unterschiedlicher Rassen strengstens untersagt. … Teilweise wurde das Rassenreinheitsgebot sogar in der Verfassung festgeschrieben, z.B. in South Carolina: „Es soll ungesetzlich sein für jeden weißen Mann, irgendeine Frau indianischer oder der Neger-Rasse, oder eine Mulattin, oder ein Halbblut zu heiraten; oder für irgendeine weiße Frau, außer einem weißen Mann; oder einem Mulatten, Halbblüter, Indianer, Neger, Mestizen eine weiße Frau zu heiraten.“ Auf Zuwider halten warten drakonische Strafen, wie z.B. jahrelange Zwangsarbeit im Lager.“
DIE BEWEGUNG IST WELTWEIT ORGANISIERT
„Die US-Eugeniker wurden immer stärker von dem Gedanken getrieben, dass Rassenmischung eine entartende Wirkung hätte. Und ihrem Sog befanden sich einige deutsche Eugeniker der radikaleren, nationalsozialistischen Ausrichtung, deren Gewicht zunimmt.“
Man trifft sich bei Mussolini und lobt seine Weitsicht. Und schließlich beginnt Ploppa ab Seite 152 von den Beziehungen zu Nazi-Deutschland zu schreiben. Obwohl Adolf Hitler auf dem NSDAP-Parteitag von 1929 davon sprach, 700.000 bis 800.000 der Schwächsten zu beseitigen, unterstützte die Rockefeller-Stiftung eugenische Forschungsinstitute in Deutschland weiter.
„Bis 1940 hat die Rockefeller Foundation die für damalige Verhältnisse astronomische Summe von vier Millionen Dollar in die deutsche Humanbiologie unter Nazi-Regie investiert (Weindling, 120).“
Später zog sich die Rockefeller-Stiftung langsam zurück, und an ihre Stelle traten rechtsextreme Fanatiker, wie der Millionenerbe Wycliffe Draper.
„Immer mehr spielt auf dem internationalen Parkett die deutsche Rassenhygiene die erste Geige. Die US-Eugeniker identifizieren sich mit Hitler. Das wiederum lässt die US-Eugeniker aus der gesellschaftlichen Mitte an den rechten Rand rutschen. Schließlich werden Laughlin und seine Freunde nur noch von Drapers Stiftung Pioneer Fund am Leben gehalten. Und so werden deutsche Propagandafilme wie z.B. „Erbkrank“ über die Eugenik-Szene in US-amerikanischen Universitäten und Schulen gebracht. …"
DIE NIE GESÜHNTE SCHULD DER WISSENSCHAFT

In einer Denkschrift der New Yorker Handelskammer vom Mai 1939 vergleicht Harry Laughlin – im Text ausgewiesen als offizieller Experte der Carnegie-Stiftung – die einwandernden Juden mit Hausratten. Die Wissenschaftselite Deutschlands hatte Harry Laughlin übrigens bereits 1935 als legitimen Stammvater der nazistischen Rassenhygiene mit dem Ehrendoktortitel der renommierten Universität Heidelberg ausgezeichnet.“ …
"Die Eugenik brach schließlich in sich zusammen, weil die wissenschaftlichen Erkenntnisse einfach nicht ausreichend waren und keine fassbaren Ergebnisse produzierten. Am Anfang hatte das Interesse der Versicherungsindustrie gestanden, gesündere Menschen als Versicherte zu erhalten, bzw. solche zu versichern, die möglichst wenig krank wurden. Dieses Ziel wurde dann durch ein neues Projekt aufgegriffen, dem Humangenomprojekt."
MADISON GRANT

Das Kapitel 16 widmet Ploppa Madison Grant mit der Überschrift: „Anwalt von Natur und Nordischer Rasse“. Ein typischer Sohn der amerikanischen Elite, aufgezogen in den gleichen Schulen wie die Kinder der Fam. Bush. Er war einer der wirklich führenden Mitglieder der Gesellschaft, und setzte sich aktiv für Naturschutz und Eugenie ein. Wobei der Naturschutz in erster Linie dem Überleben ausreichenden Wildes für die Jagd der reichen Elite als Ziel hatte. Er war mit Theodor Roosevelt befreundet, der, ebenfalls Tierschützer, in Ostafrika mit seiner Jagdgesellschaft lt. Ploppa ca. 6000 Elefanten erlegt haben soll.  Als Eugeniker vertrat Grant eine eindeutige Haltung:
„Es ist Rasse, immer wieder Rasse, die das Genie erzeugt … Rasse ist alles.“
1916 schrieb er einen Bestseller „The Passing oft he Great Race“ in dem er erklärte, dass alles Schlechte in der Gesellschaft, Krankheit, Kriminalität, unsoziales Verhalten, Neigung zu Revolution … eine Frage der Rasse wäre. Führende wissenschaftliche Zeitschriften und die New York Times lobten sein Werk. Er war unzufrieden mit dem rassistischen Einwanderungsgesetz. Seiner Meinung nach dürften überhaupt nur Menschen mit nordischem Rasseblut einwandern. Wie es z.B. 1924 im US-Bundesstaat Virginia als Racial Integrity Act zum Gesetz wurde. Dieses Gesetz wurde elf Jahre später von Hans Globke als Vorlage für die Nürnberger Gesetze zur Reinerhaltung der deutschen Rasse genutzt. Dabei beließen es die Nazis aber bei der Definition eines „Vierteljuden“, während das amerikanische Gesetz dazu führte, dass Bürger, deren Großvater mütterlicherseits 25% afrikanisches Blut in den Adern hatten, aufgefordert wurden, sich von Weißen fern zu halten.

Grant war einer der wichtigsten Stützen der US-Eugenie-Bewegung und seine Gedanken dienten den Nazis auch als Grundlage für ihre Politik in Polen und Russland.
"Die 1925 schließlich American Eugenics Society genannte Propagandatruppe hat sich allerlei Pfiffiges ausgedacht, um die Menschen mitzunehmen. Überall im Lande werden Schautafeln und Plakate aufgestellt. Dort kann man die schaurigen Folgen einer nicht-eugenischen Fortpflanzung studieren. Hände von Mongoliden. Ansichten von Ortschaften, deren Bewohner nicht auf Rassereinheit geachtet hatten und nun dem Verfall durch Wahnsinn, Trunksucht, Verblödung und Verbrechen anheimgefallen waren. Behinderte. Und dazu der Text in großen Lettern: „Some People are born to be a burden to the rest“ (einige Leute sind geboren, um den übrigen Menschen nur zur Last zu fallen). … Die American Eugenics Society existiert noch heute. Seit 1972 heißt sie Society for the Study of Social Biology. Die Vereinzeitschrift Eugenics: A Journal of Race Betterment heißt heute ganz unspektakulär: Social Biology.“
Ploppa untersucht dann die Mittel, mit denen Grant seine Botschaft so lange in den USA verbreiten konnte. Und er erläutert die Thesen, mit denen Grant für die Reinheit der nordischen Rasse warb. Und er verbreitete die Nachricht, dass die nordische Rasse vom Aussterben bedroht wäre, weil sie immer in allen Kriegen an vorderster Front kämpfen würde. Außerdem wäre sie zu gutmütig, zu tolerant und würde zuschauen, wie die „minderwertigen“ Rassen massenhaft in die USA einwandern und die Nordics regelrecht wegbrüten würden.

Sein Bestseller droht zwar mit dem Untergang, bietet aber auch Auswege an. Dabei war das wichtigste Werkzeug zur Rettung der Rasse die Rassentrennung. Außerdem müssen die minderwertigeren Rassen sterilisiert werden.
„… aber der Staat hat durch Sterilisierung dafür zu sorgen, dass diese Erblinie zusammen mit den Menschen stirbt. Andernfalls sind künftige Generationen geschlagen mit einer immer noch wachsenden Last von Opfern eines irregeleiteten Sentimentalismus.“
Ploppa stellt dann weitere Vertreter dieser Geisteshaltung vor, zitiert aus ihren Büchern und beschreibt die Folgen dieser Hetze. Aber zur Überraschung der Herrenmenschen kam es zu einem trotzigen Aufbegehren der Untermenschen, von dem der Autor im 19. Kapitel schreibt. Dabei war die Wortwahl Untermensch sehr wohl üblich. Nicht nur durch Göbbels, sondern auch und ursprünglich in den USA.

DIE ENTHERRLICHUNG DER NAZIS

Lothrop Stoddard, der 17 Jahr vor seiner Reise ins Kriegsdeutschland 1939/40 einen beinharten Rassismus vertreten hatte, war enttäuscht darüber, was Rassismus in Deutschland erreicht hatte:
„Die untere Mittelklasse ist in außerordentlichem Maße auf der Bildfläche vertreten. Das merkt man in Berlin nicht so stark, weil die fähigsten Elemente der Partei vom Machtzentrum angezogen werden. In der Provinz kommt das Spießbürgertum sehr viel stärker nach vorne.“
Und Stoddard durfte einen ganzen Tag an der Sitzung des Obersten Eugenischen Appellationsgerichtes dabei sein. Es geht um Verfahren, wer sterilisiert werden soll.
„‘Fall eins‘, (so Stoddard) ein primitiver Mensch mit ‚Affengesicht‘, der obendrein eine Jüdin geheiratet hat … Das Gericht ist sich nicht sicher und verweist an Fachärzte. Fall zwei ein affektiert wirkender Mann, der trotz schäbigen Aufzugs einen Spazierstock mit sich führt wie ein hoher Herr. Und dann hat er auch noch Traktate zur Weltverbesserung an alle möglichen und unmöglichen Leute geschickt. Der müsste doch stilisiert werden! Doch Richter Gütig und seine Beisitzer verweisen auch diesen Fall an Fachärzte. Fall drei, eine Taubstumme. Das milde Trio entscheidet: Keine Sterilisierung, denn Taubstummheit ist nicht erblich. …“
So geht es weiter und schließlich bestätigt der US-Journalist, wie sorgfältig Deutschland darüber nachdenkt, wer sterilisiert werden soll und wer nicht. Dann trifft er Hitler.
„Zunächst findet er es gut, dass in Deutschland die „Philosophie“ der Eugenik unerbittlich in die Praxis umgesetzt wird. Während die Eugeniker in den USA an den Rand gedrängt worden sind, haben sie in Deutschland eine Monopolstellung erreicht. Das ist weltweit einmalig.  … Damit hören die Übereinstimmungen aber auch schon auf. Anstatt eine echte Aristokratie, also eine Herrschaft der Rassenbesten, zu errichten, herrscht in Deutschland das Mittelmaß der unteren Kleinbürger. Vom erhebenden Geist einer homogenen Klasse von Rasse-Menschen ist weit und breit nichts zu spüren.“
HITLER ALS VERKAUFSAGENT DER AMERIKANISCHEN EUGENIK

Ploppa weist darauf hin, dass Hitler selbst in seinem Pamphet „Mein Kampf“ die USA ausdrücklich als lobenswertes Beispiel für Eugenik hervorhebt. Und er zitiert und erwähnt in Kapitel 20 zahlreiche Fälle von Übereinstimmungen, Übersetzungen, Gedankenübereinstimmungen. Aber dabei gab es auch Fehlinterpretationen und Missverständnisse, die der Autor aufdeckt. Im Endeffekt aber sieht Hitler wie die klassische menschliche Erblehre, kurz BFL oder „Baur-Fischer-Lenz“ genannt, die Zukunft in einer transatlantischen Zusammenarbeit. Hitler sieht, genau wie die US-Eugeniker, nur negative Resultate bei der „Rassenkreuzung“.

Der Autor schreibt dann über die Radikalisierung der deutschen Eugeniker und wie sich schließlich Fritz Lenz vollständig den Nazi-Dogmen anpasste.

DIE WEISEN VON ZION

Im einundzwanzigsten Kapitel schreibt Ploppa dann, wie breit damals der Glaube bestand, dass eine bestimmte Rasse alles Ungeheuerliche auf der Welt verschuldet, um die Weltherrschaft an sich zu reißen. Damals waren sich die Eliten der westlichen Welt einig, dass die „Protokolle der Weisen von Zion“ echt wären. So zitiert der Autor auch Winston Churchill:
„Diese Richtung bei den Juden ist nicht neu. Angefangen schon bei Spartacus-Weishaupt über Karl Marx, Trotzki, Bela Kun, Rosa Luxemburg und Emma Goldmann, hat diese weltumspannende Verschwörung für die Überwältigung der Zivilisation und die Wiederherstellung einer Gesellschaft der Stagnation, der neidischen Missgunst sowie der nicht zu verwirklichenden Gleichheit [aller Menschen] ständig an Boden gewonnen“.
DIE APPEASEMENT-POLITIK

Und es gibt noch zahlreiche erstaunliche Beispiele dafür, wie weit verbreitet die Furcht und der Abscheu vor Juden verbreitet war. Und so versteht man erst das Zögern, Juden vor deutschen Konzentrationslagern zu retten. Und so versteht man, dass es keine „Friedenspolitik“ war, die Hitler seine Verbrechen erlaubten, sondern das Gegenteil. Ein stillschweigendes Wegschauen, nicht Sehen wollen. Eine Darstellung, die man bisher vergeblich in der Beschreibung der Appeasement-Politik findet.

HENRY FORD

Während meines Studiums hatte ich mich vor 40 Jahren mit Henry Ford beschäftigt. Aber was Ploppa an Tatsachen ausgegraben hat, war damals nicht Teil des Studienplans. So, dass Ford z.B. 1918 das antisemitische Kampfblatt Dearborn Independent gekauft hatte, und wie eng er mit deutschen Nazis in Einklang stand. Er verhalf Nazi-Deutschland aus Solidarität auch zu einem Motor, der mit Hanföl betrieben werden konnte. Forbes kürte ihn trotzdem zum Geschäftsmann des Jahrhunderts.

Auch bemerkenswert seine Behandlung von Arbeitern, die oft unter lebensgefährlichen Situationen arbeiten müssen, um die Produktion zu steigern. Wie viele andere Details auch, die man in Nachrufen für Ford sonst niemals liest.

Der vielleicht bekannte aber verdrängte "schwarze Fleck auf der Weste" aber ist das Buch von Henry Ford „Der Internationale Jude“. Und darauf beriefen sich sogar Nazigrößen, um ihre Richter in den Nürnberger Prozessen milde zu stimmen. Was verständlicherweise schnell unterbunden wurde.

Tatsache war aber, dass wie Ploppa schreibt „Die Synchronisation zwischen US-amerikanischen antisemitischen Verlegern und der deutschen Vereinigung völkischer Verleger funktionierte reibungslos.“ Und natürlich gibt es reichlich Beispiele dafür.

Im Vierundzwanzigsten Kapitel geht Ploppa eingehend über die Beziehungen zwischen Ford und den Nazis ein. Die Kapitel über Ford sind groß und überaus faktenreich. Sie zeigen Dinge auf, die sonst in dieser Dichte nicht zu finden sind. Ansonsten stolpert man Bruchstücke, dunkle Hinweise oder Anspielungen, aber keine saubere Analyse und chronologische Aufarbeitung.
„Als Henry Ford 1947 hochbetagt im eigenen Bett stirbt, ist das Ford-Imperium weltweit der zweitgrößte Automobilkonzern. Ford gilt als amerikanischer Patriot, der die Rüstungsanstrengungen der USA gegen die Achsenmächte tatkräftig unterstützt hat. Sein Antisemitismus und seine großzügige Förderung der Nazis und des Zweiten Weltkrieges werden im kollektiven Bewusstsein der Weltöffentlichkeit getilgt. Fords Hasspamphlet „Der Internationale Jude“ schwelt jedoch im Untergrund bei den Verlieren der Weltpolitik weiter vor sich hin und wartet darauf, erneut zum großen Flächenbrand entfacht zu werden.“
DIE SCHLUSSFOLGERUNG PLOPPAS

Ploppa fasst zusammen und geht noch auf zusätzliche Details ein. Schließlich zitiert er einen ‚US-Präsidenten, „der so ganz anders war als seine Vorgänger und Nachfolger, Franklin Delano Roosevelt,“ der sagte:
„Die Freiheit einer Demokratie ist nicht gesichert, wenn die Bevölkerung das Wachstum privater Macht bis zu dem Punkt duldet, wo die private Macht gewaltiger ist als der Staat selber. Das bedeutet in seiner Essenz: Faschismus – die Eigentümerschaft einer Regierung durch eine einzelne Person oder durch eine (mächtige) Gruppe“
Denken Sie da nicht an die Entgleisung, nach der die Demokratie „fit gemacht werden muss für die Märkte“?

FAZIT

Wenn nun Historiker erklären, dass man das Ganze "unter den historischen Bedingungen" sehen müsse, und dass damals die Menschen geglaubt hätten, das Beste zu tun, dann kann ich nur entgegen halten: In den USA wurde Eugenik von einer Elite bewusst eingesetzt um die Vorherrschaft der eigenen Art zu sichern. Nicht um das Beste für die Nation und das Land zu erreichen. Und wenn die Verfolgung von Rassen in den unterschiedlichsten Formen in verschiedenen Regionen der Welt nun wieder eine Auferstehung feiern, dann ist das kein Zufall. Sondern das Überleben niedrigster menschlicher Instinkte gepaart mit der Gier nach Vorherrschaft und Macht.

Und das Buch macht wieder einmal klar, wie lächerlich und falsch die Behauptungen sind, dass eine Art nachgebende Friedenspolitik der Grund für das späte Beenden der Verbrechen Hitlers wäre. Vielmehr war es lang andauernde geistige Übereinstimmung in Hinsicht auf Eugenik und seine Durchsetzung sowie einer Vorstellung von „gelenkter Demokratie“. Und es war Profitgier. Ford war mit seiner Doppelstrategie (Rüstungsgüter für die Gegner Deutschlands, Hilfe für die Nazis) nur ein Beispiel. Dies war der Grund, warum Hitler noch von wichtigen Teilen der US-Gesellschaft gestützt wurde, obwohl längst seine Absichten und seine Verbrechen erkennbar sein sollten.

Empfehlung: Ich würde das Buch noch einmal kaufen, alleine um einen Autor zu unterstützen, der gegen den Strom schwimmen muss, gegen die westliche Zensur, gegen den "Zeitgeist" der uns immer weiter zurück ins geistige Mittelalter drängt.

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(1) Hitlers amerikanische Lehrer (Die Eliten der USA als Geburtshelfer des Nationalsozialismus), Hermann Ploppa, Books on Demand www.bod.de ISBN 978-3-9812703-0-3

(2) http://jomenschenfreund.blogspot.de/2012/06/buchbesprechung-towards-world-war-iii.html

(3) http://jomenschenfreund.blogspot.de/2012/06/buchbesprechung-lenz-die-fratze-der.html

(4) http://www.amazon.de/gp/product/385842577X/ref=oh_details_o00_s00_i00

(5) http://de.wikipedia.org/wiki/Paul_Wolfowitz
„Wolfowitz ist Co-Autor der im September 2000 erschienenen Schrift "Rebuilding America's Defenses", in welcher die Anwendung von rassenspezifischen biologischen Waffen als nützliches politisches Werkzeug bezeichnet wird.“

Das Dokument findet man hier:
http://www.newamericancentury.org/RebuildingAmericasDefenses.pdf
S. 60:
„And advanced forms of biological warfare that can “target” specific genotypes may transform biological warfare from the realm of terror to a politically useful tool.” (Und weiter entwickelte Formen der biologischen Kriegsführung, mit der bestimmte Genotypen gezielt getroffen werden können, könnten die biologische Kriegsführung aus dem Reich des Terrors in ein politisch nützliches Werkzeug verwandeln.)

(5) http://jomenschenfreund.blogspot.de/2012/06/noam-chomsky-10-strategien-der-medien.html

(6) http://onlinebooks.library.upenn.edu/webbin/book/lookupid?key=olbp35440  (Originallink aus Buch funktioniert nicht)
http://tmh.floonet.net/books/tstu/secrettreaties.html



2 Kommentare:

  1. Ploppas Originalität scheint mir in der Darstellung der Dugenik zu liegen. Die anderen Themen wurden schon von den 68ern ziemlich ausführlich dargestellt und entsprechend kritisiert.

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  2. Sorry, Tippfehler: Eugenik war gemeint.

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