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Freitag, 26. Oktober 2012

Gier, Fairness, Piratenpartei

Zunächst wollte ich den Artikel "Moral geopfert auf dem Altar des Wohlstandes?" nennen. Aber dann wurde mir klar, dass es große Unterschiede darin gibt, wer was opfert. Mancher Deutsche opfert einen Teil seines Wohlstandes, indem er teurere Produkte aus "fairer Produktion" kauft oder "Nachhaltiger Produktion". Während viele, die oft einen wesentlich höheren Wohlstandsstandard haben, nicht bereit sind auch nur einen Bruchteil davon aufzugeben. Deshalb denke ich, dass die Bezug zur Gier richtiger ausgedrückt wird, wenn man sagt "Moral geopfert auf dem Altar der Gier". Und dabei handelt es sich nicht in erster Linie um Gier nach Wohlstand. Sondern die Gier nach Macht, Gier nach Einfluss und Gier nach Anerkennung. Das dürften die wichtigsten Gründe sein, dass Moral und Ethik immer geringere Rollen in der Politik spielen.
Der Grund dafür ist mein Glaube, dass Autofahrer, die sich über jede Benzinpreiserhöhung erregen, sich in erster Linie daüber ärgern, weil sie sich durch die Großkonzerne bzw. Ölmultis ungerecht behandelt fühlen. Und das nicht ganz ohne Grund. Ich bin aber überzeugt, dass dieselben Autofahrer wesentlich weniger erregt wären, wenn sie sicher sein könnten, durch einen höheren Benzinpreis einen Krieg um Rohstoffe zu verhindern. D.h. die Politik und die Wirtschaft ist nicht gezwungen deutsches Militär zur "Sicherung der Handelswege und Ressourcen" in Kriege in die ganze Welt zu schicken. Man tut es nicht weil "die Menschen das so fordern", sondern weil diese Politiker und Wirtschaftsführer aus Gier nach Macht, Einfluss, Anerkennung (wobei das Geld nur ein Hilfsmittel ist) getrieben werden.

WAS KÖNNEN WIR DAGEGEN TUN?


Wir müssen möglichst laut und deutlich artikulieren, dass WIR nicht bereit sind Kriege zu führen, damit das Benzin billig und die Gewinne der Ölmultis gesichert bleiben. Wir müssen klarmachen, dass wir nicht bereit sind, dass in unserem Namen Kriege geführt werden, damit Deutschland Einfluss gewinnt und die Menschen Angst und Respekt vor der Militärmacht haben. Wir müssen klarmachen, dass wir bereit sind, auch auf einen Teil unseres Luxus zu verzichten, wenn wir dadurch Kriege verhindern können. Und wir müssen klarmachen, dass eine unserer wichtigen Forderungen FAIRNESS und GLAUBWÜRDIGKEIT ist. Weil nur diese beiden Eigenschaften nachhaltig und langfristig dazu führen werden, dass die Völker der Welt uns zuhören werden, wenn wir etwas sagen.

HINTERFRAGEN

Und dann müssen wir hinterfragen, was uns über die Medien nahe gebracht wird. "Die Energiewende verteuert den Strompreis enorm", "Deutschland wird am Hindukusch verteidigt". "Banken sind die Grundpfeiler der Wirtschaft und die Globalisierung verbietet ihre Einschränkung", usw. Leider gibt es kaum noch kritische Medien in Deutschland. Was man erlebt sind in erster Linie scheinkritische Beiträge, die von wirklichen Problemen ablenken. Kritiker kommen nicht oder viel zu selten zu Wort und wir müssen uns ihre Meinungen mühsam im Internet suchen. Wobei wir manches Mal sicher auch auf Scharlatane stoßen werden. Oder auf solche Kritiker, die auf der Welle von richtigen und wichtigen Informationen auch noch ihre falsche Ideologie mitliefern. Noch nie war es wichtiger, sich möglichst vielseitig zu informieren und alle Aussagen zu hinterfragen. Was wir heute erleben ist eine Situation die viel schwieriger ist für einen normalen Medienkonsumenten als die in einem autoritären System wie z.B. der früheren DDR.

WELTFREMDHEIT, SPINNEREI

Unsere Medien wollen uns weis machen, dass die Politik, die gerade von Deutschland und anderen westlichen Ländern betrieben wird, die einzig mögliche und richtige ist. Dabei wird uns verschwiegen, dass wir keinesfalls alleine stehen würden, wenn wir aus dem Chor der Schlachtgesänge ausbrechen würden. Da gibt es z.B. die Gruppe der blockfreien Länder, über 120 Staaten, die einen großen Teil jener Forderungen stellen, die bei uns die kritische Zivilgesellschaft seit langer Zeit fordert. Deutschland wird nicht alleine stehen, wenn es fordert, dass eine Kernwaffen-Konvention begonnen werden muss, um den Atomwaffensperrvertrag endlich zu erfüllen. Deutschland wird nicht alleine stehen, wenn es fordert, dass faire Wirtschaftsbeziehungen zu Entwicklungs- und Schwellenländer eingegangen werden sollen. Und Deutschland wird nicht alleine sein, wenn es darum geht eine ernsthafte Abrüstung auch konventioneller Streitkräfte zu beginnen.

RETROGRADE ENTWICKLUNG


Seit dem Zusammenbruch des sowjetischen Imperiums, wurde schleichend eine Entwicklung in die Politik eingeführt die zu einer Rückentwicklung humanitärer Gedanken und Ideen geführt hat. Menschenrechte, Humanität, Demokratie sind nur noch Schlagworte, um dahinter liegende Interessen zu verschleiern. Und dies immer unverblümter. War Moral und Ethik früher etwas, mit dem man sich von einem Menschen verachtenden System wie einer stalinistischen Diktatur unterscheiden wollte, besteht heute keine Notwendigkeit mehr dafür. Die Gegner werden immer kleiner, Propaganda und Medien sind immer bereitwilliger bei der Hand, einseitig zu informieren. Lügen werden immer offensichtlicher und scheinbar kümmert es die Menschen auch nicht wirklich. Denn sie wurden schleichend daran gewöhnt und stehen gleichzeitig vor existenziellen Ängsten. Was wir derzeit sehen ist eine gesellschaftliche Rückentwicklung in Richtung einer neuen Aristokratie, bestehend aus Geldadel und Politikadel. In China bereits in Perfektion zu erkennen. Diese bewilligen den Menschen gerade so viel Freiheit, Mitbestimmung und Wohlstand, dass es keinen Aufruhr, keine Revolution gibt. Diese Entwicklung wird weiter gehen, je größer die Einheiten werden, je weiter die "Herrschenden" sich von der Basis der Menschen entfernen. Um diese Entwicklung zu stoppen gibt es nur eine Möglichkeit: SICH ENGAGIEREN. Engagieren in Einheiten der Zivilgesellschaft oder einer Partei die NICHT dem Mainstream nachläuft, sondern diesen kritisch hinterfragt. Wenn wir das nicht tun, wird die Entwicklung nicht stehenbleiben, und Herrschaft und Beherrschte werden immer weiter auseinander driften.

DER ERFOLG DER PIRATENPARTEI

Der Zulauf von Mitgliedern der Piratenpartei ist nicht unwesentlich dadurch verursacht worden, dass viele Menschen genau dies begriffen haben: "Wir müssen selbst etwas tun". Ob die Partei bereit und in der Lage ist, diese Erwartungen zu erfüllen, wird sich erst im Laufe der nächsten Jahre zeigen. Wichtig wäre aber zunächst genau dieses zu erkennen. Die Mitglieder wollen natürlich auch Wahlen gewinnen, möchten natürlich auch wenn möglich die Regierungspolitik mitbestimmen. Aber eben nur, wenn sie das Gefühl haben können, wirklich etwas verändern zu können. Und hier liegt der Hauptunterschied zu den Anhängern der anderen Parteien. Dort findet man in erster Linie Menschen die möglichst wenig Risiko, sprich möglichst wenig Veränderung wünschen. Ohne dabei zu bemerken, dass es eine Veränderung gibt, die so langsam und schleichend ist, dass sie sie gar nicht bemerken. Früher oder später werden sie aber aus dem Dornröschenschlaf aufwachen. Und dann stehen sie vor der Wahl ins große Lager der enttäuschten Nichtwähler abzuwandern, oder sich zu engagieren. Und hier kommt die zukünftige Politik der Piratenpartei ins Spiel: Wird die Partei genügend anders, genügend Alternative sein, um diesen Menschen Anreiz zu geben, sich zu engagieren?

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