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Freitag, 19. Februar 2016

Oh, Donald Trump hat recht

Donald Trump - Quelle Wikipedia
UPDATE Donald Trump, der derzeit im Rennen um die Präsidentschaftskandidatur der Republikaner in den USA, in Umfragen und Vorwahlen führt, erklärte, dass die Bush-Regierung die USA in den Krieg gegen den Irak gelogen hätte. Nun weiß das in Europa wohl jeder, in den USA jedoch wird es als die Verletzung einer unausgesprochenen Regel angesehen: Vergangene Präsidenten der eigenen Partei zu kritisieren. Aber Trump nimmt in keiner Hinsicht Rücksicht auf politische Korrektheit, weil er, wie er sagt, keine Zeit dazu hat. Nun mag man seine anderen Äußerungen mit Kopfschütteln oder Abscheu verfolgen. In diesem einen Fall hat er nicht nur Recht, sondern streut Salz in eine Wunde, und könnte eine Diskussion lostreten, die größer ist, als die meisten anderen Diskussionen, die aus dem derzeitigen Präsidentschafts-Wahlkampf resultieren.

Trump hat unzweifelhaft den Verdienst, darauf hinzuweisen, dass die Elite der USA jede Verantwortung dafür ablehnt, den Mittleren Osten in einen Dschungel von Blut und Tod verwandelt zu haben. Trump hat das Pflaster herunter gerissen, das über die Lügen des Irak-Krieges geklebt worden waren, und auf beiden Seiten der beiden großen Parteien heulen die Protagonisten auf.

Auf der Seite der rechten Neokonservativen z.B., regt sich Bil Kristol  auf, obwohl man sich fragt, wie er dazu kommt sich darüber zu echauffieren, dass niemand ihm oder den anderen Neokonservativen zur Hilfe kommen mag, betrachtet man die Lügen, mit denen die USA und ihre Verbündeten, auf einen zerstörerischen Weg geführt worden waren. Einen Weg, den William E. Odom, das schlimmste strategische Desaster in der Geschichte [der USA], nennt.

Der Weekly Standard hatte jedes Märchen ausdrücklich als Wahrheit dargestellt, das Saddam Hussein als Verursacher der Angriffe am 11. September darstellte, egal wie fantastisch die Geschichten waren. Am 8. Oktober 2001  beschuldigte er die Iraker, hinter der Verteilung von Anthrax durch Briefe zu stecken. Am 4. November 2005 bestreitet er, dass die erfundenen Dokumente über Nigerianisches Uran, die die Basis für die Behauptung von George W. Bush waren, 2003 zu behaupten, dass der Irak eine Atombombe bauen würde, gefälscht waren.

Am 24. November 2003 veröffentlichte Stephen F. Hayes im Weekly Standard einen Artikel, in dem er ein angeblich geheimes Memo verriet, das ein Treffen zwischen einem Attentäter von 9/11 und dem irakischen Geheimdienst darstellte. Auch vollkommen erfunden, wie wir heute wissen. Aber da gibt es auch Peter Suderman, vom Reason Magazine, der Trumps Aussage als "Verschwörungstheorie" verleumdet:

"... Er flirtet mit einer Art von 9/11 Wahrheitstheorie, wenn er die Bush-Regierung beschuldigt, bewusst gelogen zu haben, um das Land in einen Krieg gegen den Irak zu ziehen .... Wie Byron York auf Twitter gestern schrieb, kann man diese Aussage begründet als eine interpretieren, dass die Bush-Regierung die Kriegsanstrengungen gefördert hat, weit hinausgehend über die damalige Beweislage hinaus, ... was letztendlich vollkommen in die Irre führt, auf fehlenden Beweisen basiert, und auf missverstandenen Annahmen. Aber Trumps Angriffe lassen auch Raum für radikalere, noch weniger begründete Verschwörungstheorien, über Bush und den Krieg als Ganzes, und ich vermute, dass das kein Zufall ist ..."  
Vielleicht sollten sich diese neokonservativen Verschwörungstheoretiker mal die Fakten anschauen, die Scott Horton anlässlich eines Jahrestages des Irakkrieges erstellt hatte. Wer diese 16 Artikel gelesen hat, und dann noch behauptet, dass die Welt NICHT in den Krieg gelogen worden wäre, dem ist nicht mehr zu helfen.

Aber die Welt scheint solche Protagonisten der Politik wie Trump zu benötigen, um Vergangenheitsbewältigung zu beginnen. Max Fisher, der für Vox.com schreibt, führt aus:
"... Trumps 10 Sekunden Geschichtsaussage über den Krieg, drückte die Geschichte so aus, wie viele Amerikaner sie bisher nicht sahen. Sie empfanden den Krieg als Fehler, aber beginnen nun zu verstehen. Und es war wirklich so, dass Bush den Krieg rechtfertigte, mit der Herausforderung durch irakische Massenvernichtungsmittel, die sich später als nicht existent herausstellten. ... Die anderen Kandidaten der Republikaner, die diesen Kampf mit Trump früher geführt hatten, verteidigten den Krieg nicht, wie die Partei das in der Vergangenheit tat, sondern boten ihrerseits die Parteilinie an, dass Bush unschuldigerweise durch "schlechte Geheimdienstinformationen" in die Irre geführt worden wäre. ...

Aber keine Version der Geschichte ist wirklich richtig. Die USA führten die Invasion des Iraks in erster Linie nicht wegen Lügen oder schlechten Geheimdienstinformationen aus, auch wenn beide beteiligt waren. Tatsächlich war es eine Invasion auf Grund einer Ideologie. ... Das ist vielleicht nicht so befriedigend wie die Auto-Aufkleber "Bush log, Menschen starben" die seitdem von einigen Linken, und Teilen der Tea Party auf der rechten Seite des politischen Spektrums, verteilt werden. Aber ebenso wenig ist es so praktisch, wie die politische Fiktion der Republikaner, dass Bush durch "falsche Geheimdienstinformationen" in den Krieg gelockt worden wäre. ..."
Fischer beschreibt lange und ausführlich, wie die Neokonservativen den Krieg voran getrieben haben, im Namen einer "idealistischen" Ideologie, die die Absicht hatte, den Mittleren Osten in ein "demokratisches Modell" zu verwandeln. Womit meine Äußerung in einem früheren Artikel noch einmal belebt wird, dass "Demokratie" die neue Religion ist, in deren Namen Kreuzzüge geführt wird.

Tatsache ist, dass lügen für einen guten Zweck, von Politikern, immer wieder als gerechtfertigt angesehen wird. Und wenn man die Fakten der Bush-Regierung prüft, kann man feststellen:
  • dass die Politiker mit einem Plan begannen
  • dass sie alle Beweise unterdrückten, die dem Plan entgegen liefen
  • dass sie "Fakten" erfanden

DEN MITTLEREN OSTEN FÜR ISRAEL UMGESTALTEN

Als die Kriegsgegner Recht bekamen, und die Lügen offensichtlich wurden, hatten die Neokonservativen längst ihr Ziel erreicht - die Zerstörung des Irak, und die Schaffung der Voraussetzung einer permanenten Anwesenheit von amerikanischen Truppen in der Region.

Wie Augenzeugen berichteten, waren israelische Generäle im Pentagon ein und aus gegangen. Ihr Ziel war oft das Büro, das mit der Angriffsplanung betreut war. Der Chef dieses Büros, Feith, hatte seinerseits einmal ein Strategiepapier für den israelischen Premierminister Benjamin Netanyahu verfasst, das den Titel trug: "A clean Break: A New Strategy for Securing the Realm"  In diesem Papier wird eine Generaloffensive gegen alle Nachbarn Israels empfohlen.
"... Israel kann seine strategische Umgebung gestalten, zusammen mit der Türkei und Jordanien, indem Syrien geschwächt, eingegrenzt, oder sogar aufgelöst wird. Diese Anstrengung kann zunächst darauf fokussieren, Saddam Hussein im Irak von derm Macht zu verdrängen, was ein wichtiges strategisches Ziel Israels in sich selbst schon ist, wodurch die regionalen Ambitionen Syriens vereitelt werden. ...."
In dem Buch "The Israel Lobby and US Foreign Policy",  zeigten Stephen Walt und John Mearsheimer auf, dass die Unterstützung der israelischen Gemeinde in den USA eine massgebliche Rolle in der Agitation für einen Krieg gegen den Irak gespielt hatte. Wie sie ausführten, rief "Ein klarer Schnitt" dazu auf
"... dass Israel Schritte unternehmen sollte, den Mittleren Osten neu zu gestalten. Netanyahu folgte den Vorschlägen nicht, aber Feith, Perle und Wurmser, drängten die Bush-Regierung schon bald, einige der Ziele zu verfolgen. Der Kolumnist der israelischen Zeitung Ha'aretz, Akiva Eldar, hatte davor gewarnt, dass Feith und Perle "auf einem schmalen Grad der Loyalität zur US-Regierung und zu isrealischen Interessen" balanzieren würden. ..."
Wessen Interessen vertraten sie, als sie sich auf "zweifelhaften" Geheimdienstinformationen basierten, um den Kongress und die Bevölkerung Amerikas in die Irre zu führen, um Israels Krieg gegen Saddam Hussein zu führen? Aber das war nur der Beginn eines langen dornigen Weges, auf den sie die USA führten. Ariel Sharon erzählte einer Delegation amerikanischer Kongressmitglieder,  dass der Iran, Libyen und Syrien die nächsten Länder auf der Agenda Israels wären:
"... das sind unverantwortliche Staaten, die von ihren Massenvernichtungswaffen befreit werden müssen, und ein erfolgreicher amerikanischer Schachzug nach dem Modell des Irak, wird das einfach erreichen lassen, sagte der Premierminister zu seinen Gästen, ähnlich wie ein Kommandeur, der seinen Fußsoldaten Gefehle gibt. Während er feststellte, dass Israel selbst nicht mit dem Irak im Krieg wäre, führte er aus, dass die amerikanischen Aktionen von vitaler Wichtigkeit wären. ...."

DIE FALSCHEN BEWEISE

Viele der falschen Beweise, die ihren Weg auf die Tische von Bush und Cheney fanden, stammten von ausländischen Geheimdiensten, und es gibt eine Reihe von Hinweisen, dass viel davon direkt aus Tel Aviv kam. Natürlich hatten Israelis ein Interesse darin, das US-Militär zu benutzen, um ihre traditionellen arabischen Gegner auszuschalten, insbesondere den Irak. Und die Verteidigung Israels wurde von der Regierung Bush oft als Rechtfertigung für den Angriff auf Saddam Hussein heran gezogen. Es war nicht das erste Mal,  dass eine ausländische Macht eine verdeckte Operation durchgeführt hatte, um die USA in einen Konflikt in Übersee zu verleiten, und es wird sicher nicht die letzte sein. Außer, die USA lernt nach Trumps Ausruf aus der Geschichte.

Es war die Ideologie, die die USA dazu brachte, den Polizisten im Mittleren Osten zu spielen, und die Anhänger dieser Ideologie benutzten Methoden, zu denen auch gefälschte Beweise gehörten. 

VERSCHWÖRUNGSTHEORIE

Natürlich ist das Ganze nur eine Verschwörungstheorie. Aber vielleicht wird die Bemerkung von Trump dazu führen, dass auch diese Verschwörungstheorie, wie so viele davor, als geschichtliche Tatsache anerkannt wird.
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Ein großer Teil der Fakten war vom großartigen Journalisten Justin Raimondo @JustinRaimondo gesammelt worden. Ohne seine Recherchen wäre der Artikel nicht möglich gewesen..
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UPDATE
Jener William Kristol, von dem oben die Rede ist, Gründer des "Emergency Committee for Israel", einer neokonservativen Gruppe, die mit der Israel-Lobby verbunden ist, soll angeblich befürchten, dass er wegen Hochverrat verurteilt werden könnte, sollte Donald Trump Präsident werden.

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