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Dienstag, 11. September 2012

Die kognitive Dissonanz der westlichen Medien

Es geht in diesem Artikel nicht darum zu beweisen wer Recht oder Unrecht hat. Es geht darum zu zeigen, dass die westlichen Medien bewusst die Meinung der Mehrheit der Weltbevölkerung bzw. zumindest der Vertretung der Mehrheit der Weltbevölkerung einfach ausblenden und lediglich die eigene, die westliche Wahrheit immer wieder als die allgemein gültige und „von allen“ vertretene Weltmeinung darstellen. Durch dieses „Ausblenden“ der Wirklichkeit entsteht bei den Medienkonsumenten ein falsches Bild von Sicherheit, moralischer Überlegenheit und ein falsches Bewusstsein „im Recht zu sein“. Das könnte sich als fatale Fehleinschätzung herausstellen.

Der letzte Artikel „Das Schweigen der Medien-Lämmer“(4) zeigt beispielhaft auf, wie eine wichtige internationale Konferenz von 120 Staaten Solidarität mit Palästina und mit dem Iran demonstriert haben. Die Vertretung der größten Demokratie der Welt, Indien, und des viertgrößten Staates der Welt, Indonesien, auch eine Demokratie, waren dabei. Rechnen wir noch Pakistan dazu, mit fast 200 Millionen Einwohnern das sechstgrößte Land der Erde, kommen wir auf 1,7 Milliarden Menschen. Alleine diese drei Länder der Non-Aligned Movement (NAM) vertreten also 1,7 Milliarden Menschen. Aber im Westen wird ihre Meinung wird einfach als „unwesentlich“ ausgeblendet.

Und dieser beachtlichen Zahl von Ländern und Menschen muss man weitere Regionen hinzu rechnen, die mit unserer, der westlichen Art der Wahrnehmung absolut nicht übereinstimmen. Da wäre z.B. China. Die 1,4 Milliarden Einwohner Chinas würden ziemlich ungehalten reagieren, wenn wir behaupten würden, dass ihre Führung nicht die Legitimität hätte, für das Land zu sprechen. Ich habe selbst viele Jahre in Asien gelebt. Und ich kann Ihnen versichern, dass selbst jene, die kritisch gegenüber der diktatorischen Führung gegenüber eingestellt sind, sich sofort vehement dagegen wehren würden, wenn man ihr aus dem Ausland fehlende Vertretungsmacht vorwerfen würde. Also sollten wir wirklich nicht so überheblich sein und behaupten, dass nur „Demokratien“, von denen die vermutlich wichtigste, die USA nach Chomsky sowieso eine Polyarchie wäre, legitime Vertreter ihrer Staaten wären.

Demnach sehen wir schon die Vertretung von 2,9 Milliarden Menschen im Dissens zu unserer Wahrheitsauffassung. Fehlt noch ein weiteres Land, das Sie sich denken können: Russland. Russland hat „nur“ 143 Millionen Einwohner, stellt aber den größten Flächenstaat der Welt dar. Und eine Region, die auch US-Analysten als die vermutlich wichtigste der Zukunft ansehen. Und dass Russland Probleme mit seiner Demokratie hat, hält die Mehrheit der Bevölkerung trotzdem nicht davon ab, sich hinsichtlich der Außenpolitik eindeutig hinter die eigene Regierung zu stellen. So wie die Deutschen sich eben hinter die der deutschen Regierung stellen. Mehr oder weniger.

Schauen wir uns die bevölkerungsreichsten Staaten der Welt einmal an: (2)
•  Volksrepublik China: 1354 Millionen (etwa 19,3 % der Weltbevölkerung)
•  Indien: 1241 Mio. (17,7 %)
•  Vereinigte Staaten: 312 Mio. (4,5 %)
•  Indonesien: 238 Mio. (3,4 %)
•  Brasilien: 197 Mio. (2,8 %)
•  Pakistan: 177 Mio. (2,5 %)
•  Nigeria: 162 Mio. (2,3 %)
•  Bangladesch: 151 Mio. (2,2 %)
•  Russland: 143 Mio. (2,0 %)

Und wir erkennen, dass unter den 9 bevölkerungsreichsten Staaten der Welt sich lediglich die Vereinigten Staaten eindeutig zur westlichen Allianz der NATO und ihrer Politik erklären. Der Rest dieser Länder dagegen vertritt durchaus eine entgegen gesetzte Auffassungen von Wahrheit.

Nun kann man argumentieren, dass Europa ja hier unbeachtet bleibt. Einwand angenommen. Schreiben wir also von den 9 größten Staaten stehen nur 2 hinter der Politik … Lassen Sie uns nicht darüber streiten, wessen Meinung von mehr Menschen vertreten wird. Das ist nicht die Absicht dieses Artikels. Sondern ich möchte aufzeigen, dass wir einfach vergessen {wollen}, dass wir nicht die Weltmeinung repräsentieren. Und dass ein großer Teil der Welt eine Meinung vertritt, die durchaus als entgegen gesetzt angesehen werden kann.

Wir sind nur deshalb in der Lage, unsere Meinung durchzusetzen, weil wir über Militär und Wirtschaftsmacht verfügen. Nicht weil wir über die besseren Argumente verfügen oder die anderen Staaten von einem fairen Deal überzeugt hätten. Die Frage ist, wohin eine solche Politik, die auf Gewalt, Drohung und Macht basiert, führt.

Kommen wir zurück zu Russland. In einem Interview mit dem Wissenschaftler Professor Jewgenij Tschernych (2) in einer nicht unwichtigen russischen Zeitung, wird deutlich, wovor ich seit einiger Zeit warne: Wenn wir keine Möglichkeit schaffen, den Ländern, die nach mehr Mitsprache und Fairness verlangen, einen solchen Wechsel mit friedlichen Mitteln zu erhalten, wird es zwangsläufig durch die zunehmend notwendigen Unterdrückungsmaßnahmen zu einem nächsten großen Krieg kommen. (3)

„Das heißt, die wirtschaftlichen Interessen Katars fallen mit den geopolitischen Interessen der USA zusammen und mit deren Bemühen, Russland maximal zu schwächen, denn Russland soll nicht wieder erstarken.“

„Chinas Drang ist eine Art Kreuzzug um Ressourcen. Pakistan befindet sich schon unter Chinas Einfluss. Mit den Taliban Afghanistans haben die Chinesen schon lange Beziehungen. Der Iran ist auch Verbündeter, wenn auch ein sehr spezieller. Der Süden des Irak wird de facto bereits von den schiitischen Verbündeten des Iran kontrolliert. Geostrategisch und auch geoökonomisch gesehen dringt China hier nicht nur bis an die Küste des Indischen Ozeans, sondern, so gesehen, auch bis zum Atlantik vor (nämlich an die syrische Mittelmeerküste). Objektiv gesprochen sind die westlichen Kreuzritter in Syrien an die Chinesische Mauer gestoßen.“

„Peking versteht sehr wohl, dass Syrien lediglich ein Wegpunkt in der Hauptstoßrichtung der Nordatlantiker ist – deren Ziel es ist, China fallen zu sehen, es in die Schranken seiner eigenen Landesgrenzen zu verweisen, es von den Rohstoffquellen zu trennen und technologisch zu ersticken. Deswegen haben wir es mit einer solch harten Position Chinas zu Syrien in der UNO zu tun.“

„Sicherlich können die Angelsachsen auf Russlands und Chinas Vetos in der UN pfeifen, auf die UNO und das internationale Recht insgesamt, welche sie ohnehin aufzuheben gedenken. Aber das sind bisher nur Absichten. Denn wie Stalin einmal sagte, die Logik der Umstände ist immer stärker, als die Logik der Absichten. Diese Umstände sind Russland und China, welche einen rasenden Zorn der Nordatlantiker bewirken – es genügt ja, sich nur ein paar Mal Frau Clinton anzuhören und ihre Mimik zu betrachten.“

„Ungeachtet des enormen materiellen und Informationspotentials dieser gigantischen Maschinerie, welche von höchst erfahrenen übernationalen Geokonstrukteuren und Geoingenieuren gesteuert wird, erleben die USA heute eine Überspannung der Kräfte. “Nihil dat fortuna mancipio” - das Schicksal gewährt nichts für ewig! Amerikas Zeit geht vorüber. Um den endgültigen Fall aufzuschieben oder gar zu vermeiden, braucht Amerika eine Verschnaufpause. Nicht von ungefähr geht es in der neuen Militärdoktrin, die Obama am 5. Januar 2012 verkündet hat, jetzt darum, dass die USA nicht mehr - wie bis dato - zu zwei parallel laufenden Kriegen gerüstet sein muss, sondern nur noch zu einem plus zu indirekten Aktivitäten in mehreren Regionen.“

„Die “syrischen Rebellen” haben moderne Präzisionswaffen, Panzerabwehrwaffen, Wärmesichtgeräte, beste Scharfschützengewehre und vieles andere, vor allen Dingen aus türkischer Produktion. Ist das nicht ein wenig fett für Deserteure und Flüchtlinge? Doch das Wichtigste ist die Organisation der bewaffneten Auseinandersetzungen. Seit Ende Juni hat sich die Situation in Syrien grundlegend gewandelt. Assad hat es nun mit einer hochqualifizierten Stabskultur der Planer hinter den militärischen Diversionen zu tun, zu der Deserteure vom Rang Hauptmann bis Major gar nicht in der Lage sind. Von der Zermürbung und Ermattung der syrischen Armee sind die “Aufständischen” zur Taktik massiver Angriffe übergegangen, hinter denen offenbar ein Kontingent von 25- bis 30.000 Mann steht. Die bewaffneten Kämpfer sind Abkömmlinge aus Libyen, Tunesien, Afghanistan und anderen islamischen Ländern. Sie nach Syrien zu werfen, löst übrigens für den Westen und die sunnitischen Monarchien ein wichtiges Problem. Denn dieser Brennstoff muss ja irgendwo und irgendwie beschäftigt werden. Arbeiten werden diese Jungs nicht, und ein verrückt gewordener Hund könnte auch seinen Herrn beißen.“
„Zusammen mit den professionellen Söldnern und den internationalen Terroristen kämpfen auch weiterhin Teile von syrischen kriminellen Clans gegen die Regierungstruppen; sie morden ihre eigenen Nachbarn und lasten die Verbrechen dann dem Assad-Regime an. Die Situation in Syrien hat eine Tatsache glasklar herausgestellt: der internationale Terrorismus, gegen den die USA angeblich kämpfen, ist in Wahrheit ihre Waffe, von ihnen selbst geschaffen. In Libyen hat Al-Kaida die von den Atlantisten gestellten Aufgaben erledigt. Nach Syrien werden die bewaffneten Kämpfer vom Islamisten Abd al-Hakim Balhadsch eingeschleust, der seinerzeit das Kommando über die libyschen “Aufständischen” hatte. Er ist der einflussreichste Militär in Tripoli, ist bereits lange Zeit mit Al-Kaida verbandelt. Al-Kaida ist ein sehr bequemes Instrument für die amerikanischen und britischen Geheimdienste. Wenn es sein muss, kann man sie die eigenen Twin-Towers sprengen lassen, die Schuld der Organisation Bin Ladens zuschieben. Und wenn es sein muss, kann man sich mit dieser Organisation in Ekstase vereinen und gegen Gaddafi oder Assad vorgehen.“

„Während man gegen Miloschewitsch und Saddam Hussein noch farce-artige Gerichtsprozesse veranstaltet hat, wurde Gaddafi auf völlig banditische, “konkrete” Weise einfach nur umgebracht, und dabei blieb das “Wow!” nicht einmal mehr im Halse stecken. Was war allein die Szene im vorigen Mai im Weißen Haus wert, als die Führung der USA sich offen vor den Fernsehschirmen sammelte, um der Tötung von “Bin Laden” zuzusehen. Wie vertiert und moralisch degeneriert muss man sein, um sich wie der mittelalterliche Pöbel Morde zu Gemüte zu führen und dazu mit der Zunge zu schnalzen! Die westliche Führung legt das Verhalten einer globalen Verbrecherorganisation an den Tag und verheimlicht dies nicht einmal.“

„Es war in Katar, wo gestellte Szenen von angeblichen Kämpfen in Tripoli und Damaskus gedreht wurden, als es diese Kämpfe noch gar nicht gab. Der Emir bezahlte den Sturm von Tripoli und entsandte dazu eine arabische Mischpoke von 6.000 Mann, welche Militäruniformen des Katar trugen. Übrigens war es auch Ben Dschassem, der die Handgreiflichkeiten gegen den russischen Botschafter Titorenko im Katar angeordnet hat.“

„Die bekannten Russophoben Brzezinski, Albright und andere im Westen haben mehrfach ausgesagt: es sei ungerecht, dass Russland über ein solches Territorium und solche Ressourcen verfügt. Das solle der Weltgemeinschaft gehören …“
„Es hat mir gefallen, wie Witali Tschurkin mit dem Botschafter des Katar gesprochen hat, ich stelle mit einiger Genugtuung die Ohnmacht in der Bosheit der Madame Clinton und einiger niederer Offizieller des State Department fest, die sie gegen unsere Führung demonstrieren. Es ist zu begrüßen, dass die syrische Luftabwehr bereits 18 Einheiten unserer “Buk-M2”-Raketensysteme und 36 Einheiten unserer Luftabwehrraketen-Systeme vom Typ “Panzir S1” erhalten hat; dazu stehen Lieferungen von S-300-Systemen und Mi-25-Hubschraubern aus.“

„Wir leben in einem Zeitalter des Krieges, welches mit der NATO-Aggression gegen Jugoslawien begonnen hat und inzwischen mit denselben NATO-Stiefeln gegen die Pforten Syriens tritt. In solchen Zeiten muss man gemäß der Leitlinien von Kriegszeiten handeln. Noch nie ist es jemandem gelungen, einen äußeren Feind zu besiegen oder ihm auch nur zu widerstehen, ohne gleichzeitig oder vorher die “Fünfte Kolonne” unter Kontrolle gebracht zu haben; selbstverständlich legal, nur legal. Und schlussendlich bedarf es eines internationalen politischen und militärischen Bündnisses, das in der Lage wäre, den Aggressor zu bändigen und Sicherheit oder wenigstens eine Atempause von 8 bis 10 Jahren zu verschaffen. In dieser Zeit kann Russland es schaffen, sich aufzuraffen und sich auf den Großen Krieg des 21. Jahrhunderts vorzubereiten - auf die letzte Große Jagd der Epoche des Kapitalismus, die leider höchstwahrscheinlich unvermeidbar ist. Sich darauf vorbereiten und dabei bestehen.“
Egal ob man nun die Meinung von Prof. Tschernych teilt oder nicht. Er spricht aus, was ein großer Teil der kritischen Denker und der einfachen Menschen Russlands empfinden. {Nicht zwangsläufig die finanzielle-Elite, die, wie er ausführt „ihr Geld im Ausland“ haben.} Und es zeigt, dass die derzeitige Art der Politik der NATO und der USA zu mehr Rüstung, zu mehr Krieg und zu mehr Not und Elend führen wird.

Und nun stellt sich die Frage, wer die immer größeren Aufwendungen für Rüstung und Krieg auf allen Seiten wird zahlen müssen. Natürlich die ganz normalen Menschen, und indirekt die Menschen, die eigentlich dringend Hilfe benötigen, diese aber wegen der Kriegskosten nicht erhalten. Während diejenigen, die die Waffen produzieren, wie schon in allen Kriegen, davon reich und reicher werden. Nun stellt sich aber logischerweise die Frage, womit man denn die gigantischen Aufwendungen überhaupt finanzieren will, z.B. die 700 Millionen US-Dollar, die TÄGLICH für die Einkreisung des Iran durch die US-Streitkräfte aufgewendet werden. Und das durch eine Nation, die stärker verschuldet ist als Griechenland. Beantworten Sie sich die Frage selbst. Denken Sie darüber nach, wozu das Ausblenden einer konkurrierenden Wahrheit zur Vermeidung einer kognitiven Dissonanz, führen wird.

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(1) http://de.wikipedia.org/wiki/Weltbev%C3%B6lkerung#Die_bev.C3.B6lkerungsreichsten_Staaten

(2) http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=18157

(3) Siehe auch http://jomenschenfreund.blogspot.de/2012/06/begrundung-der-friedenspolitik-mit.html

(4) http://jomenschenfreund.blogspot.de/2012/09/das-schweigen-der-medien-lammer.html

1 Kommentar:

  1. Danke für diesen Artikel. Dieser Tage werden einem die Augen geöffnet. In meiner Jugend war es mir völlig unverständlich, dass die Nazis es geschafft hatten ein ganzes Volk zu paralysieren und mitschuldig zu machen. Ich fragte mich immer, wie das möglich war. Heute erleben wir live das gleiche im NATO-Rahmen. Es sind die Medien, die damals, wie heute gegängelt werden (heute werden unbequeme Journalisten ihrer wirtschaftlichen Lebensgrundlage beraubt) Damit wird in den Köpfen der Bevölkerung durch Weglassung, Überbetonung und Unterdrückung von Informationen gezielt ein falsches Bild in die Köpfe projeziert, welches die Taten der Regierung rechtfertigt. Damals, wie heute...

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