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Donnerstag, 15. Juni 2017

Wer ist für die Katar-Krise verantwortlich?

Scheich Tamim bin Hamad Al Thani
Quelle: Wikipedia
Der Konflikt zwischen Saudi-Arabien und Katar hat alle Merkmale einer Aktion, die ein gemeinsams Projekt von Saudi-Arabien und Israel kennzeichnet. Ein Hacker-Angriff, der folgende Propaganda-Krieg und eine USA, die keine Ahnung zu haben vorgibt, was passiert. Die Lage ist so offensichtlich, dass sie sogar einem einfachen Blogger leicht erkenntlich wird, wie ich nachfolgend aufzeigen werde.

Beschuldigungen, dass Katar die Quelle des Terrors in der Region wäre, die von Saudi-Arabien und den Vereinigten Arabischen Emiraten auf den Tisch gebracht wurden, zeigen die Absurdität der heutigen politischen Situation. Sind doch die Eliten dieser beiden Länder die Hauptverantwortlichen für Islamistischen Extremismus, religiösen Fanatismus und die sektiererische Spaltung des Muslime in Sunniten und Schiiten.

Aber schauen wir uns an, wie sich die Geschichte entwickelte, und was tatsächlich die Fehler der katarischen Führung sind.

Kurz nachdem Präsident Trump Saudi-Arabien besucht hatte, während dessen er seine "Anti-Terror" Initiative verkündete, und bei der er Saudi-Arabien absurderweise zum Zentrum des Anti-Terror-Kampfes machte, wurde die Webseite einer Nachrichtenagentur Katars, die durch die Regierung des Landes kontrolliert wird, gehackt. Die Hacker hinterließen eine gefälschte Nachricht, in der behauptet wurde, dass der derzeitige Emir, Sheikh Tamim Bin Hamad al-Thani, eine Rede gehalten hätte, in der er sich für bessere Beziehungen zum Iran aussprach, Hamas und Hisbollah lobte, und vorhersagte, dass die Regierungszeit Trumps als Präsident kurz sein würde.

Trotz den Erklärungen Katars, bestätigt durch das FBI, wie der Außenminister des Landes betonte, dass die Webseite der Nachrichtenagentur gehackt worden war, und der Emir die besagte Rede nie gehalten hätte, nahmen sowohl die durch Saudi-Arabien als auch die durch die VAE kontrollierten Medien die Propagandakampagne gegen Katar auf, begleitet durch entsprechende Sanktionen. Die Überflugrechte wurden entzogen, diplomatische Beziehungen abgebrochen, Kataris durften nicht mehr Saudi-Arabien betreten, nicht einmal um innerhalb der Tax-Free-Zonen der Flughäfen umzusteigen. Und Trump, noch Dollarzeichen vor den Augen wegen der angekündigten Waffenaufträge der Saudis, schlug sich sofort auf die Seite von Saudi-Arabien. Wie offensichtlich dümmlich die sich darauf beziehenden Tweets des Präsidenten waren, ist erstaunlich.

Und was taten die US-Medien? Sie zogen wieder die anti-russische Karte und machten zuerst einmal Putin verantwortlich für einen "russischen Hackerangriff" gegen die Nachrichtenagentur Katars. (Was später als unwahrscheinlich durch die Washington Post relativiert wurde.) Natürlich wieder ohne jeden ernsthaften Beweis, außer den üblichen angeblichen IP-Spuren und Domainnamen mit .ru am Ende.

HACKER, HACKER

Interessant ist in diesem Zusammenhang ein weiterer Hackerangriff, der in Europa kaum beachtet wurde (weshalb man dringend mehr internationale Nachrichten/Blogs lesen sollte). Das Hotmail (!) Konto des Botschafters der Vereinigten Arabischen Emirate in den USA war gehackt worden. Eine Organisation, die sich "GlobalLeaks" nennt, veröffentlichte eine Reihe von E-Mails, insbesondere zwischen dem Botschafter und einer pro-israelischen Denkfabrik "Foundation for the Defense of Democracies" (FDD). Die FDD ist eine Organisation die sich derzeit insbesondere darum bemüht, die wachsenden Sympathien der Amerikaner für das Leid der Palästinenser zu unterminieren.  Die enge Zusammenarbeit der VAE und einer israelischen, streng zionistischen Lobby-Gruppe, die durch die E-Mails bekannt wurden, verursachte natürlich Irritationen in der arabischen Welt. Noch interessanter sind aber die Inhalte der E-Mails. Beispiele findet man hier, hier oder hier.

Die E-Mails zeigen die Zusammenarbeit Israels und den VAE, Firmen zu sanktionieren, die Geschäfte mit dem Iran machen. Eine Liste mit "Zielen" wurde ebenfalls diskutiert. Und die Korrespondenz enthüllt detaillierte Pläne für ein Treffen von VAE-Beamten und höchsten Vertretern der Lobby-Gruppe Israels. Auf der Gesprächsliste standen "Diskussionen über mögliche US/VAE- Politik-Maßnahmen, um die interne iranische Situatione "positiv" zu beeinflussen". Unter den Maßnahmen waren "politische, wirtschaftliche, militärische, Geheimdienstliche und Cyber-War-Werkzeuge", die geeignet waren "die Aggression des Irans einzudämmen und zu schlagen".

Dann schrieb die New York Times am 8. Juni einen interessanten Artikel über Miet-Hacker.
"... Drei Tage nach dem Treffen von Trump in Riadh, fand eine Konferenz der "Foundation for the Defense of Democracies" in Washington statt, die der Kritik an Katar gewidmet war, und den Titel trug: 'Katar und die globalen Verbindungen der Moslembruderschaft'. ... Aus Katar war niemand eingeladen worden, und in der gleichen Nacht, nach Mitternacht, fand der Hack der katarischen Nachrichtenagentur statt ..."
Saudi-Arabien und Isreal sind durch ihre Angst vor und dem Hass gegen den Iran schon länger insgeheim verbunden. (Wer daran noch zweifelt, dem empfehle ich diesen Artikel)  Und diese beiden Länder sind die Hauptnutznießer der derzeitigen Krise. Neben den USA, die nun noch mehr Waffen liefern dürfen. (Nicht zu vergessen, dass der einflussreiche Schwiegersohn Trumps ein starker Lobbyist Israels in der Regierung ist.)

NIEMAND IST UNSCHULDIG

Natürlich ist niemand unschuldig. Katar hat gemeinsam mit der CIA die Moslembruderschaft in Syrien schon zur Zeit des Vaters des derzeitigen Präsidenten Assads bewaffnet und zum bewaffneten Aufstand unterstützt, dann ab 2010 Waffen nach Syrien für den neuen Aufstand geliefert. Aber die Saudis sind wohl die größten Terror-Förderer in der Welt. Durch ihre radikalen wahabistischen Moscheen und "Schulen" in der ganzen Welt, fördern sie Extremismus und rekrutieren Nachwuchs für den Terrorismus. Die VAE waren besonders Aktiv in der Finanzierung von Terrororganisationen in Afghanistan und Pakistan. Katar unterscheidet sich hiervon dadurch, dass die Elite des Landes versuchte, keine sektiererische Spaltung der Muslime zu betreiben, auch wenn sie die Moslembruderschaft unterstützte. Ihr große Sünde war z.B. dem wiedergewählten Präsidenten des Iran Glückwünsche zukommen zu lassen. Außerdem hatte Katar schon länger versucht, zwischen sunnitischen und schiitischen Extremisten zu vermitteln und den drohenden Religionskrieg zu verhindern. 

ABSURDISTAN IST HEUTE

Die Behauptung aber, dass Katar alleine verantwortlich für das Anwachsen des Terrorismus im Mittleren Osten wäre, ist einfach lächerlich und absurd. Und zu behaupten, dass Saudi-Arabien irgend etwas mit der Bekämpfung des Terrors, außer dem Schutz der eigenen Grenzen und der herrschenden Klasse zu tun haben könnte, kann nicht bizarrer und skurriler sein.

DIE REAKTION DES IRAN

Allerdings könnte die Kabale, wie nicht selten vorher, nach hinten losgehen. Der Iran entdeckt seine Liebe zu Katar und schickt Unmengen an Lebensmittel in das ansonsten abgesperrte Land. Und wie sich die Lage weiter entwickeln wird, ist kaum vorhersagbar, denn wir leben inzwischen in einem Irrenhaus, das von Propagandisten, Sektierern und Profitgier bestimmt wird.


1 Kommentar:

  1. Kooperation Saudi-Arabien - Israel: https://www.thetimes.co.uk/article/e3436a84-52b8-11e7-9c77-dc4d2ab46f4b

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